Politik

Euro-Austritt Griechenlands könnte weltweite Wirtschaftskrise auslösen

Lesezeit: 2 min
17.10.2012 13:03
Sollte Griechenland gezwungen sein, den Euro zu verlassen, könnte dies einen internationalen Flächenbrand auslösen, so die Bertelsmann-Stiftung. Die angestellten Berechnungen für diesen Fall seien „besorgniserregend", warnt die Stiftung. Nur der isolierte Austritt Griechenlands würde für „Deutschland zunächst Einbußen in der Wirtschaftsleistung von insgesamt 73 Milliarden Euro bis zum Jahre 2020 bedeuten".
Euro-Austritt Griechenlands könnte weltweite Wirtschaftskrise auslösen

Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aktuell: Euro-Austritt Griechenlands könnte weltweite Wirtschaftskrise auslösen

Nach Informationen der Bertelsmann-Stiftung hätte ein Austritt Griechenlands aus der europäischen Währungsunion verheerende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Bislang galt die unmittelbare Gefahr nur den Südeuropäischen Staaten und der gemeinsamen Währung. Ein Zusammenbruch des Euro könne jedoch gravierende wirtschaftliche Krisen in den USA und in China auslösen. Allein der isolierte Austritt Griechenlands aus dem Euro würde für Deutschland „Einbußen in der Wirtschaftsleistung von insgesamt 73 Milliarden Euro bis zum Jahre 2020 bedeuten", warnt die Bertelsmann-Stiftung.

Ein Austritt Griechenlands aus der gemeinsamen Währung wurde bislang nur hinter vorgehaltener Hand diskutiert. Als Grund dafür gilt der Domino-Effekt: Wenn ein Land sich aus dem Euroraum verabschiedet, legt es den Grundstein für ein zweites oder gar drittes Land. Spanien und Portugal könnten dem Beispiel Griechenlands in diesem hypothetischen Szenario folgen. Damit würden die Schulden der verbleibenden Euro-Staaten extrem ansteigen und somit die gesamte Währung in Gefahr bringen.

Für Griechenland bedeutet ein Austritt den Staatsbankrott und eine Abwertung der neu eingeführten, griechischen Währung.  Neben der Tilgung der bisherigen Schuldenlast ist mit einem  Anstieg der Arbeitslosigkeit und einem Einbruch der Wirtschaftsleistung zu rechnen, die sich im Jahr 2020 auf schätzungsweise 164 Milliarden Euro beziffern würde, so die Bertelsmann-Stiftung. Für die 42 wichtigsten Volkswirtschaften entstünden parallel Einbußen in Höhe von bis zu 674 Milliarden Euro. Die negativen Auswirkungen überwiegen also deutlich die positiven in diesem Szenario.

Noch viel schlimmer sieht es aus, wenn ein zweites Land, Portugal etwa, die Eurozone verließe: Die weltweiten Wachstumsverluste bezifferten sich in diesem Szenario bereits auf 2,4 Billionen Euro, folgert die Studie. „Wir müssen jetzt in der aktuellen Situation unbedingt den Ausbruch eines Flächenbrandes verhindern", sagte Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann-Stiftung. Die Kosten würden sich exponentiell erhöhen, wenn noch ein weiteres Land den Euro verließe. Verabschiedete sich zusätzlich noch Spanien aus dem Euro-Raum, würden Deutschland bis 2020 Wachstumsimpulse in Höhe von  850 Milliarden Euro entgehen und Schulden in Höhe von 226 Milliarden Euro müssten abgeschrieben werden.

Weltweit würden sich die Wachstumseinbußen der 42 großen Volkswirtschaften auf beängstigende 7,9 Billionen Euro belaufen. Doch es fallen noch mehr Domino-Steine in dem Szenario der Bertelsmann Stiftung: Italien ist als nächstes an der Reihe, sich von dem Euro zu verabschieden. Die unmittelbaren Auswirkungen auf Deutschland entsprächen mehr als 21.000 Euro pro Kopf, 455 Milliarden Euro Schuldenschwund und 1,7 Billionen Euro Wachstumseinbußen. Eine weltweite Rezession wäre die Folge mit über 17,2 Billionen Euro an Wachstumsverlusten.

Das Fazit, was die Bertelsmann-Stiftung aus diesen unvorstellbar hohen Summen zieht, legt einen Verbleib Griechenlands in der Währungsunion nahe, da die Folgen eines Austritts einen Domino-Effekt auslösen würde, der nicht nur Auswirkungen auf die Weltwirtschaft hätte. Es sei auch mit erheblichen sozialen Spannungen zu rechnen und ein Zerfall von Regierungen und Staaten kann nicht ausgeschlossen werden. Die Bundesregierung hatte erst Anfang der Woche  unkontrollierbare Entwicklungen in Bezug auf die Schuldenkrise in Griechenland ausgeschlossen (mehr hier).

Weitere Themen

Arbeitsagentur: Chancen auf Arbeitsplatz in Deutschland sinken

Türkischer Minister: „Die EU ist die scheinheiligste Organisation der Welt“

Handelskammer fordert Solidarität mit Griechenland



Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Technologie
Technologie 3D Spark: Ein Hamburger Start-up revolutioniert die Bahnbranche
25.04.2024

Die Schienenfahrzeugindustrie befindet sich in einem grundlegenden Wandel, in dessen Verlauf manuelle Fertigungsprozesse zunehmend...