Banken in Großbritannien fürchten, dass die Frist zur Umstellung der Geschäftsmodelle auf den "Brexit" zu knapp bemessen ist. Die für die Ausstiegsverhandlungen mit der Europäischen Union vorgesehenen zwei Jahre seien dafür nicht ausreichend, klagten mehrere Branchenvertreter am Mittwoch vor einem Ausschuss des Oberhauses in London. "Es handelt sich um einen mehrjährigen Prozess, wenn er sicher abgeschlossen und die Finanzstabilität nicht in Gefahr geraten soll", sagte Top-Manager Alex Wilmot-Sitwell von der Bank of America Merrill Lynch Er veranschlage dafür bis zu drei Jahre. Auch Führungskraft Douglas Flint von der Großbank HSBC stieß ins gleiche Horn: Ein Londoner Geldhaus brauche mehrere Jahre für die riesige Aufgabe, einen Ableger in der EU aus dem Boden zu stampfen.
Die Briten hatten sich im Juni mehrheitlich dafür entschieden, die EU zu verlassen. Doch erst wenn die Regierung in London ihr Austrittsgesuch nach Artikel 50 der EU-Verträge übermittelt hat, können die Verhandlungen beginnen. Und Premierministerin Theresa May will den Antrag nicht vor Ende des Jahres stellen.
Für den Londoner Finanzplatz ist vor allem der sogenannte EU-Pass wichtig. Er ermöglicht Banken den ungehinderten Zugang zu den Kapitalmärkten der EU. Finanzminister Philip Hammond will nach eigenen Worten bei den Verhandlungen das Beste herausholen, damit London seine Führungsrolle als Finanzzentrum behalten könne. Die britischen Geldhäuser streben einen gleitenden Übergang an. Für die Verhandlungen über die Bedingungen des "Brexit" sind nach EU-Recht zwei Jahre vorgesehen. Der Europäische Rat könnte diese Frist theoretisch jedoch einstimmig und im Einvernehmen mit Großbritannien verlängern.