Deutschland

Deutsches Triple A in Gefahr: Moody's senkt Ausblick auf negativ

Wegen der Verschärfung der Euro-Krise hat die Ratingagentur Moody's den Ausblick für Deutschland auf negativ gesenkt. Die Agentur nennt auch die Bedingungen, unter welchen Deutschland sein Triple A verlieren wird. Diese scheinen alles andere als unrealistisch. Einige der Überlegungen von Moody's dürften auch die Verfassungsrichter in Karlsruhe interessieren.
24.07.2012 00:02
Lesezeit: 1 min

Aktuell:

Spanien erwägt vollen Bailout/Notfallkredit notwendig

Die US-Ratingagentur Moody's hat den Ausblick für Deutschland, die Niederlande und Luxemburg auf negativ gesenkt. Als Grund gibt Moody's die Verschärfung der Euro-Krise an. Die Reaktionen der europäischen Politik seien nicht ausreichend. Es sei zu erwarten, dass die Hauptlast von den Staaten im Norden Europas getragen werden müsse. Interessanterweise geht Moody's jetzt schon von der Notwendigkeit einer Erhöhung des ESM aus - womit die Lasten für Deutschland deutlich vermehrt werden. Diese Einschätzung dürfte das Bundesverfassungsgericht mit Aufmerksamkeit lesen: Hatten doch die Karlsuher Richter bei der ersten Anhörung von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble doch vor allem ein Zusicherung verlangt, dass es bei den im ESM-Gesetz beschlossenen Beträgen bleiben werde (hier).

Der negative Ausblick ist oft die Vorstufe zum Downgrade. Nach den Kriterien, die Moody's verwendet, wird der Verlust des deutschen Triple A eintreten, wenn sich die Lage der deutschen Banken weiter verschlechtere; wenn ein Land aus dem Euro austritt; oder wenn Deutschland wegen der fortgeschrittenen Euro-Krise seinen Status als sicherer Hafen bei den Staatsanleihen verliert. Alle drei Szenarien sind alles andere als unwahrscheinlich: Moody's hat auch den Ausblick für die Bad Bank der Hypo Real Estate, die FMS Wertmanagement von stabil auf negativ gesenkt. Moody's sieht erhebliche Risiken in der FMS Wertmanagement für die Bundesregierung, weil sich Deutschland verpflichtet hat, alle Verluste der Bad Bank abzudecken. Der Austritt Griechenlands erscheint angesichts der mangelnden Spar-Aktivitäten in Athen nur noch eine Frage der Zeit (hier). Wann auch die deutschen Bunds nicht mehr als sicherer Hafen angesehen werden, ist noch ungewiss: Jedenfalls sind die Zinssätze für alle europäischen Nordstaaten am Montag gestiegen, wenngleich noch nicht in dem Maß, dass man von einer Ansteckung sprechen könnte.

Immerhin hält Moody's die deutsche Wirtschaft für immer noch robust und glaubt, dass Deutschland starkt genug sei, um eigentlich einem Downgrade zu entgehen. Jedoch wird aus dem Bericht (Original hier) deutlich, dass die Euro-Rettung im nächsten Schritt direkte negative Auswirkungen auf Deutschland haben wird. Es ist bemerkenswert, dass Moody's in dem Bericht der Zerfall der Währungsunion als ausgesprochen realitsisches Szenario einschätzt.

Das einzige Land aus der Euro-Zone, dessen Ausblick als stavil gesehen wird, ist Finnland. Finnland habe, so Moody's, wenig Risiken in den südeuropäischen Staaten, einen gute Binnenkonjunktur und sei außerdem nicht so groß, dass es von einem Euro-Schock voll getroffen würde. Darüber hinaus macht sich jetzt die Strategie Finnlands bezahlt, für seine Euro-Hilfe Sicherheiten von Spanien und Griechenland zu verlangen. Moody's erwähnt diese Haltung ausdrücklich zugunsten Finnlands.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Vermögenssteuer treibt Europas Millionäre in die Flucht
01.09.2025

Die Debatte um die Vermögenssteuer spaltet Europa: Während Politiker Milliarden erhoffen, zeigt das Beispiel Norwegens, wie Reiche und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mehr Arbeit – weniger Erfolg? Warum lange Arbeitswochen schaden
01.09.2025

Die Bundesregierung prüft längere Arbeitszeiten – theoretisch könnten Beschäftigte künftig bis zu 73,5 Stunden pro Woche arbeiten....

DWN
Finanzen
Finanzen Saab-Aktie: Neue Drohnenkiller-Rakete Nimbrix soll den Markt revolutionieren
31.08.2025

Saab hat eine neue Waffe entwickelt, die Drohnen und ganze Schwärme zerstören soll. Mit dem Projekt „Nimbrix“ hofft der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Stagnation und Rezession: Was es konkret heißt, dass die deutsche Wirtschaft schrumpft
31.08.2025

Deutschlands Wirtschaft steckt weiter fest: Das Bruttoinlandsprodukt schrumpft stärker als erwartet, die Rezession dauert an. Während...

DWN
Immobilien
Immobilien House Flipping: Wie Sie mit sanierungsbedürftigen Objekten Geld machen können
31.08.2025

Der USA-Trend findet auch hierzulande immer mehr Anklang: Beim House Flipping geht es darum, möglichst günstig Immobilien zu erwerben,...

DWN
Technologie
Technologie Fachkräftemangel? Roboter bauen schon heute Häuser – schneller, günstiger, sicherer
31.08.2025

Die Baustelle der Zukunft: Roboter, Drohnen und autonome Helfer übernehmen Aufgaben rund um den Bau – präzise, effizient und 24 Stunden...

DWN
Politik
Politik Was will Trump, der „amerikanische Erdogan“?
31.08.2025

Donald Trump greift die Fed und Amerikas Institutionen frontal an – mit Folgen, die weit über die USA hinausreichen. Droht Europa ein...

DWN
Politik
Politik Trump-Krise: Rebellion im Herzen der MAGA-Bewegung
31.08.2025

Donald Trump sieht sich mit der größten internen Rebellion seiner Amtszeit konfrontiert. Der Epstein-Skandal droht, seine Machtbasis in...