Politik

Türkei marschiert vorübergehend in Syrien ein

Die Türkei hat 39 Panzer und hunderte Soldaten nach Syrien geschickt - um die Gebeine eines osmanischen Helden und 38 Wachmänner zu befreien. Die Aktion war weder von der UN genehmigt noch vorher angekündigt worden.
22.02.2015 14:31
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die türkische Armee ist kurzfristig nach Syrien einmarschiert. Der offizielle Grund der nicht angekündigten Aktion: Man habe die Wachmannschaft eines osmanischen Grabes aus Syrien in Sicherheit gebracht. Der Einsatz sei in der Nacht zum Sonntag erfolgreich verlaufen, teilte der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu auf Twitter mit. Davutoğlu erklärte, die Entscheidung zur Evakuierung sei in Ankara getroffen worden. Man habe keine Genehmigung eingeholt. 572 Soldaten und 39 Panzer seien im Einsatz gewesen. Die Gebeine seien vorübergehend in die Türkei gebracht worden. Nach Angaben der türkischen Streitkräfte ist dabei ein Soldat bei einem Unfall ums Leben gekommen.

Das Grab von Süleyman Shah, dem Großvater des Gründers des Osmanischen Reiches, lag bisher in einer türkischen Exklave in Nordsyrien. Die Türkei betrachtet das Gelände des Mausoleums als ihr Hoheitsgebiet. Die Terrormiliz IS kontrolliert die Region um das Grabmal. Die Kämpfe haben seit der Befreiung der kurdisch-syrischen Stadt Kobane im Januar zugenommen. Kurdische Kämpfer sollen angeblich weiter vordringen, eine Entwicklung, die die Türkei mit Argwohn beobachtet: Sie hat eigene Interessen in Syrien und will diese im Windschatten des Bürgerkriegs in Syrien umsetzen.

Davutoğlu sagte nach Angaben der Nachrichtenagentur DHA, man habe die 38 Wachsoldaten aufgrund der verschlechterten Lage in Sicherheit gebracht. Die Zeitung «Hürriyet» berichtete, der Kontakt zur Wachmannschaft sei schwierig gewesen. Die Soldaten hätten acht Monate lang nicht ausgetauscht werden können. Nach der Evakuierung sei das Mausoleum zerstört worden.

Die Türkei hatte erklärt, ein Angriff auf das Gelände des Mausoleums werde als Angriff auf die Türkei gewertet. Das Parlament hatte die Regierung ermächtigt, militärisch einzugreifen. Der Abzug bedeutet auch einen Kurswechsel in einer Zeit, in der das internationale Bündnis gegen den IS das militärische Vorgehen verstärken will.

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan schrieb in einer im Internet veröffentlichten Erklärung, das Grab Süleyman Shahs solle zunächst im syrischen Ort Eschme, etwa 200 Meter von der türkischen Grenze, angesiedelt werden. Soldaten hissten dort noch in der Nacht die türkische Fahne.

Die syrische Baath-Partei (BASP) teilte in einer Erklärung mit, dass der Vorstoß der Türkei die territoriale Integrität Syriens verletze. Die türkischen Truppen seien ohne die Zustimmung der Regierung in Damaskus nach Syrien eingedrungen. Das syrische Außenministerium hingegen vermutet, dass es in Wirklichkeit nicht um das Grab von Suleiman Shah gehe, berichtet die syrische Nachrichtenagentur SANA. Der vorübergehende Einmarsch der Unterstützung der Rebellen im Land.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Wohnquartiere überfordert
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...