Die Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) des EU-Kritikers Beppe Grillo liegt bei der mit Spannung erwarteten Bürgermeisterwahl in Rom Wählerbefragungen zufolge weit vorne. Die Spitzenkandidatin Virginia Raggi (37) käme demnach auf 34 bis 38 Prozent der Stimmen, so der Fernsehsender „La7“. Sollte sich das Ergebnis bestätigen, müsste sie am 19. Juni bei einer Stichwahl gegen Roberto Giachetti (55) antreten, den Kandidaten des Partito Democratico (PD) von Regierungschef Matteo Renzi. Giacchetti könnte laut Wählerbefragung 21 bis 25 Prozent erzielt haben.
Wir werden die Regierung in Rom übernehmen, dann die des Landes, das ist unser Ziel“, hatte die 37-Jährige Raggi am Freitag zum Ende ihrer Wahlkampagne vor Tausenden Anhängern gesagt. Sie sei bereit, die erste Bürgermeisterin der Ewigen Stadt zu werden.
Renzis Kandidat in Rom ist der etwas unscheinbare Parlamentarier Roberto Giachetti (55). Beobachter rechnen damit, dass entweder Giachetti oder die Parteivorsitzende der postfaschistischen „Fratelli d'Italia“, Giorgia Meloni (39), bei einer Stichwahl am 19. Juni gegen Raggi antreten müssen. Für einen Sieg im ersten Wahlgang wären mindestens 50 Prozent der Stimmen nötig.
Die Fünf-Sterne-Bewegung hatte bei der Parlamentswahl 2013 überraschend 25,6 Prozent der Stimmen geholt und war damit zweitstärkste Partei hinter Renzis PD geworden. Das M5S wirbt mit Ehrlichkeit und Transparenz, Kritiker werfen ihr aber populistische Züge vor.
Auch in Turin könnte die Bewegung in eine Stichwahl einziehen. Für Grillos Partei trat die erst 31 Jahre alte Unternehmerin Chiara Appendino an. Allerdings galt der derzeitige Bürgermeister Piero Fassino von der PD als klarer Favorit, Umfragen sahen ihn aber nicht über der nötigen 50-Prozent-Marke.
In Mailand galt hingegen ein Sieg von Renzis Partei PD mit dem Kandidaten Giuseppe Sala als wahrscheinlich. Sala war der Chef der im Oktober zu Ende gegangenen Weltausstellung in der lombardischen Metropole.
„Wie wir immer wieder betont haben, ist dies keine Abstimmung über die Regierung, aber die Wahlen sind trotzdem sehr wichtig, weil die Bürger die Zukunft ihrer Städte bestimmen können“, hatte Renzi zuvor betont. Der eigentliche Test für seine Regierung steht im Oktober an, wenn ein wichtiges Verfassungsreferendum über seine politische Zukunft entscheiden wird.
Insgesamt waren bei der Abstimmung 13 Millionen Menschen in weiten Teilen Italiens zu den Urnen gerufen. Gewählt wurde in mehr als 1300 Gemeinden sowie in wichtigen Metropolen wie Mailand, Neapel und Turin. Für die Regierung Renzi wurde die Kommunalwahl als wichtiger Stimmungstest gewertet.
Die Wahlbeteiligung war wie erwartet gering, sie habe vorläufigen Daten zufolge bei etwa 65 Prozent gelegen, teilte das Innenministerium mit.