Finanzen

EU: Deutscher Export gefährdet Stabilität der Wirtschaft

Deutschland hat den höchsten Exportüberschuss der Welt. Doch EU-Kommission und US-Finanzministerium warnen, der deutsche Export gefährde die Stabilität der Wirtschaft. Sie fordern Deutschland auf, die Binnenwirtschaft zu stärken. Für den Überschuss ist fast ausschließlich der Warenhandel verantwortlich.
14.01.2014 11:34
Lesezeit: 1 min

Neue Munition für die Kritiker der deutschen Exportstärke: Deutschland hat 2013 nach Berechnungen des Ifo-Instituts den weltweit höchsten Exportüberschuss erzielt. Mit umgerechnet rund 260 Milliarden Dollar weise die Leistungsbilanz ein deutlich höheres Plus aus als die der weltgrößten Handelsnation China mit rund 195 Milliarden Dollar. Auf Rang drei folgt der Rohstoffexporteur Saudi-Arabien, geht aus Berechnungen des Münchner Instituts für die Nachrichtenagentur Reuters hervor.

Demnach hat Deutschland im vergangenen Jahr in Euro gerechnet mit rund 200 Milliarden einen Rekordüberschuss in der Leistungsbilanz erzielt. Das entspricht 7,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. In diesem Jahr soll er auf 7,4 Prozent steigen, sagt das Ifo-Institut voraus. Die EU-Kommission stuft Werte von mehr als sechs Prozent auf Dauer als stabilitätsgefährdend ein und nimmt deshalb seit einigen Monaten die deutschen Überschüsse genauer unter die Lupe. Auch das US-Finanzministerium sieht durch sie die Stabilität in Europa und der globalen Wirtschaft gefährdet. Denn Ländern mit Exportüberschüssen stehen Länder mit Defiziten gegenüber, die ihre Importe über Schulden finanzieren müssen.

Größter Kapitalexporteur der Welt

Dabei ist der deutsche Überschuss im Handel mit den Euro-Ländern im vergangenen Jahr geschrumpft. Mit den USA hat er ein Rekordhoch erreicht. „Erstmals seit der Wiedervereinigung dürfte im Jahr 2013 auch mit China ein leichter Überschuss erzielt worden sein”, erklärte das Ifo-Institut.

Es bezeichnet Deutschland als „größten Kapitalexporteur der Welt. Leistungsbilanzüberschüsse messen jenen Teil der Ersparnis eines Landes, der nicht zu Hause investiert wird“, erklärte das Ifo. „Anstatt im Inland viel zu investieren, exportierte Deutschland wiederum einen Großteil seiner Ersparnisse ins Ausland.“ Das Geld gehe einerseits in Sach- und Finanzanlagen im Rest der Welt. Andererseits fließe es – direkt oder indirekt – auch in Form von Rettungskrediten oder öffentlichen Hilfen in Euro-Krisenländer.

In die Leistungsbilanz geht der gesamte Waren- und Dienstleistungsverkehr mit dem Ausland ein, aber beispielsweise auch Entwicklungshilfe und Vermögenseinkommen. „Für den deutschen Überschuss war fast ausschließlich der Warenhandel verantwortlich“, erklärte das Ifo-Institut.

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