Politik

Umschuldung: Frankreich und USA wollen sich in Griechenland engagieren

Alexis Tsipras tourt durch Europa, um für eine Erleichterung bei den griechischen Schulden zu werben. Obama und Frankreichs Finanzminister hat er nun auf seiner Seite. Portugal und Deutschland lehnen einen Schuldenschnitt noch immer ab. Aus Regierungskreisen heißt: Merkel wolle deswegen vermeiden, Tsipras noch vor dem EU-Gipfel in der kommenden Woche in Berlin zu treffen.
02.02.2015 23:51
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

„Wir können diskutieren, wir können verzögern“, sagte der französische Finanzminister Michel Sapin am Sonntag nach einem Treffen mit seinem griechischen Kollegen, Yanis Varoufakis. Sapin äußerte sich angesichts des anstehenden EU-Gipfels am 12. Februar, an dem auch die Schuldensituation Griechenlands Thema sein wird. Nach Irland ist Frankreich nun ein weiteres EU-Land, das sich öffentlich für eine Erleichterung für Griechenland ausspricht. „Dass die (griechische) Regierung Wege finden möchte, um die Last der Schulden und die Rückzahlung dieser zu reduzieren, erscheint mir legitim“, zitiert Sapin der EUobserver. Eine Aufhebung der Schulden solle es aber nicht geben, eher eine Verlängerung der Laufzeit.

Neben dem französischen Finanzminister meldete sich auch US-Präsident Obama zu Wort. In einem Interview mit CNN sagte er, dass „fiskalische Besonnenheit“ zwar wichtig wäre, aber in den USA habe man gelernt, dass „der beste Weg, Defizite zu reduzieren und fiskalische Solidität zurückzuerlangen“, der des Wachstums sei. „Man kann nicht die Länder weiter ausquetschen, die sich mitten in einer Depression befinden“, sagte Obama. Griechenland müsse zwar Reformen durchführen, aber dies könne nicht geschehen, wenn der Lebensstandard dadurch um 25 Prozent zurückgehe. Das sei „etwas, was weder die griechische Gesellschaft noch das politische System aushalten können“. Und weiter: „Ich hoffe, Griechenland wird in der Eurozone bleiben, das ist meine Hoffnung.“

Tsipras und sein Finanzminister sind seit den Wahlen in Griechenland auf Auslandsreisen, um für eine neue Schuldenpolitik für Griechenland zu werben. Der neue griechische Premier spekuliert darauf, die Kosten der Banken-Rettung in Europa in einer, wie er es nennt, „Schuldenkonferenz“ neu zu verteilen. Sein Druckmittel: Wenn Griechenland in die Staatspleite rutscht, sind die Deutschen mit einem Schlag um 72 Milliarden Euro, ärmer. Neben dem Besuch des Finanzministers in Frankreich, steht auch ein Besuch Tsipras in Frankreich, Italien und in Brüssel auf dem Plan. In Zypern war er bereits.

Einen Besuch in Berlin wird es jedoch noch vor dem Gipfel am 12. Februar aller Wahrscheinlichkeit nicht geben. Angela Merkel wolle eine direkte Konfrontation mit Tsipras vermeiden und werde kaum einem bilateralen Treffen vor dem EU-Gipfel zustimmen, sagte ein deutscher Beamter der Nachrichtenagentur Bloomberg. Damit wolle die Kanzlerin dem griechischen Premier zeigen, dass er in Europa isoliert sei.. Dem Hamburger Abendblatt sagte Merkel kürzlich:

„Wir, also Deutschland und die anderen europäischen Partner, warten jetzt erst einmal ab, mit welchem Konzept die neue griechische Regierung auf uns zukommen wird. Es gab schon einen freiwilligen Verzicht der privaten Gläubiger, Griechenland wurden von den Banken bereits Milliarden erlassen. Einen weiteren Schuldenschnitt sehe ich nicht.“

Mit Frankreichs Unterstützung für Griechenland wächst der Druck auf Merkel, auch, wenn Portugals Premier Coelho ebenfalls einen Schuldenschnitt für Griechenland nicht unterstützen will. Denn eine Verlängerung der Laufzeit und eine Änderung der auferlegten Maßnahmen sind bisher noch nie EU-weit ausgeschlossen worden. Und nun steht auch die Troika wieder auf dem Prüfstand. So plane EU-Kommissionspräsident Juncker, die Troika abzuschaffen. Es solle eine Alternative gesucht werden, berichtet das Handelsblatt mit Verweis auf Kommissionskreise. Dazu sei man auch bei der Bundesregierung bereit. Man könne auf die von den Griechen als erniedrigend empfundenen Kontrollbesuche in Athen eventuell verzichten und stattdessen nur noch allgemeinere wirtschaftspolitische Ziele setzen, zitiert die Zeitung aus Regierungskreisen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Immer montags krank? Jede zweite Führungskraft findet Blaumachen akzeptabel
14.07.2025

Gefährlicher Trend: Mitarbeiter fehlen jährlich durchschnittlich 21 Tage – an Montagen steigt die Zahl der Krankmeldungen um...