Finanzen

Veraltete US-Bankomaten sind Risiko für europäische Kunden-Daten

Die USA sind ein El Dorado für Bankomat-Betrügereien: Kriminelle nutzen die Sicherheitslücken, um mit geklauten Informationen über Kredit- und Girokarten der Europäer deren Konten anzuzapfen. Den Banken ist ein Nachrüsten der Automaten zu teuer.
08.01.2013 23:48
Lesezeit: 2 min

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Der Betrug mit Kredit- und Bank-Karten kostet die EU-Bürger jedes Jahr etwa 1,5 Milliarden Euro. Dies geht aus dem aktuellen Bericht der Europol hervor. Die überwiegende Mehrheit der Betrugsfälle mit den Karten ereignet sich jedoch nicht in der EU selbst, sondern „in Übersee, vor allem in den Vereinigten Staaten“, heißt es in dem Europol-Bericht.

Zwar seien die Sicherheitsvorkehrungen auf den europäischen Karten, wie etwa eingebaute Chips und erforderliche PINs gut, doch in den USA können diese leicht umgangen werden, da viele Geldautomaten nicht kompatibel mit dem europäischen Sicherheitssystem sind.

Die Cash-Maschinen sind für die Verbrecher in den USA besonders dankbare Objekte, weil sie meist uralt und leicht zu manipulieren sind.

Die Kriminellen nutzen Transaktionen im Internet, um an die erforderlichen Informationen über die Kredit- und Girokarten zu gelangen. Diese bauen quasi Kopien der Karten nach, um Geld an den weniger sicheren Geldautomaten in den USA oder beispielsweise in Mexiko etc. abzuheben. „Es gibt mehrere Länder, die als bedeutender Markt für illegale Transaktionen mit gefälschten EU-Karten“ gelten, warnt Europol in seinem Bericht (hier). Alle 27 EU-Mitgliedsstaaten hätten beispielsweise derartige Fälle aus den USA gemeldet. Auch in der Dominikanischen Republik, in Kolumbien, Russland, Brasilien und Mexiko nutzen kriminelle Banden die schlechte Sicherheitsstruktur bestimmter Geldautomaten.

Lediglich ein globaler Standard bei den Sicherheitsvorkehrungen könnte die Verbrechen beispielsweise mit gefälschten Karten an Geldautomaten reduzieren. Aber die Kosten, um diesen Standard überall umzusetzen, seien außergewöhnlich hoch. Und Banken sind letztlich „profitorientierte Unternehmen, weswegen die Reduzierung dieser Verbrechen nicht immer Priorität bei der Einführung neuer Produkte und Bankdienstleistungen genießt“, erklärt Europol.

Aber nicht nur die Geldautomaten in Übersee gefährden die Sicherheit der Kredit- und Girokarten der EU-Bürger. Oft nutzen Kriminelle Online-Transaktionen Europol zufolge, um an persönliche Daten, Kreditkartennummern und andere sensible Informationen zu gelangen. Diese verkaufen sie entweder weiter oder versuchen damit Online-Käufe zu tätigen. „Kreditkarten-Informationen und Anmeldedaten von Bankkonten sind die am meisten beworbenen Waren in der Untergrund-Wirtschaft“, heißt es im Europol-Bericht. Im Jahr 2011 machten diese 60 Prozent des Betruges mit Kredit- bzw- Girokarten aus und verursachten Verluste in Höhe von 900 Millionen Euro. Auch in diesem Fall wurden bisher die meisten Verbrechen in Bezug auf Karten der EU-Bürger von Kriminellen in den USA verübt, so Europol.

Die Risiken für die Kriminellen sind minimal, da die europäischen Behörden Europol zufolge für eine grenzüberschreitende Verbrechensbekämpfung rechtlich nicht ausreichend ausgerüstet sind. Milde Urteile sind, wenn diese überhaupt zustande kommen, die Folge. Zusätzlich dazu fehlen oft spezifische Vereinbarungen über die Erstattung von Verlusten bei weniger gut geschützten Endgeräten, so dass die „Mehrheit der so verursachten Schäden bei den EU-Emittenten“ liege, erklärt Europol.

 

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