Politik

Daumenschraube: USA planen Stopp der Weltbank-Kredite für Russland

Lesezeit: 2 min
26.07.2014 00:10
Die USA und Kanada wollen Kredite der Weltbank, die für Russland bestimmt sind, blockieren. Die Weltbank ist eine durchwegs US-amerikanisch dominierte Einrichtung. Daher wird es für die Amerikaner kein Problem sein, die Politik der Weltbank zu bestimmen. Auch in der Vergangenheit hat die Weltbank stets loyal zu einem ihrer größten Geldgeber gestanden.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die USA kündigten an künftig gegen Russland-bezogene Darlehen und Investitionen der Weltbank zu stimmen, wie das US-Finanzministerium mitteilte. Eine Sprecherin des kanadischen Finanzministers Joe Oliver sagte, auch ihr Land werde gegen alle russischen Entwicklungskredite der Weltbank votieren. Zudem diskutieren die Vertreter der EU und Japans, ob sie sich der Blockade in der Weltbank anschließen.

Kanada und die USA kommen zusammen auf ein Fünftel aller Stimmen in der Entwicklungsbank. Obwohl die Institution aus 188 Mitglieder besteht, wäre schon der Boykott der beiden Länder ausreichend, um die Auszahlung von Krediten deutlich zu verzögern, zitiert Bloomberg einen Sprecher des US-Finanzministeriums.

Wenn sich die EU dem Boykott auch noch anschließen sollte, könnten viele russische Projekte in der Weltbank komplett ausgebremst werden. Auch Japan überlegt, die Strafmaßnahmen zu unterstützen, wartet jedoch noch die Reaktionen anderer Staaten ab.

„Wir werden uns überlegen, was wir unternehmen, basierend darauf, wie die Europäer und andere Nationen handeln“, so ein japanischer Vertreter.

Zuvor hatte bereits die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) entschieden, bis auf weiteres alle Projekte in Russland zu stoppen, nachdem die Anteileigner deutlich machten, dass sie solche Projekte nicht länger befürworten. Zudem planen die Europäer weitere Sanktionen gegen Russland, darunter auch Strafmaßnahmen gegen russische Banken (mehr hier).

Die Weltbank finanziert derzeit zehn Investitionsprojekte in Russland mit einem Gesamtvolumen von 668 Millionen Dollar. Allerdings wurde bisher nur etwa die Hälfte dieser Summe ausgezahlt. Hinzu kommen neun geplante Projekte in Russland im Umfang von 1,34 Milliarden Dollar, darunter Projekte im Bildungs- und Energie-Bereich.

Erst vor wenigen Wochen genehmigte die Weltbank einen neuen Investitionskredit in Russland. Während Kanada dagegen stimmte, enthielten sich die USA und einige EU-Staaten der Stimme. Weltbank-Präsident Jim Yong Kim versuchte bisher, die Institution aus der Ukraine-Krise herauszuhalten, da sie gute Beziehungen zur Ukraine und zu Russland unterhalte.

Die Weltbank ist, entgegen ihrer ursprünglichen Planung in Bretton-Woods, zu einer wichtigen Kreditmaschine in der globalen Wirtschaft geworden. Mit der Weltbank werden seit Jahren massiv US-Interessen durchgesetzt, wie der ehemalige IWF-Ökonom Joseph Stiglitz schon vor einiger Zeit kritisiert hat. In dem sehr lesenswerten Buch "Die Verpfändung der Erde" ging Bruce Rich der Entwicklung der Weltbank nach und kommt zu ernüchternden Ergebnissen. Michael Maier hat in seinem Buch "Die Plünderung der Welt" die Rolle der Weltbank durchleuchtet und bestätigt Richs negatives Urteil (das Buch hier bestellen). 

„Wir werden uns weiterhin auf die Unterstützung und Beratung beider Länder konzentrieren und ihnen dabei helfen, gegen Armut vorzugehen. Es ist sehr wichtig für die internationale Gemeinschaft, dass sie eine Organisation hat, die abseits der Politik steht und sich auf die Wirtschaft fokussiert“, so der Weltbank-Präsident.

Vor kurzem gaben die Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (Brics) die Gründung einer eigenen Entwicklungsbank bekannt. Die Alternative zur Weltbank soll Kredite für Infrastrukturentwicklung an die Gründungsstaaten vergeben (hier). Die Brics-Staaten kritisierten zuvor mehrfach, dass die USA die Weltbank und den IWF zu politischen Zwecken missbrauchen würden. Zudem waren die Amerikaner bisher nicht bereit, den aufstrebenden Wirtschaftsnationen dort mehr Einfluss einzuräumen.

In seinem Buch beschreibt Michael Maier, wie die Weltbank und der IWF die Interessen der US-Politik verfolgen. Weil die globalen Schulden-Maschinen von den US-Geldern abhängig sind, können sie aus Washington leicht gesteuert werden. Das kann, wie jetzt im Fall Russlands, ein starken Mittel sein, um Weltpolitik zu machen. Denn auch die Russen wurden zum Schulden-Machen eingeladen - und haben die Einladung dankbar angenommen. 

Michael Maier, Die Plünderung der Welt

Wie die Finanz-Eliten unsere Enteignung planen 288 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag 19,99 € (D), 20,60 € (A)

Auch als E-Book erhältlich

ISBN 978-3-89879-853-2

FinanzBuch Verlag, München 2014

Das Buch ist überall im Buchhandel erhältlich. Beim Verlag kann es hier bestellt werden.

Das Buch ist bei Amazon erhältlich - hier.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Trumps missglücktem Finanztrick: Stillstand der US-Regierung doch noch abgewendet
21.12.2024

Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus...