Politik

Nato baut schnelle Eingreif-Truppe für Osteuropa auf

Die Nato stellt eine rasche Eingreiftruppe auf, die als „Antwort auf russische Aggression in der Ukraine“ zum Einsatz kommen kann. Die Truppe wird unter dem Oberkommando der Briten stehen. 10.000 Mann werden vor allem aus dem Baltikum und den Niederlanden entsandt. Litauen ist der Auffassung, dass die Ukraine den Krieg gegen Russland stellvertretend für ganz Europa führe.
30.08.2014 16:53
Lesezeit: 2 min

Großbritannien und sechs weitere Staaten stellen im Rahmen der Nato eine schnelle Eingreiftruppe in Divisions-Stärke auf, um eine „Antwort auf die russische Aggression in der Ukraine“ geben zu können, wie die FT berichtet. Die Stärke soll mindestens 10.000 Mann betragen. Es soll eine funktionsfähige Division mit kurzer Reaktionszeit ins Leben gerufen werden. Die Truppe wird aus Luft-, See- und Bodenstreitkräften bestehen 

Sie soll durchgehende Militärübungen abhalten und jederzeit einsatzbereit sein. Dadurch soll die Macht der Nato ausgebaut werden. Auslöser dieser Entscheidung ist die russische Aggression in der Ukraine. An dem neuen Korps werden zunächst Dänemark, Lettland, Estland, Litauen, Norwegen und die Niederlande teilnehmen. Kanada hat sein Interesse an der Mitwirkung angemeldet.

Vor allem die baltischen Staaten drängen auf ein rasches Handeln der Nato: Die litauische Präsidentin Dalia Grybauskaite plädiert sogar offen für eine militärische Unterstützung der Ukraine. «Wir müssen militärisch unterstützen und militärisches Material in die Ukraine senden», sagte Grybauskaite vor Beginn eines Treffens der europäischen Staats- und Regierungschefs in Brüssel.

Russland befinde sich mit der Ukraine faktisch im Krieg und damit in Auseinandersetzungen mit einem Land, das näher an Europa rücken wolle. „Das heißt, dass Russland praktisch im Krieg mit Europa ist“, sagte die Politikerin. „Die Ukraine ficht heute einen Krieg stellvertretend für ganz Europa aus.“ Litauen war ebenso wie die Ukraine einst Teil der Sowjetunion.

Grybauskaite forderte im Verhältnis zu Russland ein komplettes Embargo für Militärgüter. Sanktionen gegen Moskau müssten auf bestehende Rüstungsverträge ausgeweitet werden. Bisher sind nur künftige Lieferungen betroffen. Paris will eine bereits vereinbarte Lieferung von Kriegsschiffen an Moskau noch ausführen.

Der britische Premierminister David Cameron wird die Gründung des neuen Militärkorps in der kommenden Woche auf dem Nato-Gipfel in Wales in verkünden.

„Wir müssen uns mit dem Gedanken anfreunden, dass es verschiedene Sicherheits-Zonen in Europa gibt“, zitiert die FT den Direktor des Londoner Royal United Services Institute. Europa müsse als eine einheitliche Sicherheits-Zone betrachtet werden. Für Ost- und Westeuropa sei die Nato zuständig. Die Osteuropäer seien als integraler Bestandteil der Nato einzuordnen.

Die Logistik der neuen Eingreif-Truppe werde Großbritannien zur Verfügung stellen. Auch die strukturelle Organisation werde London vornehmen. Zudem werden die Afghanistan-Veteranen ein neues Betätigungsfeld auf dem europäischen Kontinent finden. Denn der britische Rückzug vom Hindukusch ist in vollem Gange.

Das militärische Vorhaben werde die diplomatischen Beziehungen zwischen Großbritannien und Osteuropa vorantreiben. Das werde auch den wirtschaftlichen Beziehungen zugutekommen. Das ist zumindest der Wunsch Londons. Die Mitgliedsstaaten der Eingreiftruppe werden ein besonderes Interesse am Erwerb von britischen Militär-Ausrüstungen entwickeln. Dadurch soll die heimische Rüstungsindustrie angekurbelt werden.

Die Nato ist irritiert, weil Russland dem westlichen Bündnis in der modernen Kriegsführung offenkundig überlegen ist. Das Bündnis ist auf der Suche nach einem neuen Sinn und will bei seinem Gipfel kommende Woche in Wales eine neue Sicherheitsdoktrin auf den Weg bringen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Kupferpreis explodiert: Was Trumps Zollfantasien auslösen
11.07.2025

Eine 50-Prozent-Zollandrohung von Trump lässt den Kupferpreis durch die Decke schießen – und sorgt für ein historisches Börsenchaos....

DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
10.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Schuldenkrise: Droht der Dollar-Kollaps? Was Anleger jetzt wissen müssen
10.07.2025

Die USA spielen mit dem Feuer: Zölle, Dollar-Schwächung und wachsende Schulden bedrohen das globale Finanzsystem. Doch es gibt Strategien...