Finanzen

Frankreich: Rezession für 2013 wahrscheinlich

Selbst die recht optimistischen Prognosen des nationalen Statistikinstituts sehen Frankreichs Wirtschaft im kommenden Jahr nahe der Stagnation. Doch der Einbruch der Industrieproduktion lässt Schlimmeres erwarten.
21.12.2012 13:52
Lesezeit: 1 min

Aktuell:

Budgetstreit eskaliert: Den USA droht schwere Finanzkrise

In den ersten zwei Quartalen des kommenden Jahres werde die französische Wirtschaft um jeweils 0,1 Prozent wachsen, so das französische Institut für Statistik und Wirtschaftsforschung (INSEE). Durch die Vorhersage dieses minimalen BIP-Anstiegs vermeidet es die Statistikbehörde, von einer Rezession zu sprechen. Doch diese hat tatsächlich bereits im vierten Quartal 2012 begonnen.

Das Geschäftsklima in Frankreich hat sich verschlechtert, der Bausektor wird in die Rezession eintreten, und auch die Industrieproduktion wird im vierten Quartal 2012 fallen. Von diesem Rückgang ist vor allem die französische Automobilindustrie betroffen (mehr hier). Sie ist allein von August auf September um 15,8 Prozent eingebrochen, und im Oktober um weitere 4,7 Prozent zurückgegangen. Dies wird sich auf die gesamte Industrieproduktion auswirken, die im vierten Quartal um 1,5 Prozent fallen werde, so INSEE.

Insofern ist die Ankündigung einer Stabilisierung im ersten Halbjahr 2013 vor dem Hintergrund einer schwächelnden Industrieproduktion wenig glaubhaft. Doch INSEE argumentiert damit, dass die französischen Exporte aufgrund einer erwarteten Euro-Schwäche anziehen werden: im ersten Quartal um 0,7 Prozent und im zweiten Quartal um 0,8 Prozent. Aktuell jedoch macht der Euro im Vergleich zum Dollar einiges an Boden gut. INSEE geht außerdem von stabilen Investitionen der Unternehmen aus. Die Arbeitslosenquote liegt in Frankreich aktuell bei 10,5 Prozent (mehr hier).

Vor diesem wirtschaftlichen und sozialen Hintergrund sind die INSEE-Vorhersagen sehr optimistisch. Doch Pierre Moscovici, Frankreichs Wirtschaftsminister, ist sogar noch optimistischer. Er hält nämlich an seiner Prognose fest, die Wirtschaft des Landes werde über das Jahr 2013 um 0,8 Prozent wachsen. Wenn Moscovici nämlich eingestünde, dass seine Prognose nicht mehr realistisch ist, dann müsste die französische Regierung ihren Haushaltsplan für 2013 überarbeiten. Denn Frankreichs Wirtschaft müsse 2013 um die von Moscovici erwarteten 0,8 Prozent wachsen, damit Frankreich nicht die Defizitgrenze von 3 Prozent verfehlt.

Weitere Themen

USA: Wirtschafts-Wachstum schafft keine Arbeitsplätze mehr

Zypern marschiert in Richtung Staatspleite

Krisenangst: Commerzbank will Steuergelder nicht zurückzahlen

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...