Politik

Baltische Staaten melden Anstieg von Luftraum-Verletzungen durch Russland

Das Baltikum, Schweden und Finnland melden einen massiven Anstieg von Verletzungen des Luftraums. Das russische Militär provoziere so Spannungen zwischen dem Westen und dem Kreml, warnt die Nato. Die Bundeswehr unterstützt die Überwachung aktuell mit sechs Kampfjets.
28.09.2014 23:06
Lesezeit: 2 min

Die baltischen Staaten verzeichnen einen dramatischen Anstieg der russischen Militär-Provokationen. Die Region befürchtet, nach der Ukraine die nächsten zu sein, deren Grenzen in Moskau missachtet werden.

Die Nato verzeichnete in diesem Jahr 68 Luftraum-Verletzungen an der Grenze zu Litauen. Das ist die höchste Zahl in den vergangenen zehn Jahren.

Lettland registrierte 150 Zwischenfälle, bei denen russische Flugzeuge mit einem „riskantes Verhalten“ beobachtet wurden.

Estland meldete fünf Luftraumverletzungen, was im Vergleich viel ist, denn: In den vergangenen acht Jahren gab es insgesamt sieben Luftraumverletzungen.

Finnland gab an, dass der Luftraum fünf Mal verletzt wurde. In den vergangenen zehn Jahren gab es durchschnittlich ein bis zwei.

Schwedens Außenminister Carl Bildt beschrieb die vergangenen Wochen als den „gravierendsten Luftraum-Einfall“ in seinen acht Jahren im Amt.

„Viele Menschen hier und in Nordeuropa sind besorgt darüber, was dies für die Zukunft bedeutet. Das ist nicht harmlos, das ist ziemlich unangenehm“, so James Rogers, Dozent an der Baltischen Verteidigungsakademie (Baltic Defence College), zur FT. Russland scheine jeden daran erinnern zu wollen, dass es noch immer über eine bedeutungsvolle Luftwaffe verfüge.

In diesem Jahr habe es bislang weit mehr als hundert „Quick Reaction Alerts“ gegeben, die durch russische Aktivitäten in fremden Lufträumen verursacht wurden, zitiert die FT einen westlichen Beamten. Das sei eine dreifache Steigerung für das gesamte Jahr 2013. Zuletzt gab es so einen Alarm in Schottland.

Einige der Flüge seien darauf zurückzuführen, dass Russland mehr Militärübungen durchführt als in den Jahren davor. „Doch in den meisten Fällen provoziert das russische Militär mit Verletzungen jenes Luftraums, für den es keine Einflug-Berechtigung hat“, so ein hochrangiger Nato-Beamte zur FT. Es gebe erhebliche Sorgen über die gestiegen Zahl der Vorfälle. „Wie in der Ukraine führt die russische Aggressivität in der Luft zu Spannungen zwischen der internationalen Gemeinschaft und dem Kreml.“

Die Bundeswehr verstärkt seit dem 1. September mit sechs Kampfjets die Luftraumüberwachung über dem Baltikum. Vier Kampfflugzeuge des Typs Eurofighter wurden dazu mit 170 Soldaten als Besatzung und Wartungspersonal vorübergehend auf den Luftwaffenstützpunkt Ämari nach Estland verlegt. Zwei weitere Jets bleiben in Deutschland in Bereitschaft. Die Entsendung der Kampfflugzeuge bis Ende des Jahres ist Teil eines Maßnahmenpakets, das die Nato als Reaktion auf die Ukraine-Krise beschlossen hatte.

Schon seit der Osterweiterung des Bündnisses 2004 übernehmen die Verbündeten im Westen die Sicherung des Luftraums über Litauen, Lettland und Estland. Aufgabe der Nato-Kampfjets ist es, fremde Flugzeuge, die in den Luftraum der Allianz eindringen, zu identifizieren und notfalls zur Landung zu zwingen. Neben Deutschland beteiligen sich an dem Einsatz derzeit nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Berlin Portugal, Kanada und die Niederlande. Die deutsche Luftwaffe schickte insgesamt zum sechsten Mal Jets.

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