Politik

Streit zwischen Frankreich und Deutschland: Keine Einigung bei Bankenaufsicht

In wesentlichen Punkten zur geplanten Bankenunion sind sich die beiden Finanzminister uneinig. Die Machtkämpfe zwischen Deutschland und Frankreich nehmen kein Ende – das wird sich auch im Kampf um den Posten des neuen Eurogruppen-Chefs zeigen.
04.12.2012 15:07
Lesezeit: 1 min

Erneut ein Treffen der Euro-Finanzminister ohne wirkliche Fortschritte: Wie erwartet konnten sich die Finanzminister bei der Diskussion um eine europäische Bankenunion nicht einigen. Besonders deutlich wurde bei dem Treffen erneut die schwierige, angeschlagene Beziehung zwischen Deutschland und Frankreich. Zwischen Wolfgang Schäuble und dem französischen Finanzminister Pierre Moscovici waren die Meinungsverschiedenheit extrem groß. Während Schäuble verhindern wollte, dass der EZB-Rat in Aufsichtsfragen das letzte Wort hart, befürwortete Moscovici genau das. Auch bei der Frage, ob der neuen Aufsichtsbehörde nun alle europäischen Finanzinstitute unterstellt werden sollen, konnten sich Frankreich und Deutschland nicht einigen. „Die EZB müsse alle Banken mit europäischem Pass beaufsichtigen", so Moscovici.

Ebenfalls Unstimmigkeiten gab es hinsichtlich einer eventuellen, gleichberechtigten Mitsprache für Nicht-Euro-Länder bei der Bankenaufsicht. So wollen sich beispielsweise Dänemark und Polen grundsätzlich an der Bankenunion beteiligen, möchten aber eine Aufsicht über ihre Banken verhindern. Der schwedische Finanzminister Anders Borg will sogar, dass die Länder außerhalb der Eurozone die Möglichkeit erhalten, eigene oder höhere Kapitalanforderungen für die eigenen Banken fetszuschreiben. Es dürfe keinen „unfairen Umgang mit Nicht-Euro-Ländern geben“, zitiert Reuters Anders Borg.

Angesichts der verhärteten Fronten zwischen Wolfgang Schäuble und seinem französischen Kollegen wird das Ziel der EU-Kommission, noch in diesem Jahr den Grundstein für die Bankenunion zu legen, nicht erreicht werden können. Aber genau das entspricht letztlich den Vorstellungen Schäubles und Merkels, die von Anfang an einen so schnell Aufbau verhindern wollten. So lang die europäische Bankenaufsicht nicht geschaffen ist, ist zudem an die von vielen südeuropäischen Ländern gewollte direkte Kapitalisierung der Banken über den ESM nicht zu denken.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...