Politik

Studie: Weltwirtschaft „hängt in den Seilen“, vom K.O. bedroht

Studie der Brookings Institution stellt der Weltwirtschaft ein schlechtes Zeugnis aus. Insbesondere die Eurozone wird sehr schlecht beurteilt. Ohne entschlossenere politische Maßnahmen wird die Weltwirtschaft zusammenbrechen.
08.10.2012 14:17
Lesezeit: 2 min

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Das Wachstum in den Kernökonomien der Eurozone, Frankreich und Deutschland, hat stark abgebremst. Andere Euroländer befinden momentan im freien Fall. Die Finanzmärkte konnten sich zwar kurzfristig erholen, nachdem die Ankündigen der EZB gegriffen haben und Sparprogramme und Strukturreformen eingeleitet wurden. Aber die Umsetzung der Programme in den Hauptkrisenländern wie Spanien wird aufgrund der heftigen Proteste immer unwahrscheinlicher (mehr hier). Dies würde zusätzlich für einen wirtschaftlichen Rückgang in der ganzen Eurozone sorgen. Zu diesem Schluss kommt die neueste Ausgabe des Brookings Institution Financial Times Tracking Index (Tiger-Index).

Dem Bericht zufolge haben sich die Wirtschaftszahlen und Vertrauensindikatoren der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer seit dem Frühjahr verschlechtert. Davon ausgenommen sind lediglich die Vereinigten Staaten. Auch die Finanzmärkte wären stark und wiesen die größte Stabilität seit Juni 2011 auf?

Doch bisherige Schritte der Politik gegen die weltweite Krise reichen nicht aus. Ändert sich dies nicht bald, so steht die Weltwirtschaft vor dem KO: „In der Abwesenheit einer breiten Reihe entschiedener politischer Maßnahmen – die in vielen Ländern nötigen Steuer-, Finanzsystem- und Strukturreformen mit eingeschlossen – kann die Weltwirtschaft bald angezählt werden.“, konstatiert Prof. Eswar Prasad von der Brookings Institution in einem Bericht der Financial Times.

Auch die aggressive Geldpolitik der Bank von Japan, wie die Begrenzung der Yen-Aufwertung hat keinen Erfolg, sondern erzeugt vielmehr eine kurzzeitige Auszeit an den japanischen Finanzmärkten. Die Schwellenländer sind in ihrem politischen Handlungsspielraum derart eingeschränkt, dass sie nahezu schutzlos gegenüber externen Faktoren sind, wie der schlechten Weltmarktprognose oder den instabilen Rohstoffpreisen.

China Volkswirtschaft verschlechtert sich so sehr, dass das Wachstumsziel der Regierung von 7,5 Prozent wahrscheinlich noch unterboten wird Grund hierfür seien der schwache Exportmarkt, der Überhang von Überkapazitäten aus den 2009 bis 2010 bankenfinanzierten Investitionsschüben. Außerdem wird China durch seine politische Situation (mehr hier) zusätzlich gebremst.

In Indien greifen die politischen Reformen und es herrscht Marktoptimismus. Allerdings sorgen politische Unsicherheiten über die Reformen noch für Zurückhaltung in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten. Lateinamerika erlebt in weiten Teilen wirtschaftlichen Rückgang, mit Ausnahme von Mexiko die durch den Ausbau ihres Exports ein stabiles Wachstum verzeichnen würden.

Der Tiger, Tracking indices for the Global Economic Recovery, kombiniert Zahlen der realwirtschaftlichen Aktivitäten, Finanzvariablen und Vertrauensindikatoren. In dieser Ausgabe wurde zusätzlich ein außerordentlicher Indikator für die europäischen Länderökonomien von Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien eingerichtet. Mit niederschmetterndem Ergebnis. Nur Irland konnte sich behaupten, verglichen mit den Zahlen während der Krise 2008/2009.

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