Politik

Tschechischer Präsident: Euro-Einführung vielleicht 2074

Die Schuldenkrise in der Eurozone weckt nicht gerade das Bedürfnis Tschechiens, so schnell wie möglich dem Euro beizutreten. Im Gegenteil, wie Bulgarien und Ungarn will man lieber abwarten – ruhig auch bis 2074. Griechenland sei ein gutes Beispiel dafür, welche Probleme die gemeinsame Währung mit sich bringe, so der tschechische Präsident. Ein Austritt Griechenlands aus dem Euro wäre für das Land selbst sogar ein Sieg.
27.09.2012 11:06
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Merkel unter Druck: Spanien und Italien wollen Finanztransaktionssteuer platzen lassen

Derzeit ist die Einführung des Euros kein Thema in Tschechien, versicherte der tschechische Präsident, Vaclav Klaus, in einem Interview mit Bloomberg. Vaclav Klaus bezeichnet sich selbst als „Euro-Realist“ und betont, er unterstütze die europäische Integration, könne sich aber nicht mit der Zentralisierung, Harmonisierung und Standardisierung anfreunden. „Wir akzeptieren mit einigem Widerstand die Bedingungen für den Einstieg“ in die EU, so der tschechische Premier. „Wir waren uns der Tatsache bewusst, dass die Einführung des Euros eine Bedingung zum EU-Beitritt war“, ergänzt er. „ Aber wir sind sehr zufrieden mit der Tatsache, dass es für diese Einführung keinen Zeitplan gibt.“ So „können wir vielleicht im Jahre 2074 der gemeinsamen Währungsunion beitreten“, niemand dränge das Land.

Ähnlich sehen es auch die EU-Länder Polen, Ungarn und Bulgarien. Jedes dieser Länder versucht ebenfalls die Einführung des Euros aufzuschieben, um nicht sofort noch stärker in den Strudel der Schuldenkrise zu geraten. Wenngleich die Länder, wie Tschechien, auch jetzt schon die Auswirkungen der Krise spüren. Die Wirtschaft Tschechiens schrumpfte in den ersten beiden Quartalen des Jahres. Die Exporte, die immerhin 75 Prozent des tschechischen BIPS ausmachen, leiden unter der schwachen Nachfrage aus der Eurozone.

Als „Euro-Realist“ geht Vaclav Klaus zudem davon aus, dass ein Austritt eines oder mehrerer Mitgliedsstaaten aus dem Euro die Währungsunion nicht zerstören oder das Projekt der europäischen Integration gefährden würde. „Es ist technisch möglich“ und es ist nicht wahr, „was all die Politiker über die katastrophalen Folgen sagen“, so Vaclav Klaus. Man müsse so etwas nur in einer organisierten Weise tun. Er glaube auch nicht, dass der Euro verschwinden wird. Aber das Euro-System bestrafe einige Länder, die die gemeinsame Währung lieber verlassen sollten. „Griechenland ist ein Opfer der Währungsunion.“ Es „wäre viel besser für sie, nicht in dieser Zwangsjacke zu sein. Es wäre ein Sieg für sie“.

Weitere Themen

Deutschland: Arbeitslosigkeit im September gestiegen

Troika zerstritten: Griechen-Rettern droht Verlust von 200 Milliarden Euro

Slowenien-Rettung: Banken brauchen 5 Milliarden Euro

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hitzestress am Arbeitsplatz: Mehr Krankmeldungen bei Extremtemperaturen
02.07.2025

Extreme Sommerhitze belastet nicht nur das Wohlbefinden, sondern wirkt sich zunehmend auf die Arbeitsfähigkeit aus. Bei Hitzewellen...

DWN
Politik
Politik Europa vor dem Zerfall? Ex-Premier Letta warnt vor fatalem Fehler der EU
02.07.2025

Europa droht, zum Museum zu verkommen – oder zum Spielball von Trump und China. Italiens Ex-Premier Letta rechnet ab und warnt vor dem...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...