Finanzen

Investitionen in deutsche Start-Ups sacken deutlich ab

Die Investitionen in junge deutsche Unternehmen haben sich im ersten Halbjahr halbiert. Zudem verlor Berlin den Titel als Europas Hauptstadt für Start-ups und fiel hinter London, Stockholm und Paris zurück.
17.08.2016 03:40
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Investoren haben einer Studie zufolge im ersten Halbjahr deutlich weniger Geld in deutsche Start-ups investiert. Der Gesamtwert der Risikokapitalinvestitionen habe sich auf 957 Millionen Euro von knapp zwei Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum mehr als halbiert, hieß es in einer am Dienstag veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung EY. Im europäischen Ländervergleich sei Deutschland damit auf den dritten Platz zurückgefallen, hinter Großbritannien (2,2 Milliarden Euro) und Schweden (1,0 Milliarden Euro). Zugleich habe Berlin den Titel als Europas Start-up-Hauptstadt verloren: Das Investitionsvolumen summierte sich auf 520 Millionen Euro, während London auf 1,3 Milliarden Euro kam, Stockholm auf eine Milliarde Euro und Paris auf 673 Millionen Euro.

„Auf den ersten Blick wirken die Zahlen bedenklich“, sagte EY-Partner Peter Lennartz. „Doch ein zweiter Blick zeigt ein positives Bild: Immer mehr deutsche Start-ups erhalten frisches Kapital.“ So sei die Zahl der Finanzierungsrunden um 60 Prozent auf 249 gestiegen. „Das zeigt, dass deutsche Jungunternehmen für Investoren so attraktiv sind wie nie zuvor“, sagte Lennartz. Ohnehin sei ein großer Teil der Rekordzahlen aus dem vergangenen Jahr auf Einmaleffekte zurückzuführen. So habe etwa Rocket Internet durch den Börsengang frisches Geld erhalten und in andere Start-ups investiert. Ohne solche Einmaleffekte hätte sich das Investitionsvolumen in diesem Jahr sogar erhöht. „Unterm Strich zeigen die aktuellen Zahlen, dass die Start-up-Szene in Deutschland erwachsen geworden ist und auf einer breiteren Basis steht als je zuvor“, sagte der Experte.

Das meiste Geld in Deutschland floss den Angaben zufolge im ersten Halbjahr in Start-Ups aus dem Finanzbereich (FinTech). Insgesamt entfielen auf diesen Bereich 229 Millionen Euro. Spitzenreiter bei den Finanzierungsrunden war hingegen der Online-Handel vor Software- und Analyseunternehmen und den FinTechs.

Die Brexit-Entscheidung der Briten dürfte Lennartz zufolge zunächst kaum Folgen für die deutsche Start-up-Szene haben. Verschiebungen könnte es aber mittelfristig vor allem im Bereich Finanzdienstleistungen geben. „Derzeit ist London der wichtigste europäische FinTech-Standort“, sagte Lennartz. „Sollte den FinTech-Unternehmen nach dem Brexit aber der Zugang zu den Verbrauchern in der EU versperrt sein, könnte dies ein wichtiger Grund sein, London zu verlassen oder zumindest eine Dependance in der EU zu gründen.“ Davon könnte in Deutschland neben Berlin auch Frankfurt profitieren, sagte der EY-Experte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...