Politik

Der perfekte EUropäer ist reich und heimatlos

Lesezeit: 1 min
08.01.2014 00:20
Der ideale EUropäer ist reich und heimatlos: Nach diesen Kriterien sucht eine britische Anwaltskanzlei derzeit für Malta neue Staatsbürger aus, die sich die schlappe Summe von 650.000 Euro einen Pass ohne Aufenthalts-Verpflichtung kaufen können. Die Aktion, die Geld in die leeren Kassen des maroden Inselstaats spülen soll, ist erstaunlich erfolgreich.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die britische Anwaltskanzlei Henley & Partners verdient Millionen Euro mit einem eigenartigen Geschäft. Sie wurde von der Regierung Maltas beauftragt, dem Inselstaat reiche, neue Staatsbürger zuzuführen. Bisher hat die  Einbürgerung zahlungswilliger Personen 20.000 neue EU-Bürger auf dem Papier hervorgebracht.

Die einzubürgernden Personen müssen noch nicht mal einen Wohnsitz in Malta haben. Eine Zahlung von 650.000 Euro reicht aus, um einen EU-Pass zu erhalten. Direkte Angehörige können dann gegen Zahlung von 25.000 bis 50.000 Euro eine Staatsbürgerschaft beantragen (mehr hier).

Mit dem so erwirtschafteten Geld will Malta einen Anlagefonds in Höhe von einer Milliarde Euro gründen. Die britischen Anwälte erhalten rund vier Prozent der Einnahmen für ihre Akquise-Tätigkeit, also rund 40 Millionen Euro.

Henley’s &Partners gibt eine Risikobewertung über jeden Staatsbürgerschaft-Ansuchenden ab. Über die Staatsbürgerschaft selbst entscheidet eine offizielle, staatliche Behörde. Wenn der Antrag abgelehnt wird, erhalten die Briten kein Geld. Viele sehen somit einen erheblichen Interessenskonflikt bei dem Beratungsunternehmen, berichtet EUObserver.

„Es ist so, wie wenn man zu einem Lehrer, der Prüfungen korrigiert, sagt: ,Ich gebe dir 26.000 Euro für jeden Schüler, der den Test besteht‘“, kritisiert der maltesische Abgeordnete Jason Azzopardi die Einbürgerungsmethode.

Mit einer durchschnittlichen Bearbeitungszeit von sechs Monaten ist die Staatsbürgerschaft-Vergabe in Malta die schnellste in der gesamten EU.

Tatsächlich gibt es verschiedenen Staaten ähnliche Programme. Allerdings ist Malta der einzige Staat, der seine Staatsbürgerschaft auch an Käufer vergibt, die keinen Tag im Land zubringen wollen.

Die Praxis zeigt: Was in der EU offenbar zählt, ist die Bonität.

Und nicht der Mensch.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neuentdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...