Finanzen

Draghis Zinspolitik kostet den deutschen Steuerzahler 3,7 Milliarden Euro

Die deutschen Steuerzahlern haben im Jahr 2013 wegen der Niedrigzinspolitik der EZB 3,7 Milliarden Euro verloren. Die Bundesbank überweist 4,6 Milliarden Euro an die Staatskassen - auch das ist nur möglich, weil die Bundesbank auf die Bildung weiterer Rücklagen verzichtet.
13.03.2014 11:50
Lesezeit: 1 min

Wichtigste Einnahmequelle der Bundesbank waren auch 2013 die Zinserträge, die sich auf 7,3 Milliarden Euro summierten. Wegen der Leitzinssenkungen der EZB fielen sie damit deutlich niedriger aus als ein Jahr zuvor mit elf Milliarden Euro. In den Zinserträgen enthalten sind auch Einnahmen, die die Bundesbank im Zuge des in Deutschland umstrittenen Aufkaufs unter anderem griechischer Staatsanleihen erzielte. Die deutsche Zentralbank hatte diese - wie andere Notenbanken in der Euro-Zone zwischen 2010 und 2012 auch - im Rahmen eines Programms der Europäischen Zentralbank (EZB) gekauft.

Insgesamt lag der Gewinn im vergangenen Jahr bei 4,6 Milliarden Euro, teilte die Bundesbank am Donnerstag in Frankfurt mit. Das ist der höchste Gewinn der deutschen Notenbank seit 2008. Im vergangenen Jahr hatten hohe Rückstellungen das Ergebnis noch auf 664 Millionen Euro gedrückt. Für 2013 seien keine Rückstellungen gebildet worden, die gesamte Wagnisrückstellung bleibe deshalb bei 14,4 Milliarden Euro, sagte Bundesbank-Chef Jens Weidmann bei der Vorlage der Jahresbilanz. Eine Auflösung der auf dem Höhepunkt der Krise angeschwollenen Rücklagen sei nicht angebracht, weil angesichts der im vergangenen Jahr gesunkenen Leitzinsen für 2014 ein niedrigeres Ergebnis zu erwarten sei.

Von den 4,6 Milliarden Euro Gewinn fließen 2,5 Milliarden Euro direkt in den Bundeshaushalt, der Rest geht in die Schuldentilgung des Bundes. Die Gewinne aus Frankfurt flossen in den vergangenen Krisenjahren deutlich spärlicher nach Berlin. Vor den 664 Millionen Euro für 2012 hatte die Bundesbank für 2011 lediglich 643 Millionen Euro an Schäuble überwiesen. 2010 gab es ein Plus von 2,2 Milliarden Euro in der Bilanz.

Zur Staatsschuldenkrise in der Währungsunion äußerte sich Weidmann verhalten optimistisch: "Die notwendigen Anpassungsprozesse in den von der Krise besonders betroffenen Ländern sind erkennbar vorangekommen, das Vertrauen kehrt allmählich zurück." Allerdings bleibe die Störanfälligkeit der europäischen und der globalen Wirtschaft wegen der drückenden Verschuldung weiter hoch. Deshalb sei es auch zu früh, die Krise für beendet zu erklären, sagte er. "Um die Krise und ihre tiefer liegenden strukturellen Ursachen tatsächlich dauerhaft zu überwinden, sind weiterhin erhebliche Anstrengungen und ein langer Atem nötig."

Die deutsche Konjunktur profitiert nach Ansicht Weidmanns vom globalen Rückenwind, der maßgeblich von der weiter extrem expansiven Geldpolitik der Notenbanken herrühre. "Die Konjunktur in Deutschland dürfte auch in diesem sowie im kommenden Jahr weiter anziehen", sagte der Bundesbank-Präsident. Grund dafür sei insbesondere die starke Binnenkonjunktur, die zu einer niedrigen Arbeitslosenquote, andauerndem Beschäftigungswachstum und einem Anstieg der Löhne und Gehälter führe.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Goldrausch 2.0: Wie Google KI neu definiert – und Europa zuschaut
01.06.2025

Google I/O 2025 bietet einen tiefen Einblick in die nächste Ära der Künstlichen Intelligenz – von echten 3D-Videocalls bis hin zu...

DWN
Panorama
Panorama Nur noch fünf Minuten: Schlummertaste in Deutschland beliebt
01.06.2025

Mit der Schlummertaste kann man das Aufstehen verzögern. Ärzte raten davon ab, aber die Praxis ist gerade in Deutschland gängig....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...