Finanzen

JPMorgan: Ukraine ist nicht pleite und soll seine Schulden bezahlen

Die Ukraine habe die finanziellen Mittel, um ihre Gläubiger zu bedienen, so die US-Bank JPMorgan. Zum Monatsbeginn meldete das Finanzministerium einen Milliarden-Überschuss. Zahlreiche US-Investoren wie George Soros investierten Millionen Dollar in die Ukraine im Vertrauen darauf, dass es zu einem Bail-out kommt.
04.06.2015 00:25
Lesezeit: 1 min

Eine Gruppe aus JPMorgan-Analysten ist der Ansicht, dass die Ukraine keinerlei Rechtfertigungsgründe für einen Schuldenschnitt vorbringen könne, weil die Regierung in Kiew erst kürzlich einen signifikanten Haushaltsüberschuss nachgewiesen hat, meldet Bloomberg. Zum 1. Juni 2015 meldete das Finanzministerium in Kiew einen Überschuss von umgerechnet 1,33 Milliarden Dollar. Die Ukraine muss dem IWF bis Mitte Juni Fortschritte bei den Verhandlungen mit ihren Anleihegläubigern nachweisen, um sich für eine weitere Teilauszahlung des 17,5 Milliarden Dollar schweren IWF-Kredits zu qualifizieren.

Am Mittwoch kletterten die ukrainischen Eurobonds auf den höchsten Stand seit Mitte Februar, da Verhandlungen zwischen der Regierung und ihren Gläubigern vorankommen. Der Coupon der Anleihe über 2,6 Milliarden Dollar mit Fälligkeit im Jahr 2017 stieg um 2,18 Cent auf 49,10 Cent. Der Coupon der Anleihe mit Fälligkeit im Jahr 2023 fiel um 1,28 Cent auf 52,86 Cent.

In der aktuellen Woche finden in London Gespräche zwischen den Beratern beider Verhandlungsseiten statt, berichtet das ukrainische Finanzministerium. Nach Insider-Informationen soll die US-amerikanische Investmentgesellschaft Blackstone Advisory die Gläubiger bei den Verhandlungen vertreten. Die Regierung hingegen wird von Lazard vertreten. Lazard berät derzeit auch die griechische Regierung. Juristisch wird die Gläubiger-Seite in der Ukraine von Weil Gotshal und die Regierung von White & Case vertreten.

Die Ukraine hat seit Januar 2015 insgesamt 2,4 Milliarden Dollar für den Schuldendienst ausgegeben. Finanzministerin Natalia Jaresko erhofft sich einen Schuldenschnitt von 15,3 Milliarden Dollar, berichtet die Nachrichtenagentur Ukrinform.

Ende Mai hatte das ukrainische Parlament die rechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen, Zahlungen an ausländische Gläubiger des hochverschuldeten Landes auszusetzen. Angesichts der ins Stocken geratenen Verhandlungen über eine Umschuldung im Umfang von 23 Milliarden Dollar verabschiedeten die Abgeordneten am Dienstag mit großer Mehrheit ein entsprechendes Gesetz, welches ein Schulden-Moratorium enthält. Damit können Rückzahlungen an Gläubiger zurückgehalten werden, deren Verhalten als “gewissenlos” eingestuft wird.

Zahlreiche US-Investoren wie George Soros investierten Millionen Dollar in die Ukraine im Vertrauen darauf, dass es zu einem Bail-out kommt. Doch der zweitgrößte Gläubiger der Ukraine – Russland – will einem Schuldenschnitt erst dann zustimmen, wenn beide Länder ein bilaterales Abkommen unterzeichnen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...