Politik

Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN)

Dr. Tobias Lindner (Bündnis 90/Die Grünen) ist Bundestagsabgeordneter. Er ist Mitglied im Haushaltsausschuss, im Rechnungsprüfungsausschuss (Unterausschuss des Haushaltsausschusses) und im Ausschuss für Wirtschaft und Technologie. Des Weiteren ist er stellvertretendes Mitglied im Verteidigungsausschuss.
16.09.2013 01:53
Lesezeit: 1 min

Welchen Weg soll die EU einschlagen: Mehr Abgabe von Souveränität an Brüssel oder Rückgabe von Souveränität an die Nationalstaaten, wie von den Briten gefordert?

Wir brauchen mehr Europa, um gestärkt aus der Krise zu kommen. Als Währungsunion brauchen wir auch eine gemeinsame Wirtschafts- und Finanzpolitik. „Mehr Europa“ bedeutet aber für mich auch, dass Europa demokratischer werden muss. Statt wie Merkel auf Hinterzimmertreffen zu setzten, wollen wir GRÜNE, dass das Europäische Parlament in seinen Rechten gestärkt wird.

Soll es eine gemeinsame Haftung für die Schulden geben, oder soll jeder Nationalstaat für seine eigenen Schulden haften?

Wir GRÜNE unterstützen den vom Sachverständigenrat vorgeschlagenen Altschuldentilgungsfond. Die damit verbundene Vergemeinschaftung von Schulden ist begrenzt - im Gegenteil zum unbegrenzten Staatsanleihenkauf, zu dem sich die EZB auf Grund der politischen Verweigerungshaltung von Angela Merkel gezwungen sah. Die EZB hat damit schon in großem Umfang Risiken vergemeinschaftet und dies jenseits von politischer Kontrolle. Die Bundeskanzlerin muss der Wahrheit ins Auge schauen und wird sich nach den Bundestagswahlen nicht mehr um ihre Verantwortung drücken können.

Sparen geht am besten durch effizienten Einsatz von Steuergeldern. Sind Sie dafür oder dagegen, dass Behörden und Politiker, die nachweislich Steuergelder verschwendet haben, dafür auch bestraft werden sollen, etwa durch ein Bußgeld?

Bei nachgewiesener grober Fahrlässigkeit, z.B. wenn Ergebnisse von Ausschreibungsverfahren ignoriert werden, könnte ich mir ein Bußgeld vorstellen. Bei politischen Entscheidungen ist eine Strafbarkeit aber grundsätzlich schwierig. Nehmen wir das Betreuungsgeld. Aus meiner Sicht ist das eine Verschwendung von 1,2 Milliarden Euro Steuern pro Jahr. Damit bin ich nicht allein, denn wiederholt haben die EU-Kommission, die OECD und wissenschaftliche ExpertInnen Deutschland aufgefordert, Regelungen abzuschaffen, die die Nichterwerbstätigkeit von Frauen fördern. Die Koalition tut mit dem Betreuungsgeld das Gegenteil. Trotzdem wäre eine Strafbarkeit im juristischen Sinne hier unangebracht.

Was die Ausgaben des Bundes betrifft: Wir Grünen haben Einsparvorschläge im Bundeshaushalt von insgesamt 3 Milliarden Euro vorgelegt. Zum Beispiel wollen wir auf teure und unsinnige Rüstungsprojekte verzichten und die Bundeswehr weiter verkleinern.

Ein möglichst effizienter Einsatz von Steuergeldern macht nachhaltige Konsolidierung bei gleichzeitig zunehmenden Zukunftsinvestitionen möglich. Überflüssige Ausgaben für Waffenkäufe, kontraproduktive Projekte wie die Herdprämie und umweltschädliche Subventionen gehören hingegen abgewählt. Die wichtigste Strafe für Steuerverschwendung wäre erst mal ein Denkzettel für Schwarz-Gelb bei den Bundestagswahlen. Konsequent wäre auch ein Rücktritt von Drohnen-Minister de Maiziére.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trotz US-Verboten finden chinesische Tech-Giganten Wege, um im KI-Rennen zu bleiben
14.06.2025

Die USA wollen Chinas Aufstieg im KI-Sektor durch Exportverbote für High-End-Chips stoppen. Doch Konzerne wie Tencent und Baidu zeigen,...

DWN
Technologie
Technologie Einsatz von Tasern: Diskussion um „Aufrüstung“ der Polizei
14.06.2025

Taser gelten als umstritten, nun will Innenminister Alexander Dobrindt damit die Bundespolizei ausrüsten. Kritik kommt von Niedersachsens...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividendenstrategie: Für wen sie sich im Aktiendepot lohnen kann
14.06.2025

Mit einer Dividendenstrategie setzen Anleger auf regelmäßige Erträge durch Aktien. Doch Ist eine Dividendenstrategie sinnvoll, wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krisenmodus in der Industrie: Autohersteller weichen Chinas Regeln aus
14.06.2025

Weil China den Export kritischer Magnetstoffe drastisch beschränkt, geraten weltweite Lieferketten ins Wanken. Autohersteller suchen eilig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft H&M baut Milliardenhandel mit Secondhand-Mode aus
14.06.2025

H&M will das Image der Wegwerfmode abschütteln – mit gebrauchten Designerstücken mitten im Flagshipstore. Wird ausgerechnet Fast...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Atomkraftgegner fordern Ende der Uran-Geschäfte mit Kreml
14.06.2025

Atomkraftgegner wenden sich an die Bundesregierung: Sie fordern einen Stopp russischer Uranlieferungen nach Lingen. Auch die hybride Gefahr...

DWN
Finanzen
Finanzen Teuer Wohnen in Deutschland: Rund jeder Siebte zahlt mehr als halben Monatslohn für Miete
14.06.2025

Nach der Mietzahlung ist bei manchen nicht mehr viel übrig für den Rest des Monats, zeigt eine Studie. Jedoch haben viele Menschen auch...

DWN
Technologie
Technologie Autoren fragen, ob ihre Werke für künstliche Intelligenz genutzt werden können – eine unmögliche Mission?
14.06.2025

Ein Ex-Spitzenmanager von Meta warnt: Wenn KI-Unternehmen vor jedem Training urheberrechtlich geschützte Werke lizenzieren müssten,...