Das Hauptinstrument zur Risikoabschätzung bei Banken gerät in die Kritik. Banken berechnen ihre Eigenkapitalquote offenkundig sehr häufig falsch. Im Fokus steht die Art der Berechnung der Eigenkapitalquote, die die Risikogeschäfte und Vermögenswerte einer Bank ins Gleichgewicht bringen soll.#
Das Problem ist nicht neu: Die Banken können im Grund selbst bestimmen, wie sie ihre Risiken berechnen. Das groteske Verfahren ist einer der Gründe, warum etwa die Deutsche Bank als eine der gefährlichsten Banken der Welt gilt, Die Deutsche Bank ist erst kürzlich von Standard & Poor's genau wegen dieser Risiken herabgestuft worden (mehr hier).
Die Banken berichten Kapitalquoten, die bis zu 40 Prozent voneinander abweichen, bei gleichem Kapitalniveau und gleichen Risiken, ergab eine Studie des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht.
Die Berechnung der Eigenkapitalquote im Verhältnis zum Ausfallrisiko ist das beste Instrument zur Risikoabschätzung. Wenn die Banken keine adäquate Risikoabschätzung vornehmen können oder wollen, ist der Bankensektor unberechenbar. „Das ist ein beunruhigendes Bild“, sagte ein Analyst des Basler Ausschusses der FT.
Die Hauptaufgabe des Basler Ausschusses ist es, die Einführung hoher und einheitlicher Standards in der Bankenaufsicht einzuführen. Die Studie hat 32 große und globale Banken dazu aufgefordert, ein hypothetisches Portfolio von Unternehmenskrediten, Bankkrediten und Staatsanleihen zu bewerten.
Eine Abweichung von zehn Prozent ist bereits in der Auswertung einkalkuliert. Trotzdem schnitten die Banken noch schlecht ab. In der oben abgebildeten Grafik entspricht jeder Balken einer Farbe einer Bank der jeweiligen Region.
Die Risikofreude der Banken ist dabei sehr unterschiedlich: Die aggressivsten Banken gaben eine notwendige Eigenkapitalquote an, die 22 Prozent niedriger hätten ausfallen müssen. Die Bank mit dem geringsten Aggessionspotenzial hätte eine Quote angeben müssen, die 18 Prozent höher liegt, gemessen an einer Durchschnittsbewertung.
Europäische Banken bewerten in der Regel aggressiver als nordamerikanische Banken, heißt es in der Studie.
Allerdings gibt es auch harsche Kritik an dem Bericht von Analysten bei Barclays: Die Studie beruhe weitgehend auf „Schätzwerten“, sie komme „verspätet“ und sei „sehr enttäuschend“, vor allem, weil sie keine echten Politiklösungen bereithalte.
Regulatoren in den USA und in Großbritannien vertreten als Absicherungsberechnung und Ergänzung zur Eigenkapitalquote die Berücksichtigung der Fremdkapitalquote. Diese kann, unabhängig vom Gesamtrisiko, Auskunft über den Verschuldungsgrad einer Bank angeben.
Tatsächlich kann das Dilemma nur auf eine Weise aufgelöst werden: Banken müssen selbst zu 100 Prozent für die Risiken haften, die sie eingehen. So lange die Banken die Chance haben, vom Steuerzahler gerettet zu werden, werden sie die Risiken in der Öffentlichkeit schönrechnen. Das gehört zum Teil des Geschäftsmodells. Der Bail-Ourt wird von den Banken als eine weitere Form von Einnahmen gesehen, mit denen man dann im Grunde weiter spekulieren kann.
Eindrucksvoll haben dies jene irischen Banken dokumentiert, die sich vor lauter Lachen über die deutschen Banken-Retter kaum noch einkriegen konnten (hier).
Den Politikern ist zwar das Lachen vergangen.
Handhabe gegen die Zocker-Banken haben sie indes keine.
Nicht einmal der Regulierer blickt durch, wie die aktuelle Studie aus Basel zeigt.
Eine wirkliche Reform dieses Systems ist offenbar nur durch einen Crash möglich.