Update: Die Marseiller Staatsanwaltschaft gibt den Verdacht einer gezielten Selbsttötung bekannt: Man müsse davon ausgehen, „dass der Co-Pilot die Zerstörung des Flugzeuges bewusst eingeleitet hat“.
Im Cockpit des abgestürzten Germanwings-Flugzeugs soll nach Medienberichten zum Unglückszeitpunkt nur ein Pilot gewesen sein. Der zweite Pilot soll das Cockpit vor dem Sinkflug verlassen haben und danach vor verschlossener Tür gestanden haben - das berichteten die «New York Times» und die französische Nachrichtenagentur AFP am Donnerstagmorgen unter Berufung auf namentlich nicht genannte Ermittler, die den Sprachrekorder der Maschine ausgewertet hätten.
Zu Beginn des Flugs hätten sich die Piloten noch normal auf Deutsch unterhalten, berichtete AFP. «Dann hört man das Geräusch, wie ein Sitz zurückgeschoben wird, eine Tür, die sich öffnet und wieder schließt, Geräusche, die darauf hindeuten, dass jemand gegen die Tür klopft. Und von diesem Moment an bis zum Crash gibt es keine Unterhaltung mehr», zitiert die New York Times einen französischen Militär, der Mitglied der Untersuchung ist. Er schildert die Szene:
«Der Mann draußen klopft leicht an die Tür, aber es gibt keine Antwort. Dann klopft er stärker an die Tür, und wieder keine Antwort. Es gibt keine Antwort. Und dann kann man hören, wie er versucht, die Tür einzutreten. Wir wissen nicht, warum der Mann das Cockpit verlassen hat. Was wir aber sicher wissen, ist, dass am Ende des Fluges der andere Pilot allein im Cockpit ist und dass er die Tür nicht öffnet.»
Welcher der beiden Piloten das Cockpit verlassen hat, ist unklar: Der Pilot war laut Lufthansa-Mitteilung sehr erfahren und hatte über 6.000 Flugstunden auf dem Airbus. Der Co-Pilot dagegen war ziemlich unerfahren: Er war seit September 2013 im Dienst und hat erst 630 Flugstunden absolviert. Vor seiner Anstellung sei der Mann an der Verkehrsfliegerschule der Lufthansa, der Muttergesellschaft von Germanwings, in Bremen zum Piloten ausgebildet worden.
Vor der Lufthansa gab es dazu am Morgen weder eine Bestätigung noch ein Dementi. Auch Germanwings bestätigte die Berichte zu der verschlossenen Cockpit-Tür zunächst nicht. «Die Ermittlung der Unfallursache obliegt den zuständigen Behörden», erklärte die Lufthansa-Tochter.
Von der französischen Untersuchungsbehörde BEA war in der Nacht zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Der Staatsanwalt von Marseille kündigte für den frühen Nachmittag eine Pressekonferenz auf dem Flughafen Marignane an.