Politik

Lagarde: Korruption zerstört Vertrauen in Finanz-System

Lesezeit: 1 min
21.09.2016 02:07
Die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, hat Korruption und unethisches Verhalten in einer Rede scharf verurteilt. Lagarde muss sich wegen der Veruntreuung von Steuergeldern in Frankreich vor Gericht verantworten.
Lagarde: Korruption zerstört Vertrauen in Finanz-System

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, hat Korruption sowie unethisches Verhalten scharf kritisiert. Ihre zu Beginn einer Konferenz in Washington geäußerte Kritik zielte auf die wachsende Entfremdung zwischen den Völkern auf der einen Seite und internationalen Organisationen und Banken auf der anderen Seite.

„Ein Schlüsselfaktor, der dieses Misstrauen nährt, ist korruptes und unethisches Verhalten – tatsächliches oder wahrgenommenes – im öffentlichen und im privaten Bereich. Denken Sie nicht nur an Bernie Maddoff oder an den Libor-Skandal. Sondern auch an den Fifa-Skandal, der die Sportwelt erschütterte oder die Vorkimmnisse um Petrobras, die beinahe ein gesamtes politisches System umfassten“, sagte Lagarde.

„Sowohl die tatsächliche Korruption als auch der Verdacht darauf können für eine Gesellschaft hochgradig zersetzend sein. Dies hat zur wachsenden Unterstützung für populistische Kräfte geführt. Korruption im öffentlichen Bereich schwächt die steuerlichen Kapazitäten, schreckt Investoren ab, zementiert Ineffizienz und bring Armut und Ungleichheit mit sich“, so Lagarde weiter.

Die IWF-Chefin appellierte an die Staaten, Korruption durch eine Stärkung der Herrschaft des Rechts und mehr steuerliche Transparenz zu bekämpfen. „Sonnenschein ist die beste Desinfektion“, sagte sie.  Sie forderte eine Kultur der Werte. Im öffentlichen Sektor setze dies „Beamte voraus, die stolz auf ihre Unabhängigkeit von privaten Einflüssen und öffentlichen Einmischungen sind.“

Gegen Lagarde selbst wird seit Jahren ermittelt. Der Prozess gegen sie in Zusammenhang mit der Tapie-Affäre in Frankreich startet Mitte Dezember (Video am Anfag des Artikels). Das zuständige Gericht setzte die Verhandlungen am Montag auf die Zeit vom 12. bis 20. Dezember an. Lagarde werde dort erscheinen, sagte ihr Anwalt. Dabei geht es um ihre Rolle als ehemalige französische Finanzministerin bei einer Zahlung von 400 Millionen Euro an den Unternehmer Bernard Tapie. Sie muss sich deswegen vor dem Gerichtshof der Republik verantworten, der für Verfehlungen von Ministern im Amt zuständig ist. Frankreichs höchstes Berufungsgericht hatte einen Einspruch der 60-Jährigen im Juli zurückgewiesen.

Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) hat wiederholt versichert, sie habe bei dem Vorfall 2008 und auch sonst stets im Interesse des Staates gehandelt und sich an das Gesetz gehalten. Die Zahlung war dem Unternehmer und Unterstützer des früheren Präsidenten Nicolas Sarkozy während der Amtszeit Lagardes als Finanzministerin als Schadenersatz zuerkannt worden. Damit sollten Verluste ausgeglichen werden, die Tapie 1992 beim Verkauf von Adidas -Anteilen entstanden sein sollen. Nach Tapies Ansicht wurde er von dem heute nicht mehr bestehenden staatlichen Institut Credit Lyonnais dazu gebracht, die Anteile deutlich unter Wert zu verkaufen. Im Dezember 2015 wurde Tapie zur Rückzahlung der Summe verurteilt.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik EU-Austritt für Deutschland? Der Wissenschaftliche Dienst gibt Aufschluss!
20.04.2024

Seit dem Ausscheiden Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) gibt es auch in Deutschland Diskussionen um einen möglichen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Öl- und Gasförderer am Tiefpunkt – jetzt soll Geothermie die Branche retten
20.04.2024

Die Öl- und Gasförderung in Deutschland sinkt immer weiter – ohne Fracking wird sich daran wohl auch nichts ändern. Die Bohr-Industrie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen DWN-Interview: Absicherung von Unternehmen – worauf kommt es an?
20.04.2024

Kleine und mittelständische Unternehmen sind sich ihrer Risiken oft nicht bewusst. Der Studienautor und Versicherungsexperte Daniel Dewiki...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Erdbeer-Saison in Deutschland beginnt - hartes Geschäft mit süßen Früchten
20.04.2024

Geschützt unter Folientunneln sind in Deutschland die ersten Erdbeeren der Saison gereift. Bisher zeichnet sich eine gute Ernte ab - doch...

DWN
Politik
Politik Einigung auf Solarpaket - das sind die Neuerungen
20.04.2024

Ein Maßnahmenpaket soll den Ausbau der Solarenergie in Deutschland beschleunigen. Es geht vor allem um weniger Bürokratie. Einen Bonus...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...