Finanzen

Griechenland: EZB und Zentalbanken planen eigenen Schuldenschnitt

Derzeit arbeiten die europäischen Politiker an einem Plan, Griechenland doch noch den Verbleib in der Eurozone zu ermöglichen. Ein Schuldenschnitt in den Bilanzen der EZB und der Zentralbanken wird erörtert. Das könnte die Rekapitalisierung der EZB bedeuten.
27.07.2012 22:58
Lesezeit: 1 min

Um Griechenland steht es nicht gut. Auch mit den neuesten Sparplänen von Antonis Samaras wird es das Land nicht schaffen, seine Defizitziele nachhaltig zu erreichen. Deshalb gibt es bei den europäischen Politikern die Überlegung, die EZB und die Zentralbanken an einem weiteren Schuldenschnitt für Griechenland zu beteiligen, berichteten EU-Beamte, die mit den Verhandlungen vertraut sind, der Nachrichtenagentur Reuters. Ein official-sector involvement (OSI) statt eines PSI.

Zwischen 70 und 100 Milliarden Euro Verluste auf griechische Anleihen sollen die EZB und die Zentralbanken in ihren Bilanzen aufnehmen. Derzeit ist von einem Schuldenschnitt in Höhe von etwa 30 Prozent die Rede. Damit sollen die Schulden Griechenlands auf 100 Prozent des BIP gesenkt und der Verbleib in der Eurozone gesichert werden. Die Planung dazu sei in einem frühen Stadium, formelle Gespräche hätten noch nicht stattgefunden, so eine der Quellen. Aber es sei die letzte Chance für Griechenland.

„Wenn ich eine prozentuale Wahrscheinlichkeit dafür angeben müsste, dass ein OSI in Griechenlands Fall passieren wird, würde ich sagen zu 70 Prozent“, so einer der Beamten. In jedem Falle sei es einfacher, die Politiker dazu zu bekommen, einem Schuldenschnitt bei der EZB und den Zentralbanken zuzustimmen, als einem Schuldenschnitt bei den Anleihen, die die Regierungen selbst halten, so die Quelle. Denn sonst wären die Steuerzahler direkt betroffen.

Es gibt allerdings ein anderes Problem, bei dem erst erörtert werden muss, wie damit umzugehen ist. Der Schuldenschnitt bei den Banken und der EZB könnte dazu führen, dass einige Zentralbanken und die EZB selbst rekapitalisiert werden müssten, so die Beamten. Neben der EZB halten vor allem die Zentralbanken in Frankreich, Malta und Zypern die meisten griechischen Anleihen. Besonders Frankreich sei stark in Griechenland engagiert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Deutsche bekommen weniger Kinder: Wer bekommt überhaupt noch Kinder?
17.07.2025

Die neuen Zahlen zur Geburtenrate in Deutschland sind da. Klar ist: Der Trend zur Entscheidung, nicht Eltern zu werden oder gar mehrere...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferando Stellenabbau: 2.000 Jobs fallen weg – Hamburg besonders betroffen
17.07.2025

Lieferando streicht bundesweit rund 2.000 Fahrerstellen – und stößt damit eine heikle Debatte an. Der Konzern will in Zukunft stärker...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Weltwirtschaft vor dem Kollaps? Chefanalyst schlägt Alarm
17.07.2025

Die Märkte taumeln, die Weltordnung wankt – und die Politik liefert die Brandbeschleuniger gleich mit. Ein SEB-Analyst warnt: So viel...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Start-ups: Bayern zieht bei Finanzierungsrunden an Berlin vorbei
17.07.2025

Bayerns Start-ups sichern sich Milliarden – und lassen Berlin hinter sich. Besonders Firmen aus den Bereichen Rüstung, KI und...

DWN
Panorama
Panorama Versandapotheken-Urteil: BGH kippt deutsche Preisbindung für EU-Versender
17.07.2025

Medikamente kosten überall in Deutschland das Gleiche – meistens jedenfalls. Denn die gesetzliche Preisbindung regelt den Verkauf...

DWN
Finanzen
Finanzen Die Revolution frisst das Geldsystem: Bitcoin auf dem Vormarsch
17.07.2025

Bitcoin schlägt Gold, überholt Tech-Aktien und weckt das Interesse von Zentralbanken – während Regierungen zwischen Kontrolle und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Warum gute Führungskräfte ein seltenes Kapital sind – und was Sie ändern können!
17.07.2025

Gute Führung zahlt sich aus – messbar. Doch viele Unternehmen setzen ungeeignete Mitarbeiter in Leitungspositionen. Der Preis:...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Vom Pandemie-Hype zum Kursabsturz: Nur Netflix überlebt
17.07.2025

Zoom, Peloton und Co. stürzten nach dem Lockdown brutal ab – doch ein Streaming-Riese trotzt dem Trend, kassiert Milliarden und lässt...