Finanzen

Frankreich verlangt Ende der Defizit-Grenzen in Europa

Lesezeit: 1 min
03.04.2014 00:11
Präsident Francois Hollande fordert mehr Zeit, um die Defizit-Regeln in der Eurozone einzuhalten. Auch im Jahr 2015 wird Frankreichs Defizit noch über 3 Prozent liegen. Hollande begründet die Aufnahme immer weiterer Schulden damit, dass er das sich erholende Wachstum nicht gefährden will.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Frankreichs Forderung nach mehr Spielraum bei der Umsetzung seiner Sparpläne hat zu einem Streit mit Brüssel geführt. Präsident Francois Hollande sagte, dass er die Defizit-Grenze vorerst nicht einhalten will. Er brauche Geld für seinen neuen Wachstumsplan.

Industrieminister Arnaud Montebourg, der in der neuen französischen Regierung voraussichtlich eine führende Rolle einnehmen wird, warf der EU-Kommission Dogmatismus vor. Sie sei „in der Frage des Wachstums vollkommen nutzlos“, zitiert ihn die FT. Präsident Hollande sagte: „Es geht nicht darum, nur um des Sparens willen zu sparen.“ Vor allem wolle er nicht das sich erholende Wachstum gefährden.

Die EU-Kommission hat Frankreich wegen des Überschreitens der Haushalts-Regeln der Eurozone unter „spezifische Beobachtung“ gestellt. Bereits im vergangenen Jahr hat sie Frankreich bis 2015 Zeit gegeben, das Defizit wieder unter das Maastricht-Kriterium von 3 Prozent des BIP zu drücken. Forderungen Frankreichs nach einem erneuten Aufschub bei der Defizit-Grenze will sie nicht zustimmen.

Doch die Kommission glaubt nach eigenen Aussagen selbst nicht mehr, dass Frankreich die Defizitgrenze von 3 Prozent bis 2015 einhalten kann. Nach Zahlen der französischen Statistikbehörde Insee lag das Staatsdefizit im vergangenen Jahr bei 4,3 Prozent. Die Staatsschuldenquote liegt bei 93,5 Prozent. Die Steuereinnahmen und Staatsausgaben stiegen stärker als das BIP.

Ähnlich wie Hollande hat auch der neue italienische Premier Matteo Renzi wiederholt gesagt, dass sein Land das Staatsdefizit nicht unter 3 Prozent halten solle. Die Maastricht-Verpflichtung stamme aus einer anderen Welt, sagte er bereits im Dezember letzten Jahres. Brüsseler Bürokraten dürften nicht verhindern, dass Italien höhere Defizite macht (hier).

EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn hat angekündigt, Brüssel habe keine Wahl, als Italien offiziell vorzuladen, wenn es die Defizitgrenze verfehlt. Zu Präsident Hollande sagte er am Dienstag, dass Frankreichs Frist „in den letzten Jahren bereits zweimal verlängert worden ist“. Frankreich müsse die notwendigen Strukturreformen durchführen.

Deutschland und Finnland hatten bereits im Februar die Entscheidung der EU-Kommission aus dem Jahr 2013 kritisiert, Frankreich und Spanien zum Erreichen des Defizit-Ziels zwei weitere Jahre Zeit zu geben. Sie warfen Brüssel einen „willkürlichen Ansatz“ beim Einräumen von Zugeständnissen vor.

Ein vertrauliches Papier, das der FT vorliegt, verdeutlicht, dass Deutschland die Ansicht vertritt, Frankreich und Spanien hätten keines der Kriterien erfüllt, um Flexibilität in der Budget-Gestaltung beanspruchen zu können.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Die Rezession ist da: Bankrotterklärung Deutschlands?
09.10.2024

Schlechter als erhofft: Die Bundesregierung erwartet für 2024 eine Abnahme der Wirtschaftsleistung. Wie sollen wir da wieder herauskommen?

DWN
Panorama
Panorama Häufigste Ängste der Deutschen: höhere Preise und Migration
09.10.2024

Manche Menschen fürchten um ihren Job, andere machen sich Sorgen wegen steigender Kriminalität oder wachsenden islamistischen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitsmarkt: Fast jeder Zweite nur noch befristet angestellt. Sind Jobs auf Lebenszeit ein Auslaufmodell?
09.10.2024

Immer kürzer, immer schneller: Befristete Arbeitsverträge sind auch nach der Corona-Pandemie traurige Realität bei deutschen...

DWN
Panorama
Panorama Fußballchef bei Red Bull: Jürgen Klopp als Konzernstratege - kann er das?
09.10.2024

Es gibt verschiedene Management-Typen. Strategen, die von langer Hand planen und sich weder aus der Ruhe bringen noch in die Karten schauen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft US-Wahl: Trump fordert Importzölle - Kanada und Mexiko wären stark betroffen
09.10.2024

Die von Donald Trump geforderten Importzölle der USA könnten Kanada und Mexiko besonders stark treffen. Ihre weltweiten Exporte würden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Selenskyj-Treffen wegen Bidens Absage in der Schwebe - ändert sich die Ukraine-Strategie?
09.10.2024

Der Hurrikan "Milton" in den USA und die Verschiebung des Deutschlandbesuchs von US-Präsident Joe Biden wirbeln die westlichen...

DWN
Politik
Politik Telegram kooperiert jetzt mit den russischen Behörden: Sollte man den Messenger bald verlassen?
09.10.2024

Der Gründer von Telegram hatte lange Zeit nicht vor, mit Russland zusammenzuarbeiten, aber jetzt sieht die Lage anders aus. Russische...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Nahostkonflikt: Israel und libanesische Hisbollah im Eskalations-Modus - Vergeltungsschlag erwartet
09.10.2024

Auf Angriff folgt Vergeltung: Nahezu täglich beschießen sich die libanesische Hisbollah-Miliz und die israelischen Streitkräfte – ein...