Politik

Bürgerrechtler fordern Referendum über ESM und Fiskalpakt

Lesezeit: 2 min
12.04.2012 22:31
Sollten Bundesrat und Bundestag den ESM und den Fiskalpakt durchwinken, will der Verein Mehr Demokratie eine Verfassungsbeschwerde einreichen. Die Initiatoren fordern ein Referendum auch in Deutschland.
Bürgerrechtler fordern Referendum über ESM und Fiskalpakt

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Aktuell

Krise in Südost-Europa: Massenarbeitslosigkeit auf dem Balkan

Der Verein Mehr Demokratie will mehr Bürgerbeteiligung in der Politik. Dies soll auch auf EU-Ebene gelten. Während in Irland beispielsweise ein Referendum über den Fiskalpakt abgehalten wird, genügt es in Deutschland, wenn sowohl das ESM-Gesetz als auch der Fiskalpakt vom Bundestag und Bundesrat ratifiziert werden. Doch sollte dies geschehen, woran bei dem Verein Mehr Demokratie und seinen Unterstützern keiner zweifelt, wolle man Verfassungsbeschwerde in Karlsruhe einreichen.

Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren, sagte Michael Efler, der im Bundesvorstand des Vereins sitzt, den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Der Verein fordere ein Referendum über den ESM und den Fiskalpakt in allen Mitgliedsländern und die Einrichtung eines europäischen Konvents. Letzterer solle sich mit Zukunftsfragen der EU beschäftigen und nach Möglichkeit zum Teil aus direkt gewählten Politikern und Bürgern bestehen.

Wichtig sei dem Verein jedoch, dass es bei dem Gang nach Karlsruhe nicht um die Inhalte der beiden Verträge gehe, sondern viel mehr um Demokratiefragen - wenngleich die Initiatoren die starken Einschnitte in die Souveränität der einzelnen Staaten kritisieren. Von europaskeptischen Gruppierungen wolle man sich aber fern halten. Unterstützt wird der Verein von dem Verfassungsrechtler Christoph Degenhart und der ehemaligen Justizministerin Herta Däubler-Gmelin.

Roman Huber, Geschäftsführender Vorstand von Mehr Demokratie, beklagt sich, dass die Parlamentarier bei EU-Rechtsfragen nur mehr „verlängerte Notariatsbänke“ sind. Es gebe „keine souveräne, selbstbestimmte Politik mehr“. Von vielen Parlamentariern im Ausland höre man, sie verstünden die vielen neuen Gesetze und Gesetzesänderungen gar nicht mehr, weil sie nicht ausreichend Informationen erhielten. Deshalb würden sie die Entscheidungen des Deutschen Bundestages abwarten und dann auf gleiche Weise entscheiden.

Auf die Frage, wie man denn sicherstellen könnte, dass die deutschen Bürger im Falle einer Volksabstimmung tatsächlich ausreichend informiert wären, wenn es die Parlamentarier schon nicht seien, antworte Michael Efler: „Wir glauben an die aufklärerische Wirkung von Volksabstimmungen“. Es würde einen großen öffentlichen Meinungsaustausch geben. Die beiden Verträge seien „kommunizierbar“, sagte Michael Efler. Ein „Referendum kann nur ein erster Schritt für eine Demokratisierung der EU sein, aber er ist ein entscheidender“.

Der Verein Mehr Demokratie ist hinsichtlich einer Verfassungsbeschwerde nicht allein. Auch Peter Gauweiler (CSU) und die Linke planen einen Gang vor das Bundesverfassungsgericht. Eine Zusammenarbeit mit der Linken könne er sich jedoch nicht vorstellen, so Michael Efler. Ihre Klage richte sich lediglich gegen den Fiskalpakt – das reiche nicht. Mit noch aktiven Politikern soll es auch keine Zusammenarbeit geben. Sie wollen die Bürger vertreten. Zur Unterstützung der Verfassungsbeschwerde können Bürger dementsprechend dem Verein eine Vollmacht ausstellen, um vor Gericht kostenlos vertreten zu werden.

Mehr zum Thema

Zusätzlich zu ESM: Deutschland zahlt 40 Milliarden Euro in den IWF ein

Eurogruppe: ESM auf 800 Milliarden Euro ausgeweitet

Weidmann: Rettungsschirm ist Turmbau zu Babel

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsch-chinesische Beziehung: So reagiert China auf Scholz’ Besuch
16.04.2024

Die Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz nach China hat in den vergangenen Tagen die chinesischen Medien beschäftigt. Zum Abschluss seiner...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft IWF-Wachstumsprognose 2024: Deutschland bleibt weltweites Schlusslicht
16.04.2024

Für Deutschland hat der IWF in seiner neuen Prognose keine guten Nachrichten: Sie dürfte auch 2024 unter allen Industriestaaten am...

DWN
Politik
Politik Modernste Raketenabwehrsysteme: So schützt sich Israel gegen Luftangriffe
16.04.2024

Hunderte Raketen und Kampfdrohnen hatte der Iran am Wochenende nach Israel gefeuert. Dass dieser Angriff vergleichsweise glimpflich...

DWN
Politik
Politik Engpass bei Stromversorgung: Oranienburg zeigt Deutschland die Grenzen auf
16.04.2024

Noch ist es ein Einzelfall: Die Kleinstadt Oranienburg, nördlich von Berlin, kommt dem Bedarf ihrer Kunden nicht mehr umfänglich nach....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Stellenabbau wegen KI: Jetzt trifft es auch die Hochqualifizierten
16.04.2024

Der zunehmende Einsatz von KI verändert viele Branchen grundlegend und wird in Zukunft eine Reihe von Berufen überflüssig machen. Davon...

DWN
Politik
Politik 365 Tage Schwarz-Rot in Berlin - weder arm noch sexy!
16.04.2024

Niemand war wohl mehr überrascht als Kai Wegner (CDU), dass er vor genau einem Jahr wie „Kai aus der Kiste" Regierender Bürgermeister...

DWN
Politik
Politik Scholz in China: Deutliche Worte bei Xi zum Ukraine-Krieg und Klimaschutz
16.04.2024

Auf der letzten Etappe seiner China-Reise traf Bundeskanzler Scholz seinen Amtskollegen Präsident Xi Jinping. Bei ihrem Treffen in Peking...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenrückgang: DAX im Korrekturmodus - Was Anleger wissen müssen
16.04.2024

Der DAX hat die Woche mit einer Erholung gestartet, doch diese wurde schnell zunichte gemacht. Die Unsicherheit an den Börsen erreicht ein...