Wirtschaft

Gazprom stoppt Ausbau der Ostsee-Pipeline

Gazprom verzichtet auf den Bau zweier geplanter Röhren der Ostsee-Pipeline. Bei fallenden Gaspreisen seien solche Projekte schwer zu realisieren, so ein Gazprom-Manager. Durch die Ostsee-Pipeline wird Erdgas von Sibirien nach Deutschland und Westeuropa transportiert.
28.01.2015 11:48
Lesezeit: 1 min

Der russische Gazprom-Konzern stoppt seine Pläne zum Bau zweier weiterer Röhren der Ostsee-Pipeline Nord Stream zunächst zu den Akten. Bei fallenden Gaspreisen seien solche Projekte schwer zu realisieren und manchmal sogar unmöglich, sagte Gazprom-Manager Viktor Tschubkow am Mittwoch auf einer Konferenz in Wien. Die Entscheidung hänge auch mit der komplizierten politischen Situation zusammen, sagte eine mit der Situation vertraute Person aus dem Gazprom-Umfeld zu Reuters. Durch die Pipeline wird seit 2012 Gas aus Sibirien nach Deutschland und in weitere Staaten in Europa gepumpt. An den Leitungen sind auch E.ON und BASF beteiligt.

Das in der Schweiz ansässige Betreiber-Konsortium erklärte, die Entscheidung liege in der Hand der Anteilseigner. Gazprom hält 51 Prozent der Anteile, E.ON und die BASF-Tochter Wintershall je 15,5 Prozent, die niederländische Gasunie und GDF Suez aus Frankreich je neun Prozent.

Die Erdgaspreise sind wegen eines Überangebots unter Druck. Viele langfristige Lieferverträge sind an den Ölpreis gebunden, der seit Mitte 2014 um mehr als die Hälfte gesunken ist. Die Ostsee-Pipeline hat eine Kapazität von jährlich 55 Milliarden Kubikmetern. Dies entspricht gut der Hälfte des Jahresverbrauchs in Deutschland.

Der russische Öl-Riese streitet mit der EU-Kommission auch über den Zugang zur Opal-Leitung, durch die das Gas der Ostsee-Pipeline von Deutschland weiter nach Tschechien transportiert wird. Auch wegen des begrenzten Zugangs zu dieser Röhre ist die Ostsee-Pipeline nur zur Hälfte ausgelastet. Ob die EU Gazprom künftig einen größeren Zugang zur Opal-Pipeline einräumt, könnte sich in den nächsten Wochen entscheiden.

Gazprom will dafür die Pipeline Turkish Stream bis Ende 2016 in Betrieb nehmen. Bisher hat die Türkei noch keine Zustimmung für das Projekt gegeben. Ob die Russen die Leitung angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage wirklich bauen können, ist unklar.

Im Dezember 2014 gab Russland bekannt, dass auch der Bau der South-Stream-Pipeline abgesagt wird. Moskau hat South Stream vermutlich aus wirtschaftlichen Gründen gestoppt: Das Projekt ist zu teuer und rechnet sich wegen der flauen Wirtschaft in der EU nicht.

Als Reaktion auf den Baustopp sprach sich damals Angela Merkel dafür aus, dass Bulgarien mit Russland neue Gespräche über den Bau der South-Stream-Gaspipeline führen soll. Zudem sollen beide Seiten ihre rechtlichen Fragen „ordentlich aufarbeiten“ sollte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...