Politik

Bundestags-Abgeordnete verdienen Millionen mit Nebeneinkünften

Lesezeit: 1 min
09.08.2016 14:02
Abgeordnete des Bundestages haben seit der letzten Wahl mindestens 18 Millionen Euro an Nebeneinkünften erzielt. Dieser Betrag könnte noch deutlich höher sein, weil die Berechnungen auf den Auskünften der Parlamentarier basieren und diese keine genauen Zahlen angeben müssen.
Bundestags-Abgeordnete verdienen Millionen mit Nebeneinkünften

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Politik  

Die Abgeordneten des Bundestags haben seit der letzten Wahl mindestens 18,07 Millionen Euro an Nebeneinkünften kassiert, berichtet AFP. Rund jeder vierte der 630 Parlamentarier gibt für die laufende Legislaturperiode zusätzliche Einkommen von mehr als eintausend Euro an, wie die Transparenzorganisation abgeordnetenwatch.de am Dienstag mitteilte. An der Spitze der Nebenverdiener stehen Politiker von CDU und CSU.

Die Organisation beruft sich in ihren Berechnungen auf die Selbstauskünfte der Parlamentarier. Allerdings müssen die Abgeordneten die Höhe ihrer monatlichen Nebeneinnahmen nicht auf den Euro genau, sondern nur in bestimmten Stufen angeben. Die unterste umfasst etwa den Bereich von 1000 bis 3500 Euro, die zehnte und höchste Stufe Einnahmen ab 250.000 Euro - ohne Obergrenze. In dieser Legislaturperiode bezogen den Angaben zufolge insgesamt 162 Volksvertreter neben ihrem Mandat zusätzliche Einkünfte.

Die Gesamtsumme von rund 18 Millionen Euro ist laut abgeordnetenwatch.de nur die untere Grenze. Tatsächlich könnten die Abgeordneten bis zu 33,6 Millionen Euro zusätzlich verdient haben. Der Grund für den enormen Graubereich liege in den weit gefassten Stufen des Meldesystems für Nebeneinkünfte, erklärte abgeordnetenwatch.de. Sechs Parlamentarier wiesen demnach sogar Zusatzeinkünfte der nach oben unbegrenzten Höchststufe aus. Ob ein Abgeordneter 250.001 Euro, eine Million oder sogar mehr erhalte, sei nicht ersichtlich. „Die Abgeordneten müssen endlich sämtliche Nebeneinkünfte offenlegen, und zwar vom ersten Euro bis zum letzten Cent“, forderte der Geschäftsführer von abgeordnetenwatch.de, Gregor Hackmack.

Bei Freiberuflern und Selbstständigen wie Landwirten, Rechtsanwälten oder Unternehmensberatern sei nicht einmal bekannt, woher die Einkünfte stammten. Alle Vertragspartner oder Mandanten, die sie auf der Parlamentshomepage aufführen müssten, blieben nach den derzeitigen Veröffentlichungsregeln namenlos. Laut abgeordnetenwatch.de stammen mindestens 3,3 Millionen Euro aus anonymen Quellen. „Wenn unsere Volksvertreter mehrere Millionen Euro von unbekannten Geldgebern kassieren, ist dies ein Einfallstor für Lobbyisten“, kritisierte Hackmack. Nur wenige Abgeordnete wie die Landwirte Philipp Graf Lerchenfeld und Albert Stegemann legen demnach freiwillig offen, wer ihre Geschäftspartner sind.

Der CSU-Abgeordnete Lerchenfeld meldete den Angaben zufolge mit mindestens 1,73 Millionen Euro die höchsten Nebeneinkünfte. Platz zwei belegt der CDU-Politiker Johannes Röring (mindestens 1,3 Millionen Euro), gefolgt von Parteifreund Stegemann (mindestens 1,2 Millionen Euro). Als selbstständige Landwirte haben sie allerdings auch Ausgaben für Mitarbeiter und Maschinen. Als erster SPD-Politiker liegt auf Platz sieben Peer Steinbrück, der für Vorträge und Buchhonorare in dieser Legislaturperiode mindestens 590.500 Euro kassierte. Der frühere Finanzminister hatte vergangenen Monat angekündigt, Ende September sein Mandat niederzulegen. Von den CSU-Abgeordneten im Bundestag hat laut abgeordnetenwatch.de fast jeder zweite eine bezahlte Nebentätigkeit (27 von 56 Parlamentarier). Bei der CDU seien es 29 Prozent (74 von 255), bei der SPD 21 Prozent (41 von 193), bei den Grünen 17,5 Prozent (11 von 63) und bei der Linkspartei 14 Prozent (neun von 64).

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Sicher beschaffen in Krisenzeiten

Die Auswirkungen von Krisen wie die Corona-Pandemie oder der Ukraine-Krieg und damit verbundene Versorgungsengpässe stellen auch den...

DWN
Politik
Politik Slowakei: Pro-russischer Fico gewinnt Wahlen
01.10.2023

Die Partei des linksgerichteten früheren Ministerpräsidenten Robert Fico hat die Parlamentswahl in der Slowakei gewonnen. Sie kann aber...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft China Sprint: Deutsche Unternehmen unter Druck
30.09.2023

Die jüngsten Zahlen belegen, dass es notwendig ist die Handelsstrategie gegenüber der chinesischen Wirtschaftsmacht zu ändern. China hat...

DWN
Politik
Politik Politik und Krankenkassen ruinieren den Medikamentenmarkt
30.09.2023

Seit etwa fünfzehn Jahren gibt es in Europa immer wieder Probleme bei der Versorgung von Patienten mit Medikamenten. Diese Situation wird...

DWN
Politik
Politik Ukraine wollte mit Hilfe des Westens Syrien und Iran bombardieren
30.09.2023

Die Ukraine hat einem Medienbericht zufolge die westlichen Verbündeten um Hilfe bei der Durchführung von Raketenangriffen auf den Iran...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft USA: Gewinne der Unternehmen steigen auf Rekordhoch
30.09.2023

Trotz historisch hoher Zinsen können die USA eine Rezession offenbar vermeiden. Die Gewinne der Unternehmen sind auf ein neues Rekordhoch...

DWN
Politik
Politik Merz will mit Scholz über illegale Migration sprechen
30.09.2023

Der Wahlkampf nimmt Fahrt auf. CDU-Chef Merz fordert Bundeskanzler Scholz heraus, gemeinsam eine Lösung für die illegale Migration nach...

DWN
Politik
Politik Elon Musk kritisiert deutsche Migranten-Transporte nach Italien
30.09.2023

Tesla-Gründer Elon Musk hat kritisiert, dass deutsche Schiffe massiv illegale Migranten nach Italien transportieren, und spricht dabei von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Wirtschaft hat sich stabilisiert
30.09.2023

Chinas Produktionstätigkeit ist im September erstmals seit sechs Monaten wieder gestiegen. Kann das Land sein Wachstumsziel von 5 Prozent...