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Niedrige Preise: In Spanien wird wieder mit Immobilien spekuliert

Der spanische Immobilienmarkt gewinnt wieder an Attraktivität. Die Verkaufszahlen steigen in den vergangenen Monaten erstmals nach der Immobilienkrise wieder an. Allerdings sind die Käufer reicher und die Objekte günstiger als damals.
08.09.2014 01:43
Lesezeit: 2 min

Der spanische Immobilienmarkt zeigt Zeichen der Erholung. Mehrere positive Meldung haben in den vergangenen Monaten Bewegung in dem am Boden liegenden Markt gezeigt. Demnach sind die An- und Verkäufe um 8,8 Prozent gestiegen, die Hypotheken um 19 Prozent. In mittlerweile 20 Regionen stiegen nach sieben Jahren erstmals auch die Preise wieder, wie eine neue Studie von Deloitte zeigt.

Allerdings sind diese Wachstums-Zahlen mit Vorsicht zu betrachten, besonders nach einer Reihe von so außergewöhnlich schlechten Jahren. Viele solvente Hauskäufer hätten ihre Kaufabsichten während der Krise aus Vorsicht zurückgestellt und kämen jetzt durch die zaghafte Erholung der spanischen Wirtschaft wieder zum Vorschein. Mit einem Wachstum von jüngst 0,6 Prozent hat Spanien zuletzt das Wachstum in der Eurozone angeführt. Diejenigen, die Geld haben, nutzen jetzt die Preissituation nach dem Platzen der Immobilienblase aus und kaufen jetzt umso günstiger Eigenheime und Geldanlagen.

Die Käufer sind jedoch ganz andere als zu Blasenzeiten. Wie die spanische Wirtschafts-Zeitung Expansion berichtet, streiten sich nicht mehr wie damals junge Paare, neu Zugezogene und kurzfristige Anleger um die angebotenen Häuser. Der Boom führte damals schnell dazu, dass sich Hauskäufer mit ein zwei oder mehreren Krediten übernahmen und endete in Spanien mit zigtausenden Zwangsräumungen, weil die Besitzer ihre Schulden nicht mehr bedienen konnten.

Diese Gruppen haben zum jetzigen Zeitpunkt jedoch kaum Zugang zu Krediten. Über die Hälfte der spanischen Jugend ist arbeitslos und wer eine Arbeit hat ist durch immer neue Lohnkürzungen und Jobunsicherheit kaum in der Lage, einen Ratenkredit zu bedienen. Die Spanier haben andere Sorgen als den Immobilienerwerb. Immer mehr junge Spanier flüchtet im Gegenteil aus dem Land, sobald sie die Gelegenheit dazu erhalten. Und den Investoren, die auf kurzfristige Rendite aus sind, schrecken die Aussichten auf fehlende oder arme Mieter, die die Miete nicht bezahlen können.

Dennoch erhohlt sich der Immobilienmarkt in einigen Regionen auch durch die Binnennachfrage. Die Käufer sind jedoch reifer und reicher geworden. Sie haben Ersparnisse, die sie auch durch die neuen Maßnahmen der Regierung wie der Steuer auf Bankguthaben auf ihrem Konto nicht mehr sicher wähnen. Das Risiko beim Immobilienkauf nimmt in der Abwägung ab, weil das Risiko jeder anderen Anlageart wächst. Dies gilt für jene, die zum Kauf keine oder nur geringe Kredite brauchen. Vier von zehn Käufen, also fast die Hälfte, ging ganz ohne Hypothek über die Bühne, sagt Wirtschaftsprofessor José Garcia Montalvo gegenüber Expansion.

Auch die Investoren kommen zurück, wenn auch langsam und mit mehr Geduld: Schon Ende 2013 hatten Goldmann Sachs, BlackRock und andere Investoren den gleichen Einfall, jetzt günstige spanische Immobilien aufzukaufen.

Dabei haben sie es durchaus nicht mehr auf unbezahlbare Luxusbauten sondern auf günstige Sozialwohnungen abgesehen. Denn selbst ihnen ist klar, dass die Mehrzahl der Spanier um horrende Mieten derzeit einen Bogen machen. Sie setzten daher auf langfristige Anlagen mit moderaten Mieten. In einer Gesellschaft, die mit einer alternden Bevölkerung, über 50 Prozent Jugendarbeitslosigkeit und negativer Immigration kämpft, brauchen Investoren, die an Immobilien verdienen wollen, viel Geduld.

 

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