Politik

Merkel: Wir haben ein tolles Datenschutz-Gesetz

Bundeskanzlerin Merkel ist hinsichtlich der Prism-Affäre alles andere als aufgeregt. Das was die Bundesregierung über die NSA-Aktivitäten nicht gewusst habe, werde einfach jetzt in Erfahrung gebracht. Und ob sich der NSA an deutsches Gesetz gehalten hat, weiß sie auch nicht. Ihr selbst sei jedenfalls nicht bekannt, dass sie abgehört wurde.
15.07.2013 08:38
Lesezeit: 2 min

Die lapidare Art und Weise mit der Angela Merkel und Innenminister Friedrich der massiven Überwachung durch den amerikanischen und britischen Geheimdienst entgegentreten, ist schon bemerkenswert. Eigentlich ist ja alles in Butter, könnte man meinen.

Noch vor seinem USA-Besuch sprach Friedrich davon, welch „edlem Zweck“ das Speichern von Daten und gezielte Ausspähen der Kommunikationsinhalte diene. Kein Wunder also, dass letztlich vergangene Woche eigentlich kaum etwas dabei herausgekommen ist (hier). Wer keine Erwartungen hat, kann auch nicht enttäuscht werden – eine Strategie, die Friedrich in diesem Fall besonders häufig zu vertreten scheint.

Wirklich anders verhält es sich aber bei Angela Merkel auch nicht. Im ARD-Sommerinterview schwärmte sie davon, dass Barack Obama angekündigte habe, jetzt ein paar Akten deklassifizieren zu lassen. Damit könnten deutsche Sicherheitsexperten schauen, ob sich die US-Geheimdienste in der Vergangenheit an deutsches Recht gehalten haben. Wie großzügig von Obama, findet auch Merkel: Die Zusage zur Deklassifizierung bestimmter Akten sei ein „wichtiges Zeichen“. Und natürlich werden diese Akten zeigen, dass alles mit rechten Dingen zuging. Und Merkel wird sogar ein wenig fordernd – als würde Obama sich das Interview selbst anhören: „Ich erwarte eine klare Zusage der amerikanischen Regierung, dass man sich auf deutschem Boden an deutsches Recht hält in Zukunft“.

Auf die Frage, ob es nicht ein Armutszeugnis für die Regierung und die deutschen Geheimdienste sei, von den NSA-Aktivitäten nichts gewusst zu haben, sagte Merkel: „Wir haben das, was wir wissen, gesagt, und das, was wir nicht wussten, bringen wir jetzt in Erfahrung.“ Lächelnd sagt sie etwas später: „Mir selber ist nichts bekannt, wo ich abgehört wurde, sonst hätte ichs schon dem PKGr gemeldet“.

Hier zeigt sich wieder, wie volksnah Merkel ist. Ein kleiner Scherz in Ehren, das beruhigt die deutsche Bevölkerung. Doch die meisten Bürger haben beispielsweise nicht solch hohe Sicherheitsvorkehrungen für ihr Handy (hier). Und viele Zuschauer wissen vielleicht auch nicht auf Anhieb, was die Bundeskanzlerin so salopp als PKGr bezeichnet. Das PKGr ist unser Freund, das Parlamentarische Kontrollgremium, genau das, vor dem die deutschen Geheimdienste und auch Friedrich zu den Späh-Affären berichten müssen. Was sie aber dort sagen, ist natürlich wieder streng geheim – zum Schutz der Bevölkerung natürlich.

Mit der Gesetzeslage hinsichtlich des Datenschutzes in Deutschland ist Angela Merkel jedenfalls zufrieden. „Wir haben ein sehr gutes Recht mit dem G10-Gesetz“, so die Bundeskanzlerin. Ein wirklich „sehr gutes Recht“, wie sich in der jüngeren Vergangenheit gezeigt hat – sehr gut jedenfalls für die USA (hier). Und die Bundeskanzlerin geht sogar noch weiter. „Wir haben ein tolles Bundesdatenschutzgesetz“ – das aber im Zuge der Bekämpfung der Steuerhinterziehung schnell aufgeweicht werden kann (mehr hier).

Das eigentliche Problem sei ja, dass es einfach sehr verschiedene Datenschutzregeln gibt. Deswegen müssten nun europaweit strengere Datenschutzregeln auf den Weg gebracht werden. Wie stark die Diskussion über EU-weite Datenschutzregeln jedoch eher auf die Bedürfnisse der internationalen Unternehmen eingeht, statt auf den Schutz der EU-Bürger, zeigte sich bereits mehrfach (hier). Vor allem die deutsche Bundesregierung hatte zuletzt mit sieben weiteren EU-Staaten für eine Lockerung des Datenschutzes in Europa gestimmt (mehr hier).

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Russisches Schatten-Schiff vor Polens Küste: Polen interveniert - ein verdächtiges Manöver?
22.05.2025

Ein russisches Schiff der „Schattenflotte“ hat verdächtige Manöver in der Nähe des Verbindungskabels zwischen Polen und Schweden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI statt Ruhestand: Google-Mitgründer Brin kehrt zurück – jetzt wird’s ernst
22.05.2025

Sergey Brin ist zurück – getrieben von der KI-Revolution. Google greift mit neuer Macht an, doch die Fehler der Vergangenheit sitzen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliardär Arnault warnt: EU treibt Industrie in den Abgrund
22.05.2025

Bernard Arnault, der reichste Mann Europas, schlägt Alarm: Die EU spiele mit dem Feuer, während Zölle explodieren und ganze Branchen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Brüssel bremst Billig-Boom: EU erklärt Temu und Shein den Zoll-Krieg
22.05.2025

Die EU greift zur Zollkeule: Mit einer neuen Pauschalabgabe sollen Temu und Shein ausgebremst werden – doch am Ende zahlen Europas...

DWN
Finanzen
Finanzen Immobilien: Banken vergeben deutlich mehr Kredite für Wohnimmobilien
22.05.2025

Die Immobilienpreise waren zeitweise spürbar gefallen, nun kommt der Markt wieder in Fahrt. Verbraucher und Investoren schließen deutlich...

DWN
Finanzen
Finanzen WHO verabschiedet Pandemie-Abkommen inmitten der Finanzkrise: Deutschland sagt weitere Millionen zu
22.05.2025

Der Weltgesundheitsorganisation fehlen in den kommenden zwei Jahren 1,7 Milliarden Dollar (rund 1,5 Mrd Euro), unter anderem, weil die USA...

DWN
Panorama
Panorama Einwanderungsland Deutschland: Jeder vierte Mensch hat einen Migrationshintergrund
22.05.2025

Rund 21,2 Millionen Menschen mit Einwanderungsgeschichte haben im vergangenen Jahr in Deutschland gelebt. Das sind vier Prozent mehr als im...

DWN
Politik
Politik AfD Ausschussvorsitz: Schwarz-Rot verhindert AfD-Politiker - Alle sechs AfD-Kandidatin scheitern
22.05.2025

In sechs Ausschüssen des Bundestags hat die Partei „Alternative für Deutschland“ ein Vorschlagsrecht. Wie die SPD haben CDU und CSU...