Finanzen

EU-Beamter: Spanien wollte 300 Milliarden Euro, Schäuble verwies auf Start des ESM

Bei dem Treffen zwischen Wolfgang Schäuble und dem spanischen Wirtschaftsminister soll letzterer ein Rettungspaket in Höhe von 300 Milliarden Euro ins Gespräch gebracht haben. Wolfgang Schäuble verwies darauf, bis zum Start des ESM zu warten. Jetzt ist kein Geld dafür da.
27.07.2012 14:16
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Spekulation: EFSF und EZB sollen spanische Anleihen kaufen

Bei dem Treffen zwischen Wolfgang Schäuble und dem spanischen Wirtschaftsminister Luis de Guindos ging es definitiv um ein volles Bailout-Programm für Spanien. Am Dienstag berichtete die spanische Zeitung El Economiste, Schäuble hätte den spanischen Wirtschaftsminister dazu gedrängt, unter den Rettungsschirm zu schlüpfen (hier) – eine Quelle nannte die Zeitung nicht. Beamte der Eurozone haben nun jedoch der Nachrichtenagentur eine etwas andere Geschichte erzählt.

Demnach war es nicht Schäuble, der ein volles Rettungspaket für Spanien vorschlug, sondern de Guindos. Er forderte, Spanien solle 300 Milliarden Euro von der EU zur Verfügung gestellt bekommen. Diese 300 Milliarden Euro sollten zusätzlich zu den 100 Milliarden Euro für die Banken an Spanien gehen, um das Land vor der Pleite zu bewahren.

Mit diesem Plan zeigte sich Schäuble nicht einverstanden. Bevor es zu einem vollen Rettungspaket für Spanien kommen könne, müsse der ESM voll funktionsfähig sein, sagte Schäuble. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Sie beruft sich in ihrem Bericht auf EU-Beamte.

Auch die EU-Vertreter bestätigten, dass es zu keinen weiteren Hilfen für Spanien kommen könne, bevor nicht der ESM in Kraft getreten ist: „Es wird nicht geschehen, bis nicht der ESM läuft. Wenn der einmal funktioniert, werden wir sehen, wie hohe Zinsen Spanien noch zahlen muss und vielleicht werden wir dann auf diese Frage zurückkommen“, sagte ein Brüssler Beamte.

Dies könnte frühestens Anfang 2013 der Fall sein. Immerhin verzögert sich in einigen Ländern die Ratifizierung des ESM. Das Bundesverfassungsgericht in Deutschland will am 12. September über die Eilanträge gegen ESM und Fiskalpakt entscheiden (mehr hier). Auch in Österreich könnte eine Entscheidung des Verfassungsgerichts den Start des ESM verzögern (mehr hier). Und selbst dann ist fragwürdig, wann genügend Geld im ESM ist, um ein solches Rettungspaket zu finanzieren, und ob 300 Milliarden Euro ausreichend wären (mehr hier).

Unterdessen bereitet man sich aber in der Eurozone darauf vor, Spanien zumindest erst einmal mehr Luft zu verschaffen. Angela Merkel und Francois Hollande hatten dazu heute extra ein kurzfristiges Telefongespräch vereinbart (hier). Zudem plant man in der Eurozone, in Kooperation mit EZB und EFSF Staatsanleihen Spaniens zu kaufen (mehr hier). Wenngleich die Bundesbank damit alles andere als einverstanden ist (hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wenn Kunden nicht zahlen: So sichern Sie Ihre Liquidität
18.07.2025

Alarmierende Zahlen: Offene Forderungen in Deutschland sprengen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Entdecken Sie die Strategien, mit denen Sie...