Unternehmen

Logistikbranche: Stimmungsbarometer sinkt

Die deutsche Logistikbranche sieht wegen der schwachen Konjunkturentwicklung skeptisch in die Zukunft. Das Stimmungsbarometer fällt um 13 Punkte auf den Stand von vor einem Jahr. Die Unsicherheit steigt wegen der Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten.
22.09.2014 17:52
Lesezeit: 2 min

Die deutschen Logistik-Firmen spüren zunehmend die Konjunkturflaute und die Verunsicherung wegen der weltweiten Krisen. „Die Stimmung der Logistiker in Industrie, Handel und Dienstleistung ist im dritten Quartal 2014 auf das Niveau von vor einem Jahr zurückgefallen”, sagte der Chef der Bundesvereinigung Logistik (BVL), Raimund Klinkner, am Montag. Das vom Kieler IfW-Institut berechnete Barometer fiel um rund 13 Punkte auf 124,9 Zähler.

Der Index spiegelt mit Werten von über 100 Punkten zwar Wachstum wieder. Die Firmen beurteilten jedoch erstmals seit Mitte 2013 ihre Lage besser als die Aussichten. „Das signalisiert eine nachlassende Dynamik der Wirtschaft und kann – wie schon häufiger in der Vergangenheit – ein Signal für längerfristig sinkende Wachstumsraten sein”, ergänzte Klinkner.

Vor allem unter den Anbietern von Logistikdienstleistungen hat sich die Stimmung eingetrübt. Der Indikator-Wert für diese Gruppe sank um gut 15 auf 130,6 Punkte. Demgegenüber ergab sich für die Logistik-Kunden in Industrie und Handel nur ein Rückgang um 10,4 auf 119,2. Während bei diesen Nachfragern vor allem die Zukunftserwartungen deutlich schlechter beurteilt werden als bislang, sehen die Anbieter auch schon die aktuelle Lage kritischer – anders als noch mehrheitlich im Vorquartal erwartet. Immerhin: Insgesamt liegen alle Indikator-Werte weiterhin deutlich oberhalb der neutralen 100er-Marke und zeigen damit immer noch eine deutlich auf Expansion ausgerichtete Grundtendenz an.

„Wir finden ein komplexes Szenario vor: Unsicherheit und Unzufriedenheit mit den Rahmenbedingungen treffen zusammen“, kommentierte Prof. Dr.-Ing. Raimund Klinkner, Vorstandsvorsitzender der BVL, das Ergebnis der aktuellen Erhebung.

Mit Ausnahme der Kapazitätsauslastung, die sogar leicht zulegen konnte, haben sämtliche Lageindikatoren der Logistikdienstleister merklich nachgegeben. Insbesondere im Inland kamen weniger Aufträge herein als im Vorquartal. „Die weiterhin gute Auslastung dürfte der Grund dafür sein, dass die Anbieter ihre Investitionspläne noch nicht merklich geändert haben. Alle übrigen Erwartungskomponenten liegen allerdings deutlich hinter den vor drei Monaten ermittelten Werten zurück“, erläutert IfW-Forscher Prof. Stefan Kooths, der die Berechnung des Logistik-Indikators betreut.

Speziell wurden die Unternehmen der Logistikbranche dieses Mal dazu befragt, wie zufrieden sie mit der Wirtschaftspolitik sind. Ergebnis: Der Bundesregierung stellen die Befragten nahezu durchweg ein schlechtes Zeugnis aus, wenn es um die Bewertung der für die Branche relevanten Politikfelder geht. Während die Stärkung des Wirtschaftsstandortes noch als knapp befriedigend beurteilt wird, kommen alle übrigen Bereiche nicht über ein ausreichend hinaus. Am schlechtesten schneiden mit einer Durchschnittsnote von 3,9 die Maßnahmen zur Bereitstellung der Verkehrsinfrastruktur ab. Aber auch die übrigen abgefragten Politikbereiche „Impulse für E-Mobilität und Citylogistik“, „Digitale Infrastruktur“ sowie „Energiewende und Energienetzausbau“ sehen die Unternehmen kaum positiver.

Die deutsche Wirtschaft war zwischen April und Juni erstmals seit einem Jahr geschrumpft. Hauptgrund dafür ist, dass einerseits die Erholung im Euro-Raum schwächer ausfällt als erhofft. Andererseits steigt die Unsicherheit wegen der Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten: Die Unternehmen halten sich deswegen mit Investitionen zurück.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Stromausfall Spanien und Portugal: Nichts geht mehr - schwierige Suche nach der Ursache
28.04.2025

Ein massiver Stromausfall Spanien und ein großflächiger Stromausfall Portugal haben am Montag die iberische Halbinsel getroffen. "Pläne...

DWN
Politik
Politik Ministerposten der Union: Alle Namen und Überraschungen im Überblick
28.04.2025

Acht Tage vor der geplanten Kanzlerwahl von Friedrich Merz steht die Aufstellung der Ministerposten der Union fest. Die SPD wird ihre...

DWN
Politik
Politik Neue Bundesregierung: Union stellt Personal für Ministerposten vor – Kabinettsliste mit Manager für Digitalisierung
28.04.2025

Rund eine Woche vor der geplanten Wahl von Friedrich Merz zum Kanzler der neuen Bundesregierung haben CDU und CSU ihre Besetzung der...

DWN
Technologie
Technologie Profi für Sicherheitslösungen: Bedrohungen sind alltäglich - so erhöhen Unternehmen die Cybersicherheit
28.04.2025

Cybersicherheitsabteilungen in Unternehmen ähneln zunehmend Notaufnahmen – jedoch mit einem entscheidenden Unterschied: Die Bedrohungen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft E-Mobilität in China: Warum der Westen zurückfällt
28.04.2025

Chinas Autobauer überrollen die E-Mobilitätswelt – effizient, günstig, selbstbewusst. Während westliche Marken im Reich der Mitte an...

DWN
Politik
Politik Nato-Beitritt Deutschlands: 70 Jahre Bündnistreue im Wandel der Sicherheitspolitik
28.04.2025

Mit einem feierlichen Festakt wird heute in Brüssel an den Nato-Beitritt Deutschlands vor fast 70 Jahren erinnert. Für den Festakt im...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Trump glaubt an Selenskyjs Verzicht auf Krim
28.04.2025

Bislang hat Selenskyj eine Abtretung von Territorium an Russland ausgeschlossen. Trump glaubt nach einem Treffen in Rom, dass sich diese...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Ausblick: Deutscher Aktienmarkt weiterhin im Zoll-Chaos – Berichtssaison nimmt Fahrt auf
28.04.2025

Der weltweite Zollstreit dürfte auch in der kommenden Woche das Geschehen am deutschen Aktienmarkt prägen. "Aktuell ist alles an der...