Der russische Gazprom-Konzern stoppt seine Pläne zum Bau zweier weiterer Röhren der Ostsee-Pipeline Nord Stream zunächst zu den Akten. Bei fallenden Gaspreisen seien solche Projekte schwer zu realisieren und manchmal sogar unmöglich, sagte Gazprom-Manager Viktor Tschubkow am Mittwoch auf einer Konferenz in Wien. Die Entscheidung hänge auch mit der komplizierten politischen Situation zusammen, sagte eine mit der Situation vertraute Person aus dem Gazprom-Umfeld zu Reuters. Durch die Pipeline wird seit 2012 Gas aus Sibirien nach Deutschland und in weitere Staaten in Europa gepumpt. An den Leitungen sind auch E.ON und BASF beteiligt.
Das in der Schweiz ansässige Betreiber-Konsortium erklärte, die Entscheidung liege in der Hand der Anteilseigner. Gazprom hält 51 Prozent der Anteile, E.ON und die BASF-Tochter Wintershall je 15,5 Prozent, die niederländische Gasunie und GDF Suez aus Frankreich je neun Prozent.
Die Erdgaspreise sind wegen eines Überangebots unter Druck. Viele langfristige Lieferverträge sind an den Ölpreis gebunden, der seit Mitte 2014 um mehr als die Hälfte gesunken ist. Die Ostsee-Pipeline hat eine Kapazität von jährlich 55 Milliarden Kubikmetern. Dies entspricht gut der Hälfte des Jahresverbrauchs in Deutschland.
Der russische Öl-Riese streitet mit der EU-Kommission auch über den Zugang zur Opal-Leitung, durch die das Gas der Ostsee-Pipeline von Deutschland weiter nach Tschechien transportiert wird. Auch wegen des begrenzten Zugangs zu dieser Röhre ist die Ostsee-Pipeline nur zur Hälfte ausgelastet. Ob die EU Gazprom künftig einen größeren Zugang zur Opal-Pipeline einräumt, könnte sich in den nächsten Wochen entscheiden.
Gazprom will dafür die Pipeline Turkish Stream bis Ende 2016 in Betrieb nehmen. Bisher hat die Türkei noch keine Zustimmung für das Projekt gegeben. Ob die Russen die Leitung angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage wirklich bauen können, ist unklar.
Im Dezember 2014 gab Russland bekannt, dass auch der Bau der South-Stream-Pipeline abgesagt wird. Moskau hat South Stream vermutlich aus wirtschaftlichen Gründen gestoppt: Das Projekt ist zu teuer und rechnet sich wegen der flauen Wirtschaft in der EU nicht.
Als Reaktion auf den Baustopp sprach sich damals Angela Merkel dafür aus, dass Bulgarien mit Russland neue Gespräche über den Bau der South-Stream-Gaspipeline führen soll. Zudem sollen beide Seiten ihre rechtlichen Fragen „ordentlich aufarbeiten“ sollte.