Politik

Nato: Keine Spekulation über Angriff auf UN-Hilfskonvoi in Syrien

Lesezeit: 2 min
22.09.2016 02:49
Nato-Generalsekretär Stoltenberg lehnt Spekulationen über den Angriff auf einen UN-Hilfskonvoi in Syrien ab. Es müssten zuerst die Fakten gesammelt und beurteilt werden. Tatsächlich ist aktuell nicht zu beurteilen, wer für den Angriff verantwortlich ist.
Nato: Keine Spekulation über Angriff auf UN-Hilfskonvoi in Syrien

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat Spekulationen über den Angriff auf einen UN-Hilfskonvoi in Syrien abgelehnt. Er sagte dem russischen Staatssender RT: "Ich möchte nicht darüber spekulieren. Es ist wichtig, die Fakten herauszufinden und wie dies geschehen konnte. Aber ich werde nicht spekulieren", sagte Stoltenberg nach einem Treffen mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow. Stoltenberg beschrieb das Treffen als "offen" und "nützlich", berichtet RT. Der Angriff auf den Konvoi, bei dem 20 UN-Mitarbeiter getötet worden waren, sei ein Beleg "für die Wichtigkeit einer wirksamen Waffenruhe, ungehinderten Zugang für Hilfskräfte und einen dauerhafte, auf politischer Ebene verhandelte Friedenslösung für die Krise in Syrien".

Tatsächlich ist die Urheberschaft für den Angriff objektiv nicht festzustellen. Die USA beschuldigen Russland und Syrien, hinter dem Angriff zu stehen. Russland hat dies zurückgewiesen und hält es für möglich, dass islamistische Söldner den Konvoi als Tarnung verwendet haben. Russland sagt außerdem laut TASS, dass der Zustand der Fahrzeuge nicht auf einen Luftangriff hinweisen, sondern eher, als wäre sie in Brand gesetzt worden. Andere Fotos zeigen zahlreiche Einschusslöcher in den Fahrzeugen.

Anders als für den Luftangriff der US-geführten Koalition gegen die syrische Armee am Samstag, zu dem Außenminister John Kerry bekannte, dass die Koalition dafür verantwortlich sei und diesen als "fürchterlichen Irrtum" bedauern, ist das vorhandene Informationsmaterial für den Angriff auf den UN-Konvoi nicht ausreichend, um zu einer einigermaßen zweifelsfreien Beurteilung zu kommen. Zahlreiche auf Twitter aufgetauchte Bilder und Videos können nicht verlässlich eingeordnet werden. So sollen verschiedene Bilder einen Krater zeigen, in dem ein Teil der Steuerung einer Rakete russischer Bauart liegt. Andere Videos zeigen Feuer aus der Ferne, es sind Flugzeuggeräusche und "Alhu Akbar"-Rufe zu hören. Dasselbe Video war jedoch zuvor schon ohne den Flugzeuglärm kursiert.

Die UN hatten zunächst von einem "Luftangriff" gesprochen, diese Version später zurückgezogen und festgestellt, dass die UN nicht in der Lage sei zu beurteilen, ob der Angriff aus der Luft erfolgt sei. Russland zeigte ein Video, in dem eine Drohne ein neben dem Konvoi fahrendes Fahrzeug mit einem Mörser zu sehen ist. Russland gibt außerdem an, eine US-Drohne beobachtet zu haben. Das Pentagon dementierte bei der dpa, dass es einen solchen Drohnenflug gegeben habe.

Ein ehemaliger britischer Offizier analysiert den Vorgang auf Bellingcat. Seine Recherchen kommen zu dem Ergebnis, dass die Russen in den Angriff verwickelt worden sein müssen. Wirklich überzeugend ist die Beweisführung allerdings nicht, weil die Zeugen und das Bildmaterial nicht zweifelsfrei eingeordnet werden können.

Die USA und Russland wollen am Donnerstag erneut die internationale Syrien-Unterstützergruppe zusammenbringen, um das weitere Vorgehen nach dem Ende der Waffenruhe in dem Kriegsland zu beraten. Das Treffen der 23-Staaten-Gruppe solle am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) am Rande der UN-Generaldebatte in New York unter Vorsitz der USA und Russlands stattfinden, sagte ein US-Vertreter am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP.

Zuletzt hatte sich die Gruppe am Dienstag getroffen, die Begegnung stand ganz im Zeichen des Streits zwischen den USA und Russland über die Syrien-Politik.

Trotz der offen ausgetragenen Differenzen haben US-Außenminister John Kerry und sein russischer Kollege Sergej Lawrow den Willen bekundet, die gemeinsamen Anstrengungen zur Beilegung des Konflikts fortzusetzen. Bei einem Scheitern dieser Bemühungen würde Syriens Zukunft "am seidenen Faden hängen", hatte Kerry gesagt.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handel warnt vor „Geisterstädten“ - tausende Geschäftsschließungen
23.04.2024

Seit Jahren sinkt die Zahl der Geschäfte in Deutschlands Innenstädten - auch weitere Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof müssen bald...