Das Gesundheitsministerium in Peking hat erstmals Daten zur Ein-Kind-Politik veröffentlicht. Demnach wurden seit 1971 insgesamt 336 Millionen Abtreibungen vorgenommen. 196 Millionen Sterilisierungen wurden durchgeführt, 403 Millionen Frauen wurden mechanische Verhütungsmittel eingesetzt. Diese Praxis konnte in China oft nur mit Zwang durchgeführt werden. Im Vergleich dazu ist die Zahl der Abtreibungen in den USA wesentlich geringer: 50 Millionen Abtreibungen wurden hier seit der Legalisierung im Jahr 1973 durchgeführt.
Die chinesische Führung hat eingeräumt, dass die die chinesische Bevölkerung ohne die Geburten-Kontrolle um 30 Prozent größer wäre. Derzeit leben in China 1,3 Milliarden Menschen.
Für die chinesische Wirtschaft hat diese Entwicklung gravierende Folgen. Der Anteil der arbeitenden Bevölkerung schrumpft, China wird zum größten Seniorenheim der Welt.
Ken Peng, der die Daten für BNP Paribas analysiert hat, sagte der FT: „Die Bevölkerung Chinas hat jetzt mehr Ähnlichkeiten mit den entwickelten Ländern. Dadurch hat China einen Nachteil in arbeitsintensiven Industrien.“
Bei seiner jährlichen Sitzung hat das chinesische Parlament die Kompetenzen des Gesundheitsministeriums bei der Bevölkerungs-Planung beschnitten. Beobachter erwarten, dass China die Ein-Kind-Politik schrittweise in eine Zwei-Kind-Politik umwandeln will. Tests dazu laufen bereits in einigen Städten.
Aber die Wende kommt zu spät: Das Überalterungs-Problem wird dadurch bestenfalls um einige Jahre verzögert.
Außerdem regt sich Widerstand im Establishment. Die FT zitiert einen chinesischen Funktionär mit dem bemerkenswerten Ausspruch: „Die Idee, die Überalterung mit einer Steigerung der Fruchtbarkeit zu überwinden ist so, also würde man Gift trinken, um den Durst zu löschen.“