Finanzen

Bundesbank: EZB hat keine demokratische Legitimation für Bankenaufsicht

Die EZB sollte nicht die Rolle der neuen Eurozonen-Bankenaufsicht übernehmen, warnt der Bundesbank Vorstand Andreas Dombret. Er sieht die Unabhängigkeit der EZB gefährdet und schlägt stattdessen die Bildung einer anderen Behörde vor, die von einem Rat geführt wird. Hier solle die Größe des Bankensektors in den einzelnen Ländern berücksichtigt werden.
23.08.2012 13:18
Lesezeit: 1 min

Das Verhältnis zwischen Bundesbank und EZB ist speziell. Die bisher eingeschlagene Politik und die zukünftigen Pläne der Europäischen Zentralbank stoßen immer wieder auf Widerstand bei der Deutschen Bundesbank. Da kann es auch nicht verwundern, dass sich die Bundesbank nun in die Schaffung einer neuen Eurozonen-Bankenaufsicht einschaltet.

Die Regierungschefs der EU hatten Ende Juni vereinbart, eine übergreifende Bankenaufsicht in Europa zu schaffen. Die EZB schien den Regierungschefs als Kern der neuen Bankenaufsicht am sinnvollsten (auch wenn die Mitarbeiter schon jetzt überarbeitet sind – hier). Der Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret äußerte sich nun dazu und forderte, dass die EZB nicht für die Regulierung der Bankenaufsicht zuständig sein sollte. Dies würde die Grenze zwischen der Geldpolitik und der Aufsichtspflicht verwischen und letztlich die Unabhängigkeit der EZB verletzen, sagte er bei einer Veranstaltung in Frankfurt zum 30. Gründungsjubiläums des Verbandes der Auslandsbanken in Deutschland.

„Aufsichtsbefugnisse implizieren weitgehende Interventionsrechte, die wiederum der direkten demokratischen Legitimation bedürfen“, zitiert die Deutsche Bundesbank Andreas Dombret aus seiner Rede. „Hätte die Zentralbank die hoheitliche finale Verantwortung, müsste ihre Unabhängigkeit eingeschränkt werden.“ Zudem können geldpolitische Entscheidungen „Einfluss auf die Robustheit der Banken haben. Dies kann sehr wohl zu Zielkonflikten führen.“

Vielmehr sollte die Verantwortung einer anderen Behörde übertragen werden, „die von einem Rat geleitet würde, in dem die Heimatländer der Banken angemessen repräsentiert wären“. Entsprechend solle sich die Größe des jeweiligen Bankensektors im Rat widerspiegeln. Und schließlich hätte die EZB bei dieser Lösung „ohne jede Frage eine besonders wichtige und umfassend beratende Rolle“, fügte Andreas Dombret hinzu.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digitaler Produktpass: Was die EU plant und was das für Firmen bedeutet
23.04.2025

Die Europäische Union will Ressourcen schonen und Emissionen und Abfälle reduzieren. Dafür plant sie den sogenannten digitalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Bierbrauer in der Krise
23.04.2025

Eigentlich feiern die Brauer am 23. April den Tag des deutschen Bieres. Doch auch in diesem Jahr sind die Perspektiven der Branche eher...

DWN
Politik
Politik Spar- und Investitionsunion: Brüssel will die unsichtbare Zollmauer einreißen – und den Finanzsektor revolutionieren
23.04.2025

Brüssels stille Revolution: Wie Kommissarin Albuquerque den europäischen Finanzmarkt neu ordnen will – und dabei an den Grundfesten der...

DWN
Politik
Politik Putins Frontstopp: Moskaus neues Angebot könnte Trump in die Falle locken
23.04.2025

Putins überraschende Gesprächsbereitschaft trifft auf strategisches Kalkül in Washington – der Westen steht vor einer geopolitischen...

DWN
Politik
Politik Bye bye, Washington: Elon Musk will erstmal Tesla retten
23.04.2025

Elon Musk zieht sich zunehmend aus Washington zurück – und verspricht dafür Millionen autonomer Teslas. Doch die Zweifel an seiner...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China in der Zwickmühle: Handelskrieg trifft Arbeitsmarkt – Millionen Jobs in Gefahr
23.04.2025

Die chinesische Wirtschaft wächst – zumindest auf dem Papier. Doch der Schein trügt. Hinter den offiziellen Zahlen verbirgt sich ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Zölle treffen Chinas digitale Angriffsstrategie ins Mark: Temu und Shein vor Rückzug aus dem US-Markt
23.04.2025

US-Zölle beenden Chinas E-Commerce-Expansion – Temu und Shein geraten ins Wanken, Europas Märkte droht eine neue Importwelle.

DWN
Panorama
Panorama Frankreich: Luxusimmobilien machen das Land zum neuen Hotspot der Superreichen
23.04.2025

Frankreich, einst als Kulturnation verehrt, wird nun zunehmend zum globalen Epizentrum des Luxuskapitals. Wie aus dem aktuellen Bericht von...