Unternehmen

Hanjin-Pleite: Schiffe, Fracht und Seeleute weltweit gestrandet

Die Pleite der Reederei Hanjin hat für Fracht, Seeleute und Schiffe weitreichende Folgen: Weltweit wird Schiffen des Unternehmens die Einfahrt zu Häfen versperrt, einige wurden sogar beschlagnahmt. Die Häfen wollen Fracht und Schiffe als Pfand für unbezahlte Rechnungen.
03.09.2016 01:55
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Zahlungsunfähigkeit der größte südkoreanischen Reederei Hanjin Shipping sorgt weltweit in der Industrie für große Verunsicherung. Dutzenden Schiffen, die Hanjin betreibt, wurde die Zufahrt zu Häfen oder zu den Containerterminals verwehrt, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Die BBC berichtet von Beschlagnahmungen, weil die Häfen nach Sicherheiten für ihre unbezahlten Rechnungen suchen. Vielen Schiffen wurde das Abladen ihrer Fracht verwehrt. Der Stillstand kommt für den Welthandel zur Unzeit, weil im September die wichtigste Zeit für das Weichnachtsgeschäft ist. Es kann zu erheblichen Unterbrechungen in der Lieferkette kommen.

Per Gerichtsbeschluss soll das Unternehmen bis zum November einen neuen Rettungsplan vorlegen.

Nach Berichten südkoreanischer Medien wurden in einigen Ländern mittlerweile auch mehrere Schiffe der weltweit siebtgrößten Container-Reederei in Beschlag genommen. Eine Firmensprecherin bestätigte aber nur einen Fall, bei dem ein Schiff in Singapur festgehalten werde. Wie die Financial Times schreibt, sei es offenbar das Ziel der singapurischen Behörden, das Schiff als Pfand für spätere Schuldenverhandlungen zu benutzen.

Bisher hätten 44 weitere Schiffe in zahlreichen Ländern einschließlich Südkoreas nicht in Häfen einfahren oder an den Terminals anlegen dürfen, hieß es weiter. Für Schiffe, Fracht und Seeleute sehe es derzeit schlecht aus. Es werde befürchtet, dass Gebühren nicht mehr bezahlt werden. Hanjin betreibt derzeit eine Flotte von 132 Containerschiffen und Massengutfrachtern. Von den Schiffen sind 59 in Eigenbesitz, bei den übrigen 73 handelt es sich um gecharterte Schiffe.

Das Zentralgericht in Seoul habe am Donnerstagabend dem Antrag auf Insolvenzverwaltung stattgegeben, der eine Normalisierung unter gerichtlicher Aufsicht vorsehe, sagte die Firmensprecherin in Seoul. Bis zum 25. November müsse der Sanierungsplan vorliegen.

Bis dahin soll die Schuldenrückzahlung eingefroren und der Zugriff der Gläubiger auf Vermögenswerte blockiert werden. Wird der Plan abgelehnt, droht die Abwicklung des mit umgerechnet fast fünf Milliarden Euro verschuldeten Unternehmens.

Die Aussichten und eine erfolgreiche Sanierung gelten als unsicher. Überkapazitäten und der schwache Seehandel hatten die Tochterfirma der Hanjin-Gruppe, zu der auch die südkoreanische Fluggesellschaft Korean Air gehört, in große Zahlungsnot gebracht. Der Financial Times zufolge leidet der Container-Handel insbesondere darunter, dass die Gesellschaften ihre Kapazitäten nicht an den seit 2014 abkühlenden Welthandel angepasst hätten. „Die Industrie, welche seit ihrer Gründung 1956 beinahe jedes Jahr gewachsen ist, hat Schwierigkeiten, sich an die seit Ende 2014 begonnene Stagnation im Wachstum anzupassen, weil Werften immer noch viele neue Schiffe auf den Markt bringen. Die Nachfrage nach dem Transport von Containern stieg im zweiten Quartal um 2 Prozent, während das Kapazitätsangebot im selben Zeitraum um 6 Prozent zunahm, wie die Reederei Maersk berichtet.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch zur Eröffnung am Freitag
09.05.2025

Zum Handelsbeginn am Freitag hat der DAX ein frisches DAX-Rekordhoch erreicht. Die im April gestartete Erholungswelle nach dem ersten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen nur noch geringfügig an - ist das die Trendwende?
09.05.2025

Der Anstieg der Insolvenzen in Deutschland hat sich im April deutlich verlangsamt. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Monatsvergleich...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie profitiert von starkem Jahresauftakt - und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag leicht zugelegt. Das deutsche Geldhaus überraschte mit einem...

DWN
Politik
Politik Zweite Kanzlerreise: Erwartungen an Merz in Brüssel steigen
09.05.2025

Nur drei Tage nach seinem Amtsantritt ist Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu seiner zweiten Kanzlerreise aufgebrochen – Ziel ist...

DWN
Technologie
Technologie Meta trainiert KI mit Ihren Daten – ohne Ihre Zustimmung. So stoppen Sie das jetzt!
09.05.2025

Ab dem 27. Mai analysiert Meta öffentlich sichtbare Inhalte von Facebook- und Instagram-Nutzern in Europa – zur Schulung seiner...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Silicon Valley wankt: Zölle, Zoff und zerplatzte Tech-Träume
08.05.2025

Während Europa auf seine Rezession zusteuert und China seine Wirtschaft auf staatlicher Kommandobasis stabilisiert, gibt es auch im sonst...