Aktuell: Chronologie der Ereignisse
Die Bundesregierung stellt sich auf eine Krisenlage wegen der tödlichen Attacken in München ein. Am Freitagabend kamen nach dpa-Informationen im Kanzleramt Mitarbeiter zusammen, um die Geschehnisse in der bayerischen Landeshauptstadt zu verfolgen und Kontakt mit allen zuständigen Stellen zu halten. Alle von den Angriffen thematisch betroffenen Regierungsmitglieder seien alarmiert, hieß es. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) war nicht persönlich im Kanzleramt. Innenminister Thomas de Maizière (CDU), der wegen des Attentats in Würzburg am Montagabend seinen Urlaub unterbrochen hatte, war am Abend noch auf dem Weg in die USA.
"Unsere Gedanken sind bei den Opfern des Anschlages, bei ihren Familienangehörigen und auch bei Polizisten, die unsere Freiheit und Sicherheit verteidigen", sagte Kanzleramtsminister Peter Altmaier im ZDF heute journal. Bundeskanzlerin Angela Merkel werde fortlaufend unterrichtet, die zuständigen Minister seien auf dem Weg nach Berlin. Am Samstag werde im Bundessicherheitskabinett die Lage erörtert, so Altmaier. Zum derzeitigen Augenblick sei die genaue Zahl der Täter unklar. "Wir haben von einer Person die Gewissheit, dass sie an diesem Anschlag beteiligt war." Sie befinde sich auf der Flucht. "Es gibt ganz unterschiedliche Bericht, auch unterschiedliche Zeugenaussagen. Deshalb schließen wir zum jetzigen Zeitpunkt keine Hypothese aus." Die Sicherheitsbehörden ermittelten in alle Richtungen.
"Wir können leider nicht ausschließen, dass es auch terroristische Bezüge gibt. Wir können sie nicht bestätigen. Aber wir ermitteln auch in diese Richtung", ergänzte Altmaier im Interview mit den Tagesthemen am späten Freitagabend. "Und weil es so ist, haben wir zwischen Bund und Ländern, vor allen Dingen in Absprachen mit der bayerischen Polizei, alles in die Werk gesetzt, um weiteren Schaden, weitere Verluste zu verhindern." Nach der grausamen Attacke von Würzburg vor wenigen Tagen sei dies bereits der zweite Anschlag innerhalb kürzer Zeit. "Das was wir in heute in München erlebt haben, fordert uns. Wir sind entschlossen, alles zu tun, damit Terror und Gewalt und menschenverachtende Gewalt keine Chance in Deutschland haben", sagte der Minister. "Jeder einzelne Tote, jedes einzelne Opfer ist einer zu viel." Deshalb geben man den Sicherheitskräften die Rückendeckung, die sie bräuchten.
Das Gelände um das Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) im Norden der Stadt wurde großräumig abgesperrt. Der Einsatz laufe in der gesamten Innenstadt, erklärte die Polizei auf Twitter. Sie ruft die Bevölkerung weiter auf, die Öffentlichkeit zu meiden.
Die Chronik der Ereignisse - hier.
Watch as @POTUS provides an update on the developing situation in #Munich, Germany: t.co/RKJMCirtS9
— The White House (@WhiteHouse) July 22, 2016
US-Präsident Barack Obama hat die Hilfe seines Landes zugesichert. Bei einem Treffen mit Strafverfolgungsbeamten sagte Obama am Freitag, er sei über die Ereignisse im Olympia-Einkaufszentrum auf dem Laufenden gehalten worden. "Deutschland ist einer unserer engsten Verbündeten, also bieten wir all die Unterstützung an, die sie bei der Bewältigung dieser Lage nötig haben können."
Der französische Präsident François Hollande richtete am Freitagabend eine "persönliche Unterstützungsbotschaft" an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), wie in Paris mitgeteilt wurde.
Der britische Außenminister Boris Johnson hat sich am Freitagabend „zutiefst schockiert“ und „traurig“ über die tödlichen Schüsse in München geäußert. „Meine Gedanken sind bei den Opfern, deren Liebsten und ganz Deutschland zu dieser Zeit“, schrieb Johnson in einer Twitter-Mitteilung.
Der französische Außenminister Jean-Marc Ayrault hat angesichts des Attentats in München seine Verbundenheit mit Deutschland betont. „Solidarität mit Deutschland, das in diesem Augenblick einer schweren Prüfung unterzogen wird“, schrieb Ayrault am Freitagabend auf Twitter.
Bundespräsident Joachim Gauck sagte: «Der mörderische Angriff in München entsetzt mich zutiefst», wurde Gauck in einer Mitteilung des Bundespräsidialamtes zitiert. In Gedanken sei er bei allen Opfern und bei allen, die um einen geliebten Menschen trauerten oder fürchteten. Er wandte sich auch an die Rettungskräfte: «Und ich fühle mich allen verbunden, die im Einsatz sind, um Menschen zu schützen und Leben zu retten.»
Das US-Generalkonsulat in München riet unterdessen US-Bürgern, zu ihrer eigenen Sicherheit Plätze und Straßen zu meiden. Die Täter seien auf der Flucht. Nach Angaben der Münchener Polizei waren die drei Tatverdächtigen mit Langwaffen bewaffnet. Der Aufenthaltsort der flüchtigen Täter sei noch unklar, hieß es.
"Wir haben einen Terrorverdacht", sagte ein Polizeisprecher am Freitagabend. Dieser bestehe auf Grundlage der Aussagen verschiedener Zeugen.
Allerdings gebe es bisher keinen Hinweis auf einen islamistischen Terroranschlag. Die Zahl der Toten bei der Schießerei bezifferte der Sprecher mit sechs, die Zahl der Verletzten blieb zunächst unklar.