Finanzen

US-Ökonom: Zwangs-Abgabe ist Nuklearschlag gegen Sparer

Der Schritt der Eurogruppe, eine Zwangsabgabe zu fordern, dürfte eine Schockwelle in die gesamte Bevölkerung der entwickelten Welt gesendet haben, sagt der US-Ökonom Zervos. Eine derartige Politik erwarte man eher von einer afrikanischen Diktatur als von Europa. Die Gefahr eines Bank Runs in Südeuropa sei so real wie noch nie.
20.03.2013 03:27
Lesezeit: 1 min

Die Entscheidung der Eurogruppe, die Bankkunden in Zypern durch eine Zwangsabgabe an dem Rettungspaket zu beteiligen, sorgt nicht nur in Europa und Russland für Aufsehen und Besorgnis. Auch in den USA ist eine Diskussion über die Rechtmäßigkeit einer solchen Aktion entbrannt. Besonders deutlich wird der US-Ökonom Davos Zervos von Jefferies. In einer Notiz an seine Kunden übt er harsche Kritik.

Was bezüglich Zypern am Wochenende geschehen sei, „war eine der bedeutendsten Entwicklungen in der Eurozone seit den griechischen Wahlen im vergangenen Sommer“, so Zervos. Die Aktion, die Einlagen der Sparer zu besteuern, sende eine „ominöse Nachricht an die gesamte globale Investment-Gemeinschaft“, zitiert der BusinessInsider aus der Notiz. „Jeder von uns sollte wirklich einen Moment überlegen, was die Regierungen in Europa da getan haben“, fügt Zervos hinzu.

„Um ganz deutlich zu sein, sie initiierten einen Überraschungsangriff auf die Vorsorge-Ersparnisse“ quasi des eigenen Volkes, schreibt Zervos. Ein solcher Schritt „dürfte Schockwellen in der gesamten Bevölkerung der entwickelten Welt auslösen“.  Dies „ist ein Nuklearanschlag auf Ersparnisse und Wohlstand – etwas, das sehr wahrscheinlich die Lebensgeister zertreten wird“, ergänzt er. Eine solche Politik würde man in einem diktatorischen Regime im Afrika südlich der Sahara erwarten, nicht aber in einem Mitgliedsland der Eurozone.

„Wenn die europäischen Regierungen heimlich die hart arbeitenden Bürger nach Geschäftsschluss an einem Freitagabend um 7 bis 10 Prozent enteignen können, wozu sind sie dann sonst noch in der Lage“, fragt Zervos. Warum sollte man dann überhaupt noch Geld auf einem Bankkonto aufbewahren?  Sollte diese Zwangsabgabe tatsächlich noch umgesetzt werden, werde dies eine ernsthafte instabile Entwicklung in den peripheren Banken auslösen. Unter diesen Umständen mache es überhaupt keinen Sinn, überhaupt noch Geld bei einer italienischen oder spanischen Bank anzulegen  - „warum sollte man überhaupt noch Geld im Europäischen Bankensystem halten“, so Zervos. „Wir werden riesige Kapital-Abflüsse sehen.“ Selbst ohne die tatsächliche Umsetzung der Zwangsabgabe sei das Risiko eines Bank Runs jedoch sehr real, warnt der US-Ökonom. Diese Entscheidung im Fall Zypern ist bedeutender „als die italienischen Wahlergebnisse, oder, ehrlich gesagt, jedes andere Thema in Europa“.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...