Deutschland

Trotz wirtschaftlicher Abkühlung: Steuereinnahmen in Deutschland steigen weiter

Im Juli konnte sich der Fiskus erneut über wachsende Steuereinnahmen freuen. Das Bundesfinanzministerium vermerkte einen Anstieg von 8,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Die hohen Steuereinnahmen könnten den Schuldenabbau Deutschlands begünstigen, doch die Steuern werden gleich wieder investiert – schließlich lohnt es sich für die vermeintliche Spar-Regierung derzeit erst recht, neue Schulden aufzunehmen. Die deutsche Wirtschaft hingegen kühlt sich weiter ab und weist keinerlei Verbesserung auf.
20.08.2012 09:41
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Studie: Lebensstandard in Deutschland sinkt seit Euro-Einführung

Für das Bundesfinanzministerium sind es derzeit hinsichtlich der Steuereinnahmen zumindest gute Monate. Auch im Juli sind die Einnahmen aus den Steuern mit etwa 43,1 Milliarden Euro um 8,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen, das teilte das Bundesfinanzministerium am Montag mit. Insgesamt wird ein Zuwachs von 4 Prozent für das gesamte Jahr 2012 erwartet. In den ersten sieben Monaten wuchsen die Steuereinnahmen durchschnittlich um 5 Prozent und liegen so noch über den Erwartungen für das ganze Jahr.

Doch die aktuelle Lage der deutschen Wirtschaft und die Aussichten für die kommenden Monate machen deutlich, dass der Anstieg der Steuereinnahmen nicht mehr lang anhalten wird. In der Regel hinken die Steuereinnahmen der Konjunkturentwicklung bis zu ein Jahr nach. Und die Konjunkturentwicklung ist derzeit alles andere als berauschend. Im zweiten Quartal sank das Wachstum auf nur mehr 0,3 Prozent. „Die nachlassende Nachfrage aus dem Euroraum belastet zunehmend die deutsche Wirtschaft“, warnt das Bundesfinanzministerium in seinem aktuellen Monatsbericht.

Auch im dritten Quartal rechnet das Finanzministerium nicht mit einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in Deutschland. „Das Gesamtbild der Konjunkturindikatoren deutet darauf hin, dass die deutsche Wirtschaft im weiteren Jahresverlauf in ruhigeres Fahrwasser geraten könnte.“ Man rechne mit einer „gewissen Abschwächung der Exportdynamik“ und auch mit negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Zwar sei die Lage hier noch als günstig einzustufen, aber es gebe Anzeichen „einer verhalteneren Entwicklung“, heißt es in dem Bericht. Die Aussichten hätten sich etwas eingetrübt.

Entsprechend der schlechten wirtschaftlichen Aussichten für Deutschlands sollte die Regierung ihrem öffentlich gepredigten Sparkurs zufolge eigentlich die steigenden Steuereinnahmen nutzen, um antizyklisch noch Gelder zu sparen. Stattdessen steigen jedoch die Ausgaben, vor allem, wenn es um das geplante Betreuungsgeld der CSU, die Steuersenkungen sowie die Abschaffung der Praxisgebühr (FDP) und die Zuschussrente von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) geht. Nur ein Jahr vor der Bundestagswahl ist es doch einfacher, die Bürger mit vermeintlichen Geschenken hinter sich zu wissen. Ganz besonders, wenn Schuldenmachen für den deutschen Staat dank der extrem niedrigen Zinssätze zurzeit so unglaublich günstig ist.

Mehr zum Thema

Rösler will alles tun, um die Euro-Zone zu stabilisieren

Pleite-Gefahr: Schäuble lehnt weitere Kredite für Griechenland ab

Geldwäsche: Neue Vorwürfe gegen die Deutsche Bank

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Rentenkasse: Neue Mütterrente wohl erst ab 2028 umsetzbar
04.07.2025

Die Ausweitung der Mütterrente sorgt für Diskussionen: Einigkeit herrscht über das Ziel, Uneinigkeit über das Tempo. Millionen Mütter...

DWN
Finanzen
Finanzen Sparen für Kinder: Welche Anlagen sich wirklich lohnen
04.07.2025

Eltern wollen ihre Kinder finanziell absichern, doch viele verschenken Chancen. Statt renditestarker Anlagen dominiert Vorsicht, oft ohne...

DWN
Technologie
Technologie KI im Jobmarkt: Die große Lüge von der Objektivität
04.07.2025

Algorithmen sollen neutral entscheiden – doch KI entlarvt sich im Personalbereich als versteckter Türsteher: Diskriminierung,...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...