Politik

Tagesschau verschläft Spanien-Krawalle und beschimpft Kritiker

Die Tagesschau hat die gestrigen Spanien-Krawalle im Internet verpennt. Als die Leser die Redaktion darauf aufmerksam machten, reagierten die Öffentlich-Rechtlichen arrogant: Man sei unabhängig, auch von Shitstorm-Aktivisten.
26.09.2012 17:46
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Tschechischer Präsident: Euro-Einführung vielleicht 2074

Praktische alle deutsche Medien haben am Dienstag abend die Krawalle in Madrid verschlafen oder ignoriert: Bei der Süddeutschen war der Aufmacher, als es in Spanien bereits krachte, ein beschaulicher Text zur Beschneidung; der Spiegel widmete sich Helmut Kohl als Wahrer der Einheit (nachdem das Magazin in seiner Druckausgabe nichts Besseres zu bieten hatte als eine von sich selbst abgeschriebene Geschichte von vor einem Jahr - mehr in einer ernüchternden Analyse bei Meedia hier).

Die Tagesschau war fasziniert von den Bayern gegen Wolfsburg und anderen Bundesliga-Leckerbissen. Von den wüsten Krawallen in Madrid kein Wort (die DWN berichteten live hier und hier).

Als sich die Leser schließlich bei der Tagesschau beschwerten, wurden sie von der Redaktion abgebürstet. Sichtbar widerwillig richteten die aus Steuergeldern Gebührengeldern bezahlten Redakteure einen Threat ein, nicht jedoch ohne ihn herablassend zu überschreiben: "Liebe Fans der Facebook-Seite der Tagesschau, in Madrid finden zur Zeit Protestet gegen die Sparpolitik der Regierung statt. Ein ARD-Team ist vor Ort, auch Tagesschau.de wir darüber in Kürze berichten. Wer bereits zuvor schon seine Meinung dazu los werden möchte, kann dies hier tun, wir bitten darum, den Shitstorm unter den anderen Threads zu beenden, vielen Dank!"

Meedia berichtet: "Als wenig später ein erster Artikel auf tagesschau.de online geht, bringt der bereits die nächste Empörungswelle mit sich. Im Beitrag ist von 3000 Demonstranten die Rede (mittlerweile korrigiert). Bilder und Videos, die zu dieser Zeit die Runde machen, lassen aber eine deutlich höhere Zahl vermuten. Und auch die offiziellen Behörden vermelden im Laufe des Abends eine doppelt so hohe Zahl. Und so flaut der Ärger erst am frühen Morgen ab. Bis dahin haben sich auch unter dem Posting zum tagesschau.de-Artikel über die Proteste über 1000 – überwiegend kritische – Kommentare angesammelt."

Mehr aus der interessanten Meedia-Analyse - hier.

Fazit: Das Verpennen von einem wichtigen Thema ist die eine Sache - wenngleich auch hier die verantwortlichen Chefredakteure ihren Heerscharen von Journalisten ruhig mal sagen könnten, dass in Europa zur Zeit einiges los ist. Das andere Problem ist jedoch die Haltung gegenüber Kritikern: Die Journalisten bei den öffentlich-rechtlichen Sendern leben von den Gebühren der Zuseher. Sie sollten ihre Kunden gebührend behandeln, oder aber die Kommentarfunktion schließen. Dann könnten die Gebühren reduziert und das überflüssige Geld für einen guten Zweck gespendet oder in den ESM eingezahlt werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Politik
Politik Wahlkampf 2025: CDU/CSU zwischen Neustart und Tabubruch
23.02.2025

CDU und CSU setzen auf Steuererleichterungen, das Ende des Bürgergeldes und eine härtere Migrationspolitik. Doch wie realistisch sind die...

DWN
Politik
Politik Wie wähle ich bei der Bundestagswahl? Deutschland verweigert wahlberechtigten Auslandsdeutschen ihre Stimme abzugeben
22.02.2025

Mehrere Auslandsdeutsche berichten, zu spät oder bislang noch gar keine Wahlunterlagen erhalten zu haben. Nun drohen die Stimmen dieser...

DWN
Politik
Politik Rente mit 63: Wer wirklich von der abschlagsfreien Rente profitiert
22.02.2025

Die abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren ist für Menschen gedacht, die beruflich sehr stark belastet sind. Doch aktuelle DIW-Zahlen...

DWN
Politik
Politik Alternativen zu Trumps Appeasement-Politik gegenüber Russland
22.02.2025

US-Präsident Donald Trump sagt, er wolle der Ukraine Frieden bringen. Aber sein Ansatz kann nicht funktionieren, weil er das Problem der...

DWN
Panorama
Panorama Deutschland "kaputt": Münchaus düstere Prognose für die Wirtschaft
22.02.2025

Deutschland steckt in der Krise – und es gibt kaum Hoffnung auf Besserung. Der deutsch-britische Autor Wolfgang Münchau sieht das Land...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kündigung rechtssicher zustellen: So vermeiden Sie teure Fehler
22.02.2025

Wie Sie eine Kündigung korrekt übermitteln – von der persönlichen Übergabe bis zum Gerichtsvollzieher. Welche Methoden wirklich...

DWN
Panorama
Panorama Kaffee bald Luxus? Wie durch ein EU-Gesetz, Abholzung und das Wetter die Preise explodieren
22.02.2025

Der Preis für Kaffee ist an den Börsen in den letzten fünf Jahren um das Vierfache gestiegen. Die Ursachen für die Rekordpreise, die...

DWN
Technologie
Technologie Mobilfunk Bahn: Empfang unterwegs verbessert sich endlich
22.02.2025

Wer im Zug telefoniert oder surft, stößt oft auf Funklöcher und langsames Internet. Jetzt verbessert eine neue Technik die Verbindung...