Politik

Russland: Razzia beim kritischen Sender Moskauer Echo

Der russische Geheimdienst FSB hat eine Razzia beim unabhängigen Radiosender Moskauer Echo durchgeführt. Der Sender ist prononciert kritisch. Russlands Präsident Putin fürchtet, dass der Westen Russland destabilisieren könnte. Möglicherweise ist der Sender deshalb ins Visier der Behörden geraten.
06.07.2016 01:02
Lesezeit: 1 min

Gegen den Radiosender Moskauer Echo hat es am Dienstag eine Razzia des russischen Geheimdiensts FSB gegeben. Der FSB ermittelt nach eigenen Angaben wegen eines Beitrags auf der Internetseite des Senders, in dem zur "Verletzung der territorialen Unabhängigkeit Russlands" und zum "Hass" aufgerufen werde. FSB-Agenten beschlagnahmten demnach die "elektronische Korrespondenz" zwischen den Redakteuren des Radiosenders und dem möglichen Verfasser des Beitrags.

Der Chefredakteur des Senders Moskauer Echo, Alexej Wenediktow, teilte im Internetdienst Twitter mit, der FSB habe ihn zum Verhör einbestellt. Es gehe um einen Beitrag des oppositionellen Autors Andrej Pjontkowski über Moskaus Politik in der russischen Kaukasusrepublik Tschetschenien.

In dem im Januar veröffentlichten Artikel mit dem Titel "Eine Bombe bereit zum Explodieren" kritisierte der 74-jährige Pjontkowski die Lage in der von Ramsan Kadyrow mit harter Hand regierten Teilrepublik und forderte die russischen Behörden auf, den Tschetschenen die Unabhängigkeit zu gewähren.

Die Staatsanwaltschaft hatte wegen des Beitrags Ermittlungen eingeleitet. Die Leitung des Senders hatte kurz nach der Veröffentlichung des Artikels die beiden letzten Absätze wieder entfernt, in denen Pjontkowski direkt zur Unabhängigkeit Tschetscheniens aufrief.

Pjontkowski verließ Russland einen Monat nach der Veröffentlichung des Beitrags aus Furcht vor einem juristischen Nachspiel. 2010 hatte er einen offenen Brief der Opposition an den damaligen russischen Regierungschef und heutigen Präsidenten Wladimir Putin initiiert, in dem dieser zum Rücktritt aufgefordert wurde.

Der Sender gehört laut Bloomberg zum Engerie-Konzern Gazprom. Minderheitsgesellschafter sind die Journalisten des Senders.

Russlands Präsident Putin fürchtet seit geraumer Zeit, dass westliche Geheimdienste in Russland eine Farbenrevolution anzetteln könnten.

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