Politik

Reaktion auf Euro-Krise: Linke und Sozialisten gewinnen im Süden Europas

Im Süden Europas hat es bei den EU-Wahlen einen Linksruck gegeben. In Griechenland wurde die Syriza stärkste Partei. Auch in Portugal und Spanien konnten linke Parteien durch die Folgen der Sparpolitik an Stimmen gewinnen.
26.05.2014 11:41
Lesezeit: 2 min

Bei der EU-Wahl 2014 zeichnet sich im Süden Europas ein deutlicher Stimmzuwachs der sozialistischen Parteien ab. Besonders in den Ländern, in denen die Troika der Bevölkerung ein rigides Sparprogramm auferlegt hat, konnten linken Parteien punkten.

In Griechenland erreicht das Linksbündnis Syriza Prognosen zufolge zwischen 26 und 28 Prozent der Stimmen und wird damit stärkste Kraft (mehr hier). Die Syriza lehnt die Reformen entschieden ab, die dem Land im Gegenzug für Milliardenkredite der Troika und des Internationalen Währungsfonds auferlegt worden waren.

Die regierende Nea Dimokratia wurde mit 23 bis 25 Prozent auf Rang zwei verwiesen. Die rechtsradikale Partei „Goldene Morgenröte” erreichte acht bis zehn Prozent der griechischen Wählerstimmen und landete auf Platz drei. Die sozialdemokratische Passok kam auf rund 8 Prozent der Stimmen.

In Spanien musste die regierende konservative Partei PP um Ministerpräsident Mariano Rajoy herbe Verluste hinnehmen. Sie gewinnt zwar mit 26,03 Prozent knapp vor den Sozialisten PSOE mit 23,04 Prozent. Doch die PP muss einen Stimmverlust von rund 10 Prozent verkraften, wie Euractiv berichtet.

Zum ersten Mal in der Geschichte Spaniens erreichen die großen Volksparteien damit weniger als 50 Prozent der Stimmen. Auf Rang drei folgte das Linksbündnis mit rund 10 Prozent der Stimmen und damit dreimal so viel wie 2009. Die Wahlüberraschung in Spanien war die neu-gegründete linke Partei Podemos („Wir können“), die auf knapp 8 Prozent der Stimmen kam.

Die Wahlbeteiligung in Spanien erreichte ein historisches Tief von rund 46 Prozent. Nur in Katalonien, wo noch immer eine politische Diskussion um die Unabhängigkeit von Spanien herrscht, erhöhte sich die Wahlbeteiligung um 10 Prozent. Dort erreichten die pro-katalanischen Bündnisse, die eine Sezession befürworten, zusammen rund 56 Prozent der Stimmen.

Auch in Portugal führte die EU-Wahl zu einem „Linksruck“. Dort gewann die sozialistische Partei PS mit 31,45 Prozent die Wahl vor der regierenden Sozialdemokraten der PDS. Die Partei um Ministerpräsident Pedro Passos Coelho erreichte in einem Mitte-Rechts-Bündnis mit der CDS nur 27,7 Prozent der Stimmen, wie Augsburger Allgemeine berichtet. Auf Rang drei landeten die Grünen Kommunisten mit 12,5 Prozent, gefolgt vom Linken Block mit 5,7 Prozent. Die Wahlbeteiligung in Portugal lag voraussichtlich knapp unter 37 Prozent.

In Italien gewannen die Sozialdemokraten 34,5 Prozent vor der EU-kritischen M5S mit 25,5 Prozent. Die konservative Forza Italia kam auf 17 Prozent und die rechte Partei Lega Nord auf 6 Prozent der Stimmen (mehr hier). In Italien sind die linken Parteien seit Jahren zerstritten und zersplittert. Das linke Bündnis „Con Tsipras“, das sich für den griechischen Spitzenkandidaten der pan-europäischen Linken stark macht, erreichte 4,5 Prozent.

In Bulgarien siegte die Oppositionell-bürgerliche GERB 28,6 Prozent. Die regierenden Sozialisten landeten mit 19,8 Prozent auf Rang zwei. In Bulgarien wurden erneut Vorwürfe von Wahlmanipulation und Stimmenkauf laut.

In Rumänien gewannen die Sozialisten der PSD mit 42,4 Prozent die Wahl vor der national-liberalen PNL mit 13,3 Prozent.

In Zypern gewann die konservative Demokratische Partei DISY mit rund 38 Prozent die Wahl. Die Linkspartei AKEL wurde mit rund 27 Prozent zweitstärkste Kraft, wie die TZ berichtet.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drei Anzeichen für ein brüchiges Arbeitsleben
07.07.2025

Neue Führung, neue Arbeitszeiten, neue Karriereträume: Wer im internationalen Wettbewerb mithalten will, muss verstehen, wie sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Börse-Ausblick: Europa trotzt Trump – doch wie lange noch?
07.07.2025

Ein halbes Jahr voller Turbulenzen: Trump, Zölle, Währungskrise – die Börsen zeigen extreme Bewegungen. Welche Märkte profitieren,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Kurs wird zur Gefahr: Europas Exporte brechen ein
06.07.2025

Ein starker Euro, schwaches Wachstum, neue US-Zölle – Europas Wirtschaft gerät unter Druck. Die EZB warnt, doch die Lage droht zu...

DWN
Politik
Politik Neuregelung der Vaterschaft: Mehr Rechte für leibliche Väter
06.07.2025

Die Bundesregierung plant eine Reform, die leiblichen Vätern zu mehr rechtlicher Anerkennung verhelfen soll. Der Entwurf aus dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungstausch: Wie Sie Ihre Ferienwohnung herzaubern und worauf Sie achten müssen
06.07.2025

Der Wohnungstausch boomt – günstig, persönlich und spannend. Doch wie funktioniert das Ganze wirklich, und worauf muss man achten,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jungmakler mit TikTok: Wie eine Generation den Versicherungsmarkt neu denkt
06.07.2025

TikTok-Reichweite, neue Rollenbilder, klare Erwartungen: Junge Makler treiben die Disruption im unabhängigen Versicherungsvertrieb voran....

DWN
Technologie
Technologie Wäschetrockner: Neues Energie-Label einfach erklärt
06.07.2025

Seit dem 1. Juli gelten für Wäschetrockner strengere Energiekennzeichnungen. Verbraucher sollen Geräte nun besser vergleichen können....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Praktika und Probearbeiten: Rechte, Pflichten und Fallstricke für Berufseinsteiger
06.07.2025

Viele Praktikanten kennen ihre Rechte nicht – und riskieren, ausgenutzt zu werden. Was wirklich erlaubt ist, wann Praktika bezahlt werden...