Finanzen

Italien: Staatshaushalt wurde trotz hoher Steuern nicht saniert

Italien hat in den vergangenen Jahren die massivsten Steuererhöhungen in ganz Europa erlebt. Das Steuersystem drosselt Italiens Wirtschaftswachstum. Das Beispiel zeigt: Ohne eine Reduktion der öffentlichen Ausgaben und ohne effiziente Steuereintreibung ist ein Staat nicht zu sanieren.
08.10.2012 00:44
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Proteste: Ausschreitungen zwischen italienischen Studenten und Polizei

Die italienische Bevölkerung hat innerhalb der letzten Dekade die drastischsten Steuererhöhungen von allen EU-Staaten verkraften müssen. Zu diesem Ergebnis kam die Studie der Deutschen Bank „Die Auswirkungen der Steuersysteme auf das Wirtschaftswachstum in Europa“. Dieser Studie zufolge stieg die Steuerlast in Italien in den letzten zehn Jahren um ein Prozent gemessen am BIP. In ganz Europa sank sie hingegen im Durchschnitt um 1,5 Prozent.

Italien führte zwar einige steuersenkende Maßnahmen im Bereich der Mehrwertsteuer und der Kapitalsteuer durch, erhöhte diese aber signifikant im Bereich der Arbeitskosten. Die Studie empfiehlt für ganz Europa „ein wachstumsförderndes Steuersystem mit niedrigen Steuersätzen auf Kapital und Arbeit und relativ hohen Konsum-, Eigentums-, und Erbsteuern“. Diese Steuerpolitik könne ein aufkommendes Wirtschaftswachstum angemessen unterstützen.

Doch davon ist Italien noch weit entfernt. Die italienische Wirtschaft leidet schwer unter der globalen Wirtschaftskrise und befindet sich in einer Rezession. Der italienische Premierminister Mario Monti hat jedoch bereits im August aufgrund der hohen Schuldenlast Medienberichte über eine geplante Mehrwertsteuersenkung dementiert. Stattdessen kündigte er jetzt ein umfassendes Sparpaket für Politiker an.

Italien hat seit langem mit Korruption und Vetternwirtschaft, insbesondere in der Regionalpolitik, zu kämpfen. In einem Versuch, exzessive Ausgaben und Korruption einzudämmen, hat Monti nun die Budgets von Lokal- und Regionalpolitikern beschnitten. „Es ist wichtig, dass wir etwas noch Wertvolleres retten als Geld, das Vertrauen der italienischen Bürger in ihre Institutionen“, sagte Monti der Businessweek.

Um mehr Transparenz in die Reisekosten und Spesenkonten zu bringen, müssen Regionalpolitiker künftig Angaben über Einkünfte und persönliches Vermögen auf den Internetseiten der Regionalverwaltung geben. Monti war zum Handeln gezwungen nachdem Franco Fiorito, ein ehemaliger regionaler Parteichef, Steuergelder in Höhe von mehreren zehntausend Euro für private Zwecke auf einer zehntägigen Dienstreise in Sardinien ausgab.

Weitere Informationen:

Deutschland: Auftragseinbruch der Industrie doppelt so hoch wie erwartet

Griechenland: Massenproteste für Angela Merkels Besuch angekündigt

Angela Merkel reist am Dienstag überraschend nach Griechenland

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Solarausbauziel in Deutschland bis 2030 zur Hälfte erfüllt
04.07.2025

Deutschland hat bereits einen großen Schritt in Richtung Solarenergie gemacht – doch der Weg ist noch weit. Trotz beachtlicher...

DWN
Politik
Politik One Big Beautiful Bill: Das steckt hinter Trumps Steuererleichterungen
04.07.2025

Am amerikanischen Unabhängigkeitstag setzt Donald Trump ein innenpolitisches Zeichen: Mit dem "One Big Beautiful Bill" will er seine...

DWN
Panorama
Panorama Waldbrand Sachsen: Gohrischheide - über 1.000 Einsatzkräfte im Einsatz
04.07.2025

Hitze, Trockenheit und starker Wind: In Sachsen und Thüringen kämpfen Einsatzkräfte gegen massive Waldbrände. Besonders die...

DWN
Politik
Politik Rentenkasse: Neue Mütterrente wohl erst ab 2028 umsetzbar
04.07.2025

Die Ausweitung der Mütterrente sorgt für Diskussionen: Einigkeit herrscht über das Ziel, Uneinigkeit über das Tempo. Millionen Mütter...

DWN
Finanzen
Finanzen Sparen für Kinder: Welche Anlagen sich wirklich lohnen
04.07.2025

Eltern wollen ihre Kinder finanziell absichern, doch viele verschenken Chancen. Statt renditestarker Anlagen dominiert Vorsicht, oft ohne...

DWN
Technologie
Technologie KI im Jobmarkt: Die große Lüge von der Objektivität
04.07.2025

Algorithmen sollen neutral entscheiden – doch KI entlarvt sich im Personalbereich als versteckter Türsteher: Diskriminierung,...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...