Politik

Erdogan verliert Rechtsstreit gegen Springer-Chef Döpfner

Lesezeit: 1 min
21.06.2016 14:16
Eine Beschwerde des türkischen Präsidenten Erdogan gegen Springer-Chef Döpfner wurde durch das Oberlandesgericht Köln zurückgewiesen. Döpfner hatte sich zuvor in einem offenen Brief mit dem Satiriker Jan Böhmermann solidarisiert.
Erdogan verliert Rechtsstreit gegen Springer-Chef Döpfner

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat im Rechtsstreit um den Fall Böhmermann einen Rückschlag erlitten. Das Oberlandesgericht (OLG) Köln wies am Dienstag eine Beschwerde Erdogans gegen Äußerungen von Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner zurück, wie Reuters berichtet. Dieser hat sich mit dem Satiriker Jan Böhmermann solidarisiert, der wiederum im ZDF ein Schmähgedicht über Erdogan vorgetragen hatte. „Gegen diesen Beschluss ist kein Rechtsmittel gegeben“, betonte das OLG. Erdogan könne höchstens noch Verfassungsbeschwerde einlegen. Eine Anwältin Erdogans ließ das weitere Vorgehen offen. „Theoretisch wäre jetzt denkbar, eine Hauptsacheklage anzustrengen. Ob der Mandant das möchte, müssen wir abwarten“, sagte Anja Wilkat zu Reuters.

Die Richter vom OLG bestätigten damit die Einschätzung der Vorinstanz und bewerteten Döpfners Worte als vom Grundgesetz „geschützte zulässige Meinungsäußerung“. Erdogans Anwältin betonte hierzu: „Wir sehen das anders.“ Anfang Mai hatte das Landgericht Köln bereits einen Antrag des türkischen Präsidenten auf einstweilige Verfügung gegen den Springer-Chef abgelehnt.

Böhmermann hat Erdogan in Vulgärsprache beleidigt, um nach eigenen Worten die Grenzen dessen aufzuzeigen, was in Deutschland als Satire erlaubt ist und was nicht. Die türkische Regierung forderte daraufhin ein Strafverfahren gegen Böhmermann nach Paragraf 103, der die Beleidigung ausländischer Staatsoberhäupter unter Strafe stellt. Jüngst erzielte Erdogan einen Teilerfolg vor dem Hamburger Landgericht. Die Richter erließen auf Antrag des türkischen Präsidenten eine einstweilige Verfügung gegen den Satiriker und untersagten ihm die Wiederholung großer Teile seines Gedichts.

Der Springer-Chef stärkte in einem offenen Brief Böhmermann den Rücken und wollte damit die Kunst- und Satirefreiheit verteidigen. „Ich finde Ihr Gedicht gelungen. Ich habe laut gelacht“, schrieb Döpfner im April. Der Medienmanager fügte hinzu, er wolle sich Böhmermanns „Formulierungen und Schmähungen inhaltlich voll und ganz anschließen und sie mir in jeder juristischen Form zu eigen machen“. Dieses Zu-Eigen-Machen einer fremden Äußerung kann nach Angaben des OLG zwar im Presserecht zu einer „erhöhten Verantwortlichkeit führen“. Dies sei in Döpfners Fall aber nicht gegeben. Die Richter bemängelten auch nicht, dass der Manager in seinem offenen Brief das Wort „Ziegenficker“ benutzte. Denn damit habe Döpfner nur auf eine Passage des Gedichts „Bezug genommen“, nicht aber Erdogan bezeichnet.

Zuletzt hatte Döpfner bekräftigt: „Selbstverständlich bereue ich nichts. Ich stehe zu jedem Wort und jedem Komma, das ich in meinem Brief an Herrn Böhmermann geschrieben habe.“ Springer lehnte einen Kommentar zum Beschluss des OLG ab.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Steinmeier unter Feuer: Kontroverse um Ukraine-Hilfen und Taurus-Lieferungen
30.04.2024

Bundespräsident Steinmeier steht wegen seiner Aussagen zur Ukraine-Hilfe in der Kritik. Politiker werfen ihm vor, seine Rolle nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen SAP Stellenabbau: Abfindungsangebote stehen, 2600 Jobs sollen wegfallen
30.04.2024

Im Rahmen der weltweiten Umstrukturierung von SAP sollen 2600 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut werden. Nun wurden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ukraine-Krieg: So ist die Lage
30.04.2024

Ukraine ruft nach dringender Militärhilfe, während tägliche Raketenangriffe weiterhin zivile Opfer fordern. Selenskyj und Stoltenberg...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Massenprotest bei Thyssenkrupp: Beschäftigte fordern Arbeitsplatzerhalt
30.04.2024

Bei Deutschlands größtem Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel ist viel im Umbruch. Arbeitnehmervertreter fordern Standortgarantien und...

DWN
Immobilien
Immobilien Vonovia dreht das Blatt: Gewinn nach Milliardenverlust
30.04.2024

Nach einem harten Jahr meldet Deutschlands Immobiliengigant Vonovia einen beeindruckenden Gewinn – ein Wendepunkt. Seine Aktie springt...

DWN
Finanzen
Finanzen Einzelhandel erlebt Umsatzsprung: Hoffnung auf Konsumaufschwung wächst
30.04.2024

Deutschlands Einzelhandel verzeichnet den stärksten Umsatzanstieg seit über zwei Jahren, mit realen Zuwächsen und positiven Aussichten...

DWN
Technologie
Technologie Rakete eines deutschen Start-ups soll in den nächsten Tagen ins Weltall starten
30.04.2024

Elon Musk hat auch klein angefangen: Erstmals seit Jahrzehnten soll nun eine kommerzielle Trägerrakete eines deutschen Unternehmens...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschlands Wirtschaft trotzt Erwartungen: Wachstum statt Rezession im ersten Quartal
30.04.2024

Deutschlands Wirtschaft wächst trotz düsterer Prognosen: 0,2 Prozent Wachstum im ersten Quartal. Auch der Einzelhandel gibt Anlass zur...