Politik

Schlacht um Aleppo: Syrien und Russland verstärken Angriffe gegen Söldner

Die syrische Armee hat mit russischer Unterstützung die Angriff auf Stellungen von islamistischen und internationale Söldner verstärkt, um die Stadt Aleppo von den Söldner-Milizen zu befreien. Die Westmächte werfen Russland im UN-Sicherheitsrat vor, Kriegsverbrechen zu begehen.
25.09.2016 18:09
Lesezeit: 4 min

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Die syrische Armee meldet bei ihrem Kampf gegen die internationalen und islamitischen Söldner, die die syrische Metropole Aleppo überfallen hatten, Erfolge bei der Rückeroberung der Stadt. Unterstützt von der eigenen Luftwaffe und russischen Kampfjets eroberten syrische Bodentruppen zunächst die Palästinenser-Siedlung Handarat im Norden der Stadt. In der Nacht zum Sonntag drängten die Söldner die Soldaten jedoch wieder aus dem strategisch wichtigen Ort zurück. Am Sonntag meldete die Armee, die Siedlung eingenommen zu haben, berichtet die staatliche syrische Nachrichtenagentur SANA.

Auch im Osten Aleppos flog die syrische Armee laut Reuters massive Angriffe auf die Stellungen der Söldner in Aleppo. Die Russen bombardierten Stellungen der Söldner im Norden Aleppos, berichtet Al Masdar News.

Das syrische Militär hatte die Offensive zur Befreiung der der einstmals größten Stadt des Landes von den Söldnern am Donnerstag angekündigt. Ein regierungstreuer Kommandeur einer irakischen Miliz sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Samstag, Ziel sei es, ganz Aleppo innerhalb einer Woche zu befreien. Im Süden soll demnach die Hisbollah auf Aleppo vorgestoßen sein.

Handarat ist in diesem Zusammenhang strategisch bedeutsam, weil es auf einer Anhöhe liegt, von der aus wichtige Zufahrtsstraßen nach Aleppo überwacht werden können. Das Lager befand sich seit Jahren in der Hand der Söldner.

Probleme haben die Syrer allerdings weiterhin in Deir Ez Zoor. Dort hatten Briten, Dänen und Amerikaner vor einigen Tagen nach eigenen Angaben "irrtümlich" die syrische Armee bombardiert und ihr schwere Verluste zugefügt. Die Syrer waren in Deir Ez Zoor nicht in Kampfhandlungen verwickelt, sondern hielten vor allem den strategisch wichtigen Flughafen. Der IS nutzte laut Angaben des russischen Verteidigungsministeriums den Fehler der Luftwaffe der US-Koalition, um einen Angriff auf Deir Ez Zoor vorzutragen. Es gelang der syrischen Armee bisher nicht, den Vorstoß zu kontern, berichten das Militärportal South Front und Al Masdar News.

Am Sonntag soll ein erster UN-Hilfskonvoi mehrere syrische Städte erreicht haben. Der Konvoi soll die Städte nach mehreren Wochen des Wartens erreicht haben.

Vor einer Woche war ein Hilfskonvoi bombardiert worden. Die USA beschuldigen Russland der Täterschaft. Russland weist die Anschuldigungen zurück und verlangt eine unabhängige Untersuchung.

Etwas widersprüchlich sind Angaben der Amerikaner zur militärischen Aufklärung: US-Außenminister John Kerry entschuldigte sich für den Angriff auf die syrische Armee und sprach von einem Versehen. Zuvor hatte das Pentagon angegeben, die Lage bei Deir Ez Zoor mehrere Tage lang beobachtet zu haben. Offenbar hat die Aufklärung hier massiv versagt. Das macht auch Aussagen der Amerikaner zum Angriff auf den Hilfskonvoi fragwürdig: Hier behaupten die Amerikaner, über präzise Aufklärungsdaten zu verfügen, die die Schuld der Russen belegen. Es ist unklar, warum im Fall eines Angriffs auf die syrische Armee die Aufklärung mangelhaft gewesen sein soll, während im Fall des Hilfskonvois klare Hinweise vorliegen. Das Pentagon hat seine Belege für die russische Beteiligung bisher nicht öffentlich gemacht, weshalb eine unabhängige Überprüfung der Fakten nicht möglich ist. Die Nato hat nach dem Angriff vor Spekulationen gewarnt. Der türkische Präsident Erdogan sagte auf dem Rückflug von New York, er habe mit Russlands Präsident Putin über den Angriff auf den Konvoi gesprochen, berichtet die türkische Zeitung Sabah: "Die Beweise deuten darauf hin, dass Syrien für den Angriff verantwortlich ist." Erdogan legte die Beweise jedoch nicht vor.

