Politik

Investor: Lebensmittel-Krise wird unkontrollierbare Migrations-Wellen auslösen

Lesezeit: 1 min
13.08.2012 00:26
Der ungebremste Anstieg der Lebensmittelpreise treibt viele Entwicklungsländer in die Katastrophe. Jeremy Grantham sieht die Ursache in der Ignoranz der westlichen Welt.
Investor: Lebensmittel-Krise wird unkontrollierbare Migrations-Wellen auslösen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Gründer der Asset-Management-Firma CMO, Jeremy Grantham, hält die Nahrungsmittelkrise für die zentrale Bedrohung der Weltwirtschaft. In einem Interview mit der Schweizer Zeitung Der Sonntag sagte Grantham, die Nahrungsmittelkrise könne zu einer "kompletten Destabilisierung führen, die unkontrollierbare Migrationswellen mit dramatischen Konsequenzen nach sich ziehen".

Die Schuld sieht Grantham in der Tatsache, dass sich die westlichen Gesellschaften nicht um die dramatische Entwicklung in den Entwicklungsländern kümmern. Während die Menschen in den reichen Ländern heute etwa 10 Prozent des Einkommens für das Essen ausgeben, sei diese Zahl in den Entwicklungsländern um ein vielfaches höher. In Ägypten beispielsweise müssten die Bürger bereits 40 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben.

Wenn sich die Lebensmittelpreise in den kommenden 20 Jahren erneut verdoppeln würden, könne sich Ägypten nicht mehr selbst ernähren. Grantham: "Ägypten hat heute einen Selbstversorgungsgrad von 55 Prozent, der Rest der Nahrungsmittel wird importiert. Zu Zeiten Napoleons lebten 2 Millionen Menschen am Nil; heute sind es 82 Millionen. Wahrscheinlich wird die Bevölkerung auf 120 Millionen anwachsen. Heute kann Ägypten jedoch nur 50 Millionen Menschen selbst ernähren. Auch wenn die Agrarwirtschaft nochmals deutlich effizienter wird, gibt es dann eine Lücke für 40 bis 50 Millionen Menschen." Deren Ernährung könne sich Ägypten nicht leisten. Grantham: "Das Land weist ja bereits heute ein Handelsdefizit von 5 Milliarden Dollar auf. Die westlichen Staaten haben kein Interesse daran, für die Menschen in Ägypten zu zahlen. Und sie haben auch kein Interesse daran, selbst eine vernünftigere Landwirtschaft zu betreiben, um den Druck von den Nahrungsmittelpreisen zu nehmen."

Eine der Ursachen sieht der CMO-Gründer in der verantwortungslosen Ethanol-Politik der USA (mehr dazu hier): "Die Subventionen für reiche Farmer aus dem Mittleren Westen, die Mais für die Ethanol-Produktion anbauen, werden von ein paar wenigen Senatoren, die selber Farmer sind, durch alle Böden verteidigt. Die interessiert es nicht im geringsten, ob die Ägypter verhungern oder nicht. Ich ziehe jetzt einen brutalen Vergleich: Die Ethanol-Politik der USA hat den gleichen Effekt, wie wenn wir diese armen Bauern einfach erschiessen. Ja, sie ist noch viel qualvoller: Denn die Bauern würden lieber erschossen werden, als an Unterernährung sterben."


Mehr zum Thema:  

DWN
Technologie
Technologie Wie ehemalige IT-Nerds der russischen Suchmaschine Yandex den KI-Markt Europas aufmischen
14.01.2025

Russische IT-Nerds bauen in Amsterdam das KI-Unternehmen Nebius auf. Informatiker um den Yandex-Suchmaschinen-Gründer Arkadi Wolosch...

DWN
Finanzen
Finanzen Bafin-Kontenvergleich: Alle Girokonten in Deutschland im Überblick
14.01.2025

Die Finanzaufsicht Bafin bringt Transparenz in den Kontomarkt: Mit dem neuen Bafin Kontenvergleich können Verbraucher alle Girokonten in...

DWN
Politik
Politik Russischer Außenminister Lawrow: "USA wollen nach Nord-Stream Gaspipeline TurkStream zerstören"
14.01.2025

Russlands Außenminister Lawrow beschuldigt die USA, mit ukrainischen Drohnenangriffen die Gasleitung TurkStream lahmlegen zu wollen....

DWN
Politik
Politik CDU-Heizungsgesetz: Wie die Union das Heizungsgesetz abschaffen will - und warum das schlecht wäre
14.01.2025

Das Habecksche Heizungsgesetz, offiziell Gebäudeenergiegesetz (GEG), gilt seit Januar 2024. Die CDU plant, das GEG bei einer möglichen...

DWN
Politik
Politik Weitere Ukraine-Hilfe? Pistorius zu Besuch in Kiew spricht sich dafür aus
14.01.2025

Ukraine-Hilfe 2025: Verteidigungsminister Boris Pistorius bleibt optimistisch, was die Fortsetzung der Unterstützung für die Ukraine...

DWN
Politik
Politik NATO-Gipfel: Schutz für Ostsee-Infrastruktur geplant
14.01.2025

Nato schützt sich künftig besser vor Sabotageakten gegen wichtige Infrastruktur wie Kabel und Pipelines. Deutschland steuert mit...

DWN
Panorama
Panorama Stasi-Akten sichern: Der historische Moment der Besetzung der Stasi-Zentrale
14.01.2025

Am 15. Januar 1990 stürmte das Volk die Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg und sicherte wertvolle Stasi-Akten für die spätere...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW verkauft weniger Autos in China
14.01.2025

VW verkauft weniger Autos. Sorgen bereitet dem Konzern vor allem der wichtige Absatzmarkt China. Sinkende Zahlen bei E-Autos und die...