Politik

Regierungskrise in Italien: Premier Letta tritt zurück

Der Machtkampf in der italienischen Sozialdemokratie ist entschieden: Matteo Renzi hat den Rücktritt seines Parteifreundes Premier Letta erzwungen. Euro-Gruppenchef Jeroen Dijsselbloem warnte vor Turbulenzen in der Euro-Zone.
13.02.2014 18:03
Lesezeit: 1 min

Der italienische Regierungschef Enrico Letta tritt zurück. Er werde seine Demission am Freitag Staatspräsident Giorgio Napolitano vorlegen, teilte das Büro von Letta am Donnerstag mit. Letta verabschiedete sich kurz von seinen Mitarbeitern und sagte, dass er versucht habe, in den vergangenen Monaten das Land ordentlich zu führen. Zu seinem Sturz durch den Parteifreund Matteo sagte Letta, dass dies natürlich eine Enttäuschung sei, er aber auch "heitere Gefühle" empfinde. Letta: "Und wie Sie wissen, bin ich kein Freund von Duellen."

Italiens Ministerpräsident Enrico Letta war in den vergangenen Stunden zunehmend unter Druck geraten. Sein parteiinterner Rivale Matteo Renzi bekräftigte am Donnerstag vor dem Führungsausschuss der Demokratischen Partei seine Forderung nach einer Absetzung Lettas. Italien brauche eine neue Regierung, die aber "von den gleichen Koalitionskräften" getragen werde. Neuwahlen seien derzeit nicht im Sinne des Landes. Renzi dankte Letta für dessen Dienste, die er Italien geleistet habe. Letta selbst wollte der Sitzung, in der es um seine politische Zukunft geht, fern bleiben.

Der 39-Jährige wirft dem Ex-Ministerpräsidenten ein zu geringes Tempo bei der Umsetzung dringend benötigter Wirtschaftsreformen vor. Sollte er die Rückendeckung seiner Parteifreunde erhalten, könnte es allerdings zum Bruch der Regierungskoalition kommen. Der Chef der mitregierenden Mitte-Rechts-Partei, Angelino Alfano, ließ offen, ob er weiterhin zu dem Bündnis stehen werde.

Die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone leidet massiv unter den Folgen der schwersten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg und einer Arbeitslosigkeit, wie es sie seit den 1970er Jahren nicht gegeben hat. Entsprechend nervös reagierten die europäischen Börsen am Donnerstag. Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem warnte in einem Reuters-Interview, Italien könne sich keine politische Instabilität erlauben in einer Zeit, in der es seine Wirtschaft wettbewerbsfähiger machen müsse.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...