Nach Angaben von Reuters seien bei den Angriffen auf Aleppo viele Gebäude vollständig dem Erdboden gleichgemacht worden. Die syrische Armee gab an, ausschließlich Stellungen der Söldner ins Visier zu nehmen und keine zivilen. In Militärkreisen hieß es laut Reuters, es würden Präzisionswaffen eingesetzt, um Tunnel, Bunker und Kommandozentralen der Rebellen zu zerstören.

Die Söldner nehmen seit Beginn des Kriegs um Syrien immer wieder Zivilisten als menschliche Schutzschilder. Bilder aus Aleppo von Einschlägen sollen laut Reuters Krater zeigen, die mehrere Meter tief waren. "Die meisten Opfer liegen noch unter Trümmern begraben, weil mehr als die Hälfte des Zivilschutzes außer Gefecht gesetzt wurde", sagte ein Rebellensprecher. Im Ostteil der Stadt sollen sich mehr als 250.000 Menschen aufhalten. Der Chef der sogenannten White Helmets, Ammar al-Selmo, sagte Reuters: "Unsere Teams versuchen zu helfen, aber es sind nicht genug, um auf eine Katastrophe solchen Ausmaßes angemessen zu reagieren."

Schwierigkeiten hat die syrische Regierung im Norden und im Süden des Landes: Im Süden soll die Terrorgruppe der al-Nusra-Front bei Kuneitra mehrere Hektar von Apfel- und Kirschplantagen in Brand gesetzt haben. Im Norden setzt die Türkei ihre Offensive fort. Präsident Erdogan kündigte am Sonntag an, die türkischen Einheiten wollten mit den Amerikanern gemeinsam die IS-Hochburg Rakka stürmen. Ob es wirklich dazu kommt, ist unklar: Erdogan sagte, die Türkei werde nur an der Seite des Nato-Partners USA kämpfen, wenn die Amerikaner ihre Unterstützung für die kurdische YPG aufgeben.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die Eskalation. Der UN-Sicherheitsrat ist am Sonntag auf Antrag der Westmächte zusammengetreten. Die amerikanische UN-Botschafterin Samantha Power erhob schwere Vorwürfe gegen Russland und sagte, der UN-Sicherheitsrat müsse die "barbarischen" und "apokalyptischen" Aktionen Russlands verurteilen. Der britische UN-Botschafter sprach davon, dass Russland und Syrien Kriegsverbrechen begingen. Er sagte, dass Assad mehr Zivilsten getötet habe als die Terror-Miliz IS. Der russische UN-Botschafter sagte, dass Russland seit Monaten zu einem Waffenstillstand bereit sei, ein solcher allerdings immer von den verschiedenen Söldner-Gruppen boykottiert worden sei. Die Söldner seien zum Krieg nur in der Lage, weil sei mit schwerem Kriegsgerät von ihren "westlichen Sponsoren" ausgestattet worden seien.

Die Europäische Union hatte angesichts der Entwicklung zu einer Rückkehr an den Verhandlungstisch aufgerufen. Alle Länder, die Einfluss auf das Regime in Syrien hätten und jene, die im Kontakt mit der bewaffneten Opposition stünden, müssten maximalen Druck auf die Konfliktparteien ausüben, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini und des für humanitäre Hilfe zuständigen EU-Kommissars Christos Stylianides.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte am Samstag im russischen Staatsfernsehen, dass Russland keine einseitige Einstellung der Kämpfe mehr verfügen werde. Bisher seien alle Kampfpausen genutzt worden, um den Söldnern und Milizen die Gelegenheit zu geben, sich mit Nachschub zu versorgen und neu zu gruppieren. Er appellierte erneut an die US-Regierung, eine klare Unterscheidung zwischen Rebellen und islamistischen Söldnern vorzunehmen. Dies sei die wichtigste Voraussetzung, um eine dauerhafte Waffenruhe herbeizuführen. Russland und die Türkei wollen laut Sabah ihre Luftangriffe koordinieren.

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