Finanzen

Bankenkrise in Luxemburg: Juncker will den ESM so schnell als möglich

Jean-Claude Juncker, Eurogruppen-Chef und Regierungschef von Luxemburg, sieht im ESM das ideale Vehikel, um die Bankenkrise in seinem Land zu beenden. Wer dafür bezahlen wird ist nicht schwer zu erraten.
13.09.2012 01:00
Lesezeit: 1 min

Der Chef der Eurogruppe Jean-Claude Juncker ("Ich bin doch nicht blöd - hier) drängt auf eine rasche Umsetzung des Europäischen Stabilitätsmechanismus' (ESM). Nur kruz nachdem das Bundesverfassungsgericht am Mittwoch sein Grünes Licht für den ESM gab (mehr hier), verkündete Juncker, bereits am 8. Oktober solle der Gouverneursrat des ESM das erste Mal tagen (mehr hier).

Der Fiskalpakt und die vereinbarten Maßnahmen zur Stabilisierung der Währungsunion solle bereits am 1. Januar 2013 starten. Dass Juncker auf eine schnelle Umsetzung des ESM setzt, hängt vor allem damit zusammen, dass dieser auch enormes Kapital für die mögliche Rettung von Banken zur Verfügung hat.

Und Juncker ist immerhin nicht nur Chef der Eurogruppe, sondern in erster Linie der Premierminister von Luxemburg. Das kleine Land ist für seinen aufgeblähten Bankensektor bekannt. Die Banken halten viele italienische Staatsanleihen (mehr dazu - hier). Die Ratingagentur Moody's senkte aufgrund der ausufernden Finanzindustrie den Asublick für die Entwicklung der Kreditwürdigkeit des Landes (mehr hier).

Ein prominentes Beispiel für eine marode Bank, die für Luxemburg zum massiven Problem werden könnte, ist die belgisch-französische Dexia. Luxemburg garantiert zusammen mit Frankreich und Belgien bereits mit 55 Milliarden Euro für die Dexia (mehr hier). Die Beteiligung an der Rettungsaktion für Dexia könnte ein Hinweis darauf sein, wie sehr Luxemburg eine Ansteckung und einen Crash des heimischen Bankensektors fürchtet.

Je schneller der ESM seine Wirkung entfaltet, umso leichter dürfte das luxemburgische Problem gelöst werden. Der ESM – und damit im Endeffekt auch Deutschland – müsste diese Last dann schultern. Junckers Engagement für den ESM ist vor allem vor seinem eigenen innenpolitischen Hintergrund zu sehen: Findet sich nicht schnell ein Topf, auf den die in Luxemburg ansässigen Banken zugreifen können, wäre das Land ein ernsthafter Crash-Kandidat. Der ESM kommt Juncker daher wie gerufen. Einen Interessenskonflikt, der sich aus seiner Rolle als Chef der Euro-Gruppe und seiner nationalen Rolle ergeben könnte, sieht Juncker nicht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...