Politik

EU-Parlament blamiert sich bei Anhörung zu Abhörskandal

Das EU-Parlament befragt derzeit den belgischen Telefonanbieter Belgacom zu einem Cyber-Angriff. Zur Anhörung war auch der Direktor des britischen Geheimdienstes eingeladen, er kam aber nicht. Die Anhörung zeigte, dass die meisten Abgeordneten gar nicht verstanden, worum es bei dem Thema eigentlich geht.
07.10.2013 01:50
Lesezeit: 1 min

Am Donnerstagabend fand eine fünfte Anhörung vor dem EU-Parlament zum Cyber-Angriff auf den belgischen Telefonanbieter Belgacom statt. Ziel dieses Angriffs sollen unter anderem EU-Abgeordnete gewesen sein. Neben Vertretern der Belgacom war auch der Direktor des britischen Geheimdienstes, Sir Iain Lobban, geladen worden. Dieser sagte jedoch einen Tag vor der Anhörung ab.

Die EU-Parlamentarier haben jedoch während der Anhörung der Belgacom-Vertreter gezeigt, wie wirkungslos eine solche Anhörung sein kann, wenn nicht die richtigen Fragen gestellt werden. Die Anhörung sei von „Ahnungslosigkeit der EU-Parlamentarier und Nichtinformation seitens des belgischen Telekombetreibers geprägt“ gewesen, kritisiert der Internet-Experte Erich Moechel vom ORF, der der Anhörung beiwohnte. „Zudem waren die Reihen so schwach besetzt, dass es einleitend sogar den Antrag gab, die Sitzung überhaupt abzusagen“, so Moechel.

Im Juli endeckte der belgische Telefonanbieter Belgacom einen vermeintlichen Virus in seinem System. Ein Virus, mit dessen Beseitigung Belgacom erst Mitte September begannen. Wie sich herausstellte, handelte es sich dabei aber nicht um irgendeinen Virus, sondern um eine Schadsoftware, die der britische Geheimdienst eingeschleust haben soll. Das zumindest berichtete der Spiegel seinerzeit mit Verweis auf Snowden Dokumente. In diesen war die Rede von der Operation Socialist des britischen Geheimdienstes. Ziel war der Datenverkehr über Mobilfunk, der über Belgacom lief.

„Seitens der Parlamentarier wurden (…) Fragen gestellt, die schon im Ansatz am Thema vollständig vorbeigingen“, kritisiert Erich Moechel. So wurde beispielsweise gefragt, ob mit der Schadsoftware auch Telefonate abgehört werden konnten. Die Belgacom-Vertreter verneinten dies.

Moechel spottet: Hätten die EU-Abgeordneten sich vor der Anhörung einmal den Spiegel-Bericht etwas genauer angeschaut, hätte ihnen auffallen müssen, dass es die schädliche Software auf den Internet-Datenverkehr über Mobilfunk abgesehen hatte, nicht jedoch auf das Abhören von Telefonaten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...