Aktuell: Tschechischer Präsident: Euro-Einführung vielleicht 2074
Praktische alle deutsche Medien haben am Dienstag abend die Krawalle in Madrid verschlafen oder ignoriert: Bei der Süddeutschen war der Aufmacher, als es in Spanien bereits krachte, ein beschaulicher Text zur Beschneidung; der Spiegel widmete sich Helmut Kohl als Wahrer der Einheit (nachdem das Magazin in seiner Druckausgabe nichts Besseres zu bieten hatte als eine von sich selbst abgeschriebene Geschichte von vor einem Jahr - mehr in einer ernüchternden Analyse bei Meedia hier).
Die Tagesschau war fasziniert von den Bayern gegen Wolfsburg und anderen Bundesliga-Leckerbissen. Von den wüsten Krawallen in Madrid kein Wort (die DWN berichteten live hier und hier).
Als sich die Leser schließlich bei der Tagesschau beschwerten, wurden sie von der Redaktion abgebürstet. Sichtbar widerwillig richteten die aus Steuergeldern Gebührengeldern bezahlten Redakteure einen Threat ein, nicht jedoch ohne ihn herablassend zu überschreiben: "Liebe Fans der Facebook-Seite der Tagesschau, in Madrid finden zur Zeit Protestet gegen die Sparpolitik der Regierung statt. Ein ARD-Team ist vor Ort, auch Tagesschau.de wir darüber in Kürze berichten. Wer bereits zuvor schon seine Meinung dazu los werden möchte, kann dies hier tun, wir bitten darum, den Shitstorm unter den anderen Threads zu beenden, vielen Dank!"
Meedia berichtet: "Als wenig später ein erster Artikel auf tagesschau.de online geht, bringt der bereits die nächste Empörungswelle mit sich. Im Beitrag ist von 3000 Demonstranten die Rede (mittlerweile korrigiert). Bilder und Videos, die zu dieser Zeit die Runde machen, lassen aber eine deutlich höhere Zahl vermuten. Und auch die offiziellen Behörden vermelden im Laufe des Abends eine doppelt so hohe Zahl. Und so flaut der Ärger erst am frühen Morgen ab. Bis dahin haben sich auch unter dem Posting zum tagesschau.de-Artikel über die Proteste über 1000 – überwiegend kritische – Kommentare angesammelt."
Mehr aus der interessanten Meedia-Analyse - hier.
Fazit: Das Verpennen von einem wichtigen Thema ist die eine Sache - wenngleich auch hier die verantwortlichen Chefredakteure ihren Heerscharen von Journalisten ruhig mal sagen könnten, dass in Europa zur Zeit einiges los ist. Das andere Problem ist jedoch die Haltung gegenüber Kritikern: Die Journalisten bei den öffentlich-rechtlichen Sendern leben von den Gebühren der Zuseher. Sie sollten ihre Kunden gebührend behandeln, oder aber die Kommentarfunktion schließen. Dann könnten die Gebühren reduziert und das überflüssige Geld für einen guten Zweck gespendet oder in den ESM eingezahlt werden.