Finanzen

US-Banken fürchten Crash und drucken sich selbst Geld

US-Banken versuchen Kapitalausfälle und Risiken durch die Emission von Vorzugsaktien auszugleichen. Die Marktkapitalisierung solcher Aktienemissionen beläuft sich schon jetzt auf zehn Milliarden Dollar. Dabei profitieren die Banken vor allem von der expansiven Geldpolitik der Fed.
20.11.2012 14:25
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Deals à la Goldman: Monti will italienische Unternehmen an Katar verkaufen

Seit 2008 sind große US-Banken damit beschäftigt, ihre Bilanzen zu stützen. Sie müssen mehr Anteilskapital als Puffer halten, durch den die Verluste der Krise kompensiert werden sollen. Die Banken fürchten einen weiteren Crash durch Liquiditätsengpässe wie zu Beginn der Finanzkrise vor fünf Jahren.

Das internationale Abkommen zur Regulierung von Banken will dies verhindern. Basel III sieht vor, dass Banken bis 2019 ein Anteilskapital von sieben Prozent haben müssen, um ihre risikobehafteten Vermögenswerte abzudecken. Außerdem müssen sie einen Aufpreis für Vermögenswerte entrichten, so die Regularien von Basel III.

Darüber hinaus schließt das Abkommen eine weniger beachtete Vorgabe mit ein. So müssen die Banken zusätzlich 1,5 Prozent ihrer erstklassigen Vermögenswerte als Einlagen halten. Dazu zählen beispielsweise Vorzugsaktien, die dem Anleger eine fixe Dividende einbringt, ihm aber kein Stimmrecht zugesteht.

Um diese Auflagen zu erfüllen, haben US-Banken seit Juni rund zehn Milliarden Dollar an Vorzugsaktien ausgegeben und weitere Milliarden könnten in Zukunft folgen. Barclays-Banker rechnen mit einer Emission solcher Aktien in Höhe von 80 Milliarden Dollar in den nächsten Jahren.

Diese geballte Emissions-Aktivität von US-Banken ist auf die niedrigen Zinssätze zurückzuführen. Dadurch können die Banken Vorzugsaktien besonders günstig emittieren. Viele Großbanken nutzen so die Gunst der Stunde, darunter die Citigroup, Goldman Sachs, Wells Fargo und BB&T. Sie fürchten, dass die Zinssätze in den kommenden Jahren wieder ansteigen werden.

Die niedrigen Zinsen sind die Folge einer expansiven Geldpolitik der US-Notenbank Fed. So pumpt die Zentralbank derzeit hohe Milliarden-Beträge in den Markt (hier). Dies kommt vor allem den großen Banken bei der Aufstockung ihrer Kapitalquote zu Gute.Nach der Wiederwahl Barack Obamas zum Präsident der USA wird erwartet, das die Geldschwemme der Fed fortgeführt wird. Die Mittel der Notenbank sollen so den amerikanischen Bankensektor sanieren.

Und das mit Erfolg: Die Basel III Vorgaben werden bereits von einigen US-Banken erfüllt. So hat die Bank of America die Anteilskapital-Quote bereits Jahre vor der Deadline überschritten. Die Anleger danken der Bank mit Vertrauen, wodurch der Aktienkurs um satte 70 Prozent in diesem Jahr angestiegen ist.

Weitere Themen

Terror-Verdacht: US-Behörden verhaften Designer, weil er zu große Schuhe und eine verrückte Uhr trug

Risiko-Sucht: Bank-Manager wechseln in die Spekulanten-Branche

Brotlose Geisteswissenschaften: US-Studenten wollen Studiengeld zurück

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Mulfin Trade hat seine Schutzsysteme für mehr Sicherheit aktualisiert

Der Schutz persönlicher Daten ist einer der Schlüsselfaktoren, die das Vertrauen der Kunden in einen Service beeinflussen. Mulfin Trade...

DWN
Technologie
Technologie Silicon Valley dominierte Big Tech – Europas Chance heißt Deep Tech
06.06.2025

Während Europa an bahnbrechenden Technologien tüftelt, fließt das große Geld aus den USA. Wenn Europa jetzt nicht handelt, gehört die...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Verteidigung der Zukunft: Hensoldt rüstet Europa mit Hightech auf
06.06.2025

Kaum ein Rüstungsunternehmen in Europa hat sich in den vergangenen Jahren so grundlegend gewandelt wie Hensoldt. Aus einer ehemaligen...

DWN
Politik
Politik Trump gegen Europa: Ein ideologischer Feldzug beginnt
06.06.2025

Donald Trump hat Europa zum ideologischen Feind erklärt – und arbeitet systematisch daran, den Kontinent nach seinen Vorstellungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die wertvollsten Marken der Welt: Top 5 fest in US-Hand
06.06.2025

Während die Weltwirtschaft stagniert, explodieren die Markenwerte amerikanischer Konzerne. Apple regiert unangefochten – China und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Star-Investorin: „Wir erleben eine neue Generation von KI-Gründern“
06.06.2025

US-Chaos, Trump und Kapitalflucht: Europas KI-Talente kehren dem Silicon Valley den Rücken – und bauen die Tech-Giganten der Zukunft vor...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Konjunkturprognose unter Druck: Wie der Zollstreit Deutschlands Exporte trifft
06.06.2025

Zölle, Exporteinbrüche und schwache Industrieproduktion setzen Deutschlands Wirtschaft zu. Die aktuelle Konjunkturprognose gibt wenig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Internationale Handelskonflikte: So schützen sich exportorientierte KMU
06.06.2025

Ob Strafzölle, Exportverbote oder politische Sanktionen – internationale Handelskonflikte bedrohen zunehmend die Geschäftsmodelle...

DWN
Panorama
Panorama Musk gegen Trump: Politische Zweckbeziehung artet in öffentlichen Machtkampf aus – die Tesla-Aktie leidet
06.06.2025

Elon Musk und Donald Trump galten als Zweckbündnis mit Einfluss – doch nun eskaliert der Streit. Was steckt hinter dem Zerwürfnis der